Der Oberste Gerichtshof Brasiliens hat am 14. Juni 2022 drei Patienten den Anbau von Cannabis zur medizinischen Behandlung erlaubt – eine Entscheidung, die vermutlich landesweit in vergleichbaren Fällen zur Anwendung kommen wird.
So stimmte ein fünfköpfiges Gremium des Obersten Gerichtshofs des Landes einstimmig dafür, dass die drei Patienten Cannabis anbauen und dessen Öl zur Schmerzbehandlung gewinnen und verwenden dürfen. Nach brasilianischem Recht ist die medizinische Verwendung von Cannabisprodukten derzeit auf importierte Präparate beschränkt.
Der Eigenanbau von Cannabis für medizinische Zwecke ist vom brasilianischen Gesundheitsministerium noch nicht geregelt worden, so dass jeder, der sich seine Medizin in Eigenregie herstellt, mit Strafverfolgung rechnen muss. Richter Rogério Schietti erläuterte, das Oberste Gericht habe so entschieden, weil die Regierung es bislang versäumt habe, eine wissenschaftliche Stellungnahme zu diesem Thema abzugeben.
Schietti ist der Ansicht, dass der Diskurs gegen diese Möglichkeit moralistischer Natur sei. «Er hat oft einen religiösen Charakter, basiert auf Dogmen, falschen Wahrheiten und Stigmata», sagte Schietti. «Wir müssen dieses Vorurteil überwinden und diesen Moralismus beenden, der die Entwicklung des Themas in der Legislative verzögert und oft den Verstand der brasilianischen Richter vernebelt.»