Gerhard Seyfried lebt in Berlin, ist Cartoonist, Comiczeichner und Roman-Autor. Seyfried ist seit den Siebzigerjahren insbesondere der Hanfszene als Zeichner bekannt, hat seitdem zahlreiche Comicbände veröffentlicht und ein umfangreiches OEuvre an Bildern geschaffen, vor allem gesellschaftskritische Werke. Wir haben den 67-Jährigen besucht und mit ihm über bayerische Polizisten, die No-Future-Generation und die Cannabislegalisierung gesprochen. Das Gespräch führte Roger Liggenstorfer.
Du hast mit deinen Zeichnungen schon ganze Generationen seit den Siebzigern geprägt, zum Beispiel mit der berühmten Polizisten-Karikatur «Wir müssen leider draußen bleiben». Hast du jemals mit der Staatsgewalt Probleme gehabt?
Seyfried: Ja, reichlich, in den 70ern und 80ern, und natürlich mit unserer ehemaligen linken Münchner Stadtzeitschrift ‹Blatt›, die immer mal wieder schikaniert und beschlagnahmt wurde. Das ist die Basis, auf der ich bekannt geworden bin.
Also hat dich die bayerische Justiz sozusagen animiert, gegen das Establishment aufzumucken?
Zu einem Teil sicher, meine Münchener Zeit hat mich da schon geprägt.
Handelt es sich denn bei den Polizisten auf deinen Cartoons vielleicht um typisch bayerische Polizisten?
Wer weiß? Kann schon sein, jedenfalls sind die Polizisten auf meinen Bildern meist recht grobschlächtig.
Sind deine Comics, zum Beispiel wegen anarchistischer Inhalte, Zielscheibe der Behörden geworden?
Nicht wirklich, allerdings gab es schon hier und da Ermittlungen, Hausdurchsuchungen und Festnahmen. Solche Querelen waren über die Jahre schon dabei.
Sind deine Bilder von realen Begebenheiten inspiriert?
Ja, jedes Bild und jedes einzelne Wort ist wahr (grinst), das sind einfach alles die üblichen Erfahrungen, die ein Mensch in Deutschland so machen kann.
Früher, so hat es den Anschein, gab es mehr junge Leute, die sich gegen die Missstände der Gesellschaft aufgelehnt haben. Ist die heutige Jugend angepasster als früher?
Es gibt da so einen Satz, der immer wieder und über Generationen hinweg zur Anwendung kam und kommt: «Eine feine Jugend, die uns da heranwächst». Nicht, dass es heute keine aufmüpfige Jugend mehr gäbe. Aber es ist schon sehr viel wenigermals zum Beispiel in den 68ern und den Achtzigern. Die Jugend ist heute deutlich eingeschüchterter als zu unserer Zeit.
Oder ist sie vielleicht abgelenkt von den allgegenwärtigen und doch recht einflussreichen Massenmedien?
Die jungen Leute sind heutzutage vor allem zu einem guten Teil geimpft. Geimpft mit Erfolgsdruck und mit der Angst vor der Aussichts- und Berufslosigkeit. Daher ist das jetzt für mich die eigentliche […]
Den ganzen Artikel kannst du im Magazin Lucy’s Rausch Nr. 2 lesen. Hier bestellen.