Text: Wayne Glausser
Der LSD-Konsum der Beatles hatte einen großen Einfluss auf ihre Musik, und ihre Musik hatte wiederum einen großen weltweiten Einfluss auf die psychedelische Kultur. John Lennon und George Harrison waren die ersten Beatles, die die Droge nahmen.
Im April 1965 waren Lennon, Harrison und ihre Frauen zu einer Dinnerparty bei Harrisons Zahnarzt eingeladen. Nach dem Essen gab der Zahnarzt heimlich etwas LSD in deren Kaffee, und die zwei Beatles befanden sich in einer kleinen Londoner Wohnung überraschenderweise auf einem LSD-Trip. Laut Steve Turner sagte Harrison, dass er an diesem Abend das Gefühl gehabt habe, „sich in alle zu verlieben“. Harrison und Lennon wurden enthusiatische Acidheads, sie nahmen Hunderte Trips; McCartney und Starr nahmen weniger häufig LSD, aber oft genug, um die bewusstseinsverändernde Wirkung der Droge zu verstehen. Bald darauf zeichnete sich eine psychedelische Wende in der Musik der Beatles ab.
Revolver (1966) war das erste Beatles-Album, bei dem der Einfluss von LSD offensichtlich ist. Der am eindeutigsten psychedelische Song ist Lennons „Tomorrow Never Knows“, der mit Worten beginnt, die Timothy Learys Handbuch für das Trippen, The Psychedelic Experience (dt. Titel: Psychedelische Erfahrungen), entlehnt waren; das Ende des Songs greift Learys Themen der Distanziertheit und Transzendenz auf, wobei das Leben als eine Reihe von Spielen gesehen wird. Lennon, die restlichen Beatles und der Produzent George Martin arbeiteten lange im Studio, um Klangeffekte zu erzeugen, die dem psychedelischen Inhalt angemessen waren. Lennon wollte, dass sein Gesang eine gespenstige Vibrato-Eigenschaft haben solle. Er schlug vor, dass sie ihn an ein Seil hängen und beim Singen herumwirbeln sollten, aber Martin ließ sich etwas Praktischeres einfallen; er nahm Lennons Stimme mit einem speziellen Lautsprecher auf, der den gewünschten Effekt erzielte. Was das Instrumentelle betrifft, erzeugten sie durch den Einsatz von Sitar und Tanbur einen östlichen Sound.
Andere Neuerungen waren rückwärts gespielte Trommel- und Gitarrenriffs und ein kompliziertes System von Tonbandschleifen, was einen komischen mövenähnlichen Ton im Hintergrund erzeugte. All diese Innovationen machten den Song zu einem Wegbereiter der psychedelischen Musik. In anderen Revolver-Songs ist der psychedelische Einfluss weniger offensichtlich, mit Ausnahme einiger Hinweise, die aber nur im Nachhinein zu verstehen sind. „She Said She Said“ enthält eine Zeile über den Tod; Lennon erklärte später, dass er diese Worte auf einem Acid-Trip in Kalifornien von Peter Fonda gehört habe. „Yellow Submarine“ wurde erst nachträglich durch die Assoziation mit dem gleichnamigen Film zu einem psychedelischen Song. Aber „Yellow Submarine“ und einige andere Revolver-Songs zeigen, wie die Beatles mit neuen Aufnahmetechniken experimentierten, um fremdartige Klänge zu erzeugen.
Diese neuen Techniken und Klänge erreichten ihren Höhepunkt auf dem nächsten Album Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band (1967), dem wohl einflussreichsten Rockmusikalbum der psychedelischen Ära überhaupt. Den ersten Song, den sie im unverwechselbaren psychedelischen Stil aufnahmen, „Strawberry Fields Forever“, war eigentlich für das neue Album gedacht, wurde dann aber nur als Single herausgebracht. „Strawberry Field“ war ein Park, in dem sich der junge Lennon mit seinen Freunden vergnügte. McCartney sagte in einem Interview, „Wir verwandelten ihn in eine Art psychedelischen Traum, so dass er für jeden ein Ort der Kindheit war, nicht nur für uns“.
Lucys Xtra
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