«Ich bin eben ganz anders»

Die visionäre Zeichnerin und Comic-Künstlerin Janine Warmbier im Gespräch

Helga, die heilige Kuh unterstreicht die Affinität der Künstlerin zu veränderten Bewusstseinszuständen. (PAPPE, ACRYL, 2013, 40 cm)

Auszug aus dem Magazin

Die freie Sicht auf Visionen – das ist die unbefangene, undogmatische, manchmal auch anarchische, stets aber eingeweihte Schau auf psychedelische Offen barungen und Erfahrungen, wie sie durch künstlerische Ausdrucksweisen reflektiert werden. In der Reihe Freie Sicht auf Visionen präsentieren wir regelmäßig visionäre oder psychonautische Kunst schaffende und ihr Werk, begleitet von fachund sachkundigen Kollegen, die uns Einblicke hinter die Kulissen der psychoaktiven Kunst gewähren.

Die Künstlerin Janine Warmbier wurde 1966 als jüngste Schwester von drei Brüdern geboren. Große Jungs finden kleine Mädchen meist nicht niedlich, sondern doof – und so flüchtete sie in ein eigenes Phantasiereich mit witzig-freundlichen Einwohnern. Von ihrer talentierten Mutter und einer Hamburger Restauratorin wurde Janine früh gefördert und lernte, ihre Phantasiewesen mit lebensfähigen Bauplänen auszustatten. Die schüchterne Begabte mit dem flotten Strich bestand die tagelange Aufnahmetortur an der Kieler Kunsthochschule und wuchs seither mit den Aufgaben. Layout für Zeitschriften und Verlage, Kinderbuchillustrationen, private Druck- und Geschenkaufträge. Wenn die vielen Beglückten Kreativität, Talent und Erfindungsgabe mit barer Münze begleichen würden, hinge der Warmbier-Himmel voller Mäuse, und Künstlerinnen wie sie hätten einen Brotberuf.

Ich besuchte die versierte Zeichnerin und begeisterte Heavy-Metal-Hörerin. Wir waren nicht allein. Augen mit bleckenden Scharniergebissen fletschten meine Socken an. Von der Wand züngelte ein blauer Meeresdrache. Eine zahnlose Hexe offerierte ein Tablett mit Pilzen, und Mäuse purzelten ringsum kopfüber.

Wann und wo kamst du das erste Mal mit Kunst in Kontakt?
Janine Warmbier: Meine Mutter kann gut zeichnen. Mit ihr malte ich oft am Küchentisch. Wenn mir langweilig war, sagte sie: Ach, mal doch mal Aladin und die Wunderlampe. Das machte ich dann mit Feuereifer. Puppen und Playmobil-Figuren waren tot. Meine Figuren aber lebten und waren für mich viel spannender. Auch mit meinem vierzehn Jahre älteren Bruder konnte ich mich gut über Kunst verständigen. Zeichnen war auch sein liebstes Hobby. In der Schule erntete ich schon in der ersten Klasse Zustimmung von der Lehrerin, und meine Mitschüler amüsierten sich über meine Hasen und Mäuse. Besonders wichtig aus heutiger Sicht ist, dass die Chefrestauratorin der Hamburger Kunsthalle, bei […]

Claudia Müller-Ebeling

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