Drogenskandal der Münchener Polizei wird brisanter

Ermittlungen weiten sich auf 30 Beamte aus

Foto: Yohann LIBOT @yohannlibot

Entwendetes Kokain aus der Asservatenkammer. Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Verfolgung Unschuldiger. Strafvereitelung im Amt – und nun zusätzlich das «Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen».

Es sind keine Lappalien, die den beschuldigten Polizeibeamten vorgeworfen werden. Waren es im September noch 20 Personen gegen die ermittelt wurde, so sind nun weitere zehn Personen in den Fokus des bayerischen Landeskriminalamtes gerückt.

Den Auftakt der Ermittlungen lieferte ein mittlerweile wegen Kokainhandels Verurteilter während eines Gerichtsprozesses im Februar 2020: Laut eigener Aussage habe er den besagten Beamten mehrfach Kokain verkauft. Doch die Beamten sollen nicht nur das Kokain gekauft, sondern den Dealer auch aktiv beschützt haben, so ein weiterer Zeuge.

Laut Pressemitteilung werte man beim Landeskriminalamt gerade «mehr als 3,5 Mio. Chatnachrichten, mehr als 3 Mio. Bildern und mehr als 75.000 Videodateien aus.» Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.

Große Zahlen sind es, die von dem Ermittlern auf den Tisch gelegt werden. Ob jedoch die Ergebnisse auch so großspurig ausfallen werden, bleibt abzuwarten, denn Ermittlungen der Polizei gegen sich selbst sind nicht unumstritten. Sachverständige kritisieren immer wieder den (aus übertriebenem Korpsgeist resultierenden) Mangel an Mitwirkungsbereitschaft.

Dirk Netter