Aber sowas von ‚abgedreht‘!

XtraMeine persönliche Top 10 Liste der psychedelischen Filme

Text: Michael Kleim

Jeweils pünktlich zu den Brandenburger Sommerferien startet radioeins rbb („Nur für Erwachsene“) in den letzten Jahren ein besonderes musikalisches Event: „Wir machen 100! Die radioeins-Sommersonntage der 100 besten Lieder“.

Am 18. Juli 2021 wurden unter dem Motto „Flying Highdie 100 besten Drogen-Songs gekürt. Grundlage des Rankings bilden ganz persönliche Top-10-Listen unterschiedlichster Personen. Dadurch kommt ein sehr vielseitiges wie subjektives Ergebnis zustande, das sich in jedem Fall hören lässt.

Dieses Format brachte mich auf die Idee, ein anderes Genre diesbezüglich in den Blick zu nehmen. Filme begleiten unseren Alltag. Sie spiegeln Realitäten und erschaffen Illusionen. In unterschiedlichster Weise widmen sich Filmemacher dabei auch dem Thema „Drogen“. Der Drogenkrieg tobt in Aktion- und Kriminalfilmen, Sozialdramas bringen die destruktive Kraft dysfunktionalen Substanzgebrauchs auf die Leinwand, eine sachliche Auseinandersetzung wird in Dokumentationen gesucht. Ironie, Psychogramm, Animation oder musikalische Bezüge sind weitere Stilmittel, um Drogengebrauch filmisch darzustellen.

Experimentalfilme versuchen sich dem Phänomen „Rausch“ von innen her zu nähern. Die Kamera verlässt eine rein dokumentierende Ebene und begibt sich auf neue Wege, um Bewusstseins- und Wahrnehmungsveränderungen kreativ ins Bild zu setzen. Die Wirkung psychoaktiver Stoffe soll nachvollziehbar dargestellt werden. Dabei wollen diese Kunstwerke ihrerseits neue Erfahrungen begleiten, Effekte verstärken und visuell zu tieferen Wahrnehmungsmöglichkeiten inspirieren. Dabei werden Einflüsse aus bedeutenden Stilrichtungen der Kunst wie Surrealismus, Symbolismus oder aus religiöser Bildsprache filmisch aufgegriffen. Der Einfluss drogeninspirierter Filme auf Ästhetik, angewandte Kunst, Gebrauchsgrafik, Mode, Werbung, Multimedia und Alltagskultur sollte nicht unterschätzt werden.

Also stöberte ich zielsicher in meiner DVD-Sammlung, wälzte meine Erinnerungen und durchforstete alte Kino-Plakate. Das Ergebnis lässt sich sehen. Drogengebrauch wird in zahlreichen Filmszenen auf die Leinwand gebracht. Um diese Bilderflut einzugrenzen, konzentrierte ich mich schließlich auf Filme, die ich als „psychedelisch“ beschreiben möchte. Schnell sprang mir die Friedhofsszene in „Easy Rider“ (1969, Regie: Dennis Hopper) ins Auge. Ein gemeinsamer LSD-Trip wird durch unkonventionelle Kameraführung dargestellt.

In dem Musikfilm „Hair“ (1979, Regie: Milos Forman) wiederum findet die Acid-Wirkung durch eine verspielte Klang-Bild-Komposition ihren Ausdruck. Diesem Film gelingt es, Atmosphäre und Geist der Flower-Power-Ära filmisch überzeugend darzustellen.

Fear and loathing Las Vegas” (1998, Regie: Terry Gilliam) spaltet die Gemüter der Cineast*innen. Mich selbst hat dieser überdrehte Streifen nicht wirklich überzeugt. Zuschauer*innen, die selbst keine Begegnungen mit drogengebrauchenden Menschen haben, lässt er in einem Zustand voller Missverständnisse zurück.

„Inception“ (2010, Regie: Christopher Nolan) ist Actionfilm, Science-Fiction und Thriller in einem. Surreale Filmlandschaften springen in immer tiefergehende Traum- und Zeitebenen. Es wird eine Geschichte erzählt, die immer wieder elementare Fragen zu Bewusstsein, Wahrnehmung, Traum und Mythologie filmisch umsetzt.

Doch in meine ganz individuelle Top 10 Liste der psychedelischen Filme haben es folgende Meisterwerke geschafft:

 

Platz 10

„Yellow Submarine“

Animation, Musikfilm

Großbritannien 1967

Regie: George Dunning

Drehbuch: Al Brodax, Jack Mendelsohn, Lee Minoff, Erich Segal

Grafik: Heinz Edelmann

Musik: Beatles

Altersfreigabe: 6

„Yellow Submarine“ präsentiert ein psychedelisches Abenteuer.

Im schrillen Pop-Art-Stil und mit viel Humor wird das Märchen von den Meanies erzählt, welche alle Farben und allen Frohsinn in der Welt vernichten wollen. Doch den Beatles gelingt es, mithilfe ihrer Musik und ihrer Ideen das Dasein in seiner Buntheit zu retten. Die intensive Phantasiewelt dieses Animationsfilmes wurde auch als psychedelisches Bekenntnis, als Gegenwelt zu einer tödlich-grauen, materialistischen Alltagskultur verstanden. „Yellow Submarine“ wurde 1999 nochmals bild- und tontechnisch überarbeitet.

Lucys Xtra

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