Cannabis-Studie Zürich: Legaler Konsum unterdrückt den Schwarzmarkt

Erste Ergebnisse nach einem Jahr

Seit einem Jahr läuft im Kanton Zürich das größte Cannabis-Forschungsprojekt der Schweiz – und nun wurden erste spannende Ergebnisse präsentiert. Über 4400 Personen nehmen derzeit teil, rund 3000 von ihnen konsumieren im Rahmen der Studie legal Cannabisprodukte. Das Ziel: Die Auswirkungen einer möglichen Legalisierung auf Konsumverhalten, Gesundheit, Kriminalität und Wirtschaft wissenschaftlich untersuchen.

Die Studie wird vom Verein Swiss Cannabis Research in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich und der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich durchgeführt. Insgesamt sollen über fünf Jahre hinweg 7500 Personen begleitet werden. Noch ist Platz für rund 3000 weitere Teilnehmende.

Wissenschaftlich fundierte Grundlagen für die Politik

Die Forscher:innen setzen auf ein weltweit einzigartiges Studiendesign: Teilnehmende werden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt – eine mit legalem Zugang zu THC-Produkten, eine Kontrollgruppe ohne. So können nicht nur Korrelationen, sondern echte Kausalzusammenhänge festgestellt werden. Laut Dr. Andreas Beerli von der KOF ist dies entscheidend, um faktenbasierte politische Entscheidungen zu ermöglichen.

Schwarzmarkt gerät unter Druck

Eine der wichtigsten Erkenntnisse nach dem ersten Jahr: Viele Teilnehmende zeigen sich unzufrieden mit dem Schwarzmarkt. Qualitätsmängel, fehlender Gesundheitsschutz und Intransparenz gehören zu den häufigsten Kritikpunkten. Dennoch bezieht derzeit knapp die Hälfte der Studienteilnehmenden ihr Cannabis weiterhin zumindest teilweise auf illegalem Weg. Der Schwarzmarkt ist also weiterhin präsent – aber zunehmend unter Druck.

„Wer einmal die Erfahrung mit legalem, kontrolliertem Cannabis gemacht hat, will oft nicht mehr zurück“, sagt Paul-Lukas Good, Präsident des Vereins. Dennoch müsse das legale Angebot noch attraktiver werden, insbesondere hinsichtlich Preis, Produktauswahl und Konsumformen. Ziel sei es, mit einem vielfältigen und verantwortungsvollen Sortiment den Schwarzmarkt langfristig abzulösen.

Cannabis ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen

Die Studie zeigt: Cannabis wird längst nicht mehr nur von jungen Menschen konsumiert. Teilnehmende sind zwischen 18 und 79 Jahre alt, stammen aus allen sozialen Schichten und geografischen Regionen des Kantons Zürich. Egal ob gelegentlicher Konsum oder regelmäßiger Gebrauch – der Cannabiskonsum ist im Alltag vieler Menschen angekommen. Auch die Politik beginnt, diese Realität zunehmend anzuerkennen.

Zugang, Qualität und Verantwortung

Cannabisprodukte können derzeit an zwölf Standorten in Zürich und Umgebung erworben werden – darunter Apotheken und spezialisierte Cannabis Center. Einfache Erreichbarkeit und hohe Qualität stehen dabei im Fokus. Ein Teil des Sortiments stammt sogar aus Schweizer Bio-Produktion. Damit sollen sowohl gesundheitliche Standards als auch ethische Überlegungen berücksichtigt werden.

„Wer beim Lebensmitteleinkauf auf Herkunft und Fairness achtet, sollte das auch beim Cannabis-Konsum tun“, sagt Good. Es gehe nicht nur um Genuss, sondern auch um Verantwortung gegenüber der eigenen Gesundheit und der Gesellschaft.

Jetzt teilnehmen

Die Studie ist noch offen für neue Teilnehmende aus 34 Zürcher Gemeinden. Wer bereits Cannabis konsumiert, volljährig ist und die weiteren gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, kann sich unter pilotversuche.ch registrieren.