Galium odoratum – Eine psychoaktive Zauberpflanze aus heimischen Wäldern

XtraEthnobotanik: Waldmeister

Galium odoratum, der Waldmeister

Text Kevin Johann

Die Bezeichnung dieser Pflanze könnte zutreffender nicht sein, obwohl die Etymologie des Begriffes Waldmeister in Wirklichkeit eine andere ist. In der Tat handelt es sich nämlich um eine wahrhaftige Meisterpflanze, deren Befähigung es unter anderem ist, ihrem Anwender die Augen für die magische Seite des Lebens öffnen zu können.

Nicht selten beschreiben Konsumenten alkoholischer Wirkstoffauszüge, dass sie infolge der Anwendung die Pflanzengeister, Elfen oder Trolle wahrgenommen und sehr intensive Verbindungsgefühle zur Natur verspürten haben. Doch ist der Waldmeister natürlich nicht nur als Psychoaktivum von ethnobotanischem Interesse, sondern in gleicher Weise als leckeres Aromatikum, als entzündungshemmendes Heilmittel, als nordgermanischer Bierzusatz, als beruhigend wirkendes Bettstroh sowie als schutzmagisches Räucherwerk.

Pflanzensteckbrief

Wissenschaftlicher Name: Galium odoratum (L.) SCOP.

Synonyme: Asperula odorata L., Asterophyllum asperula SCHIMP. et SPENN., Chlorostemma odoratum (L.) FOURR.

Volksnamen: Duftlabkraut, Halskräutlein, Herzfreud, Herzfreund, Maiblume, Maienkraut, Marienkraut, Meister, Mösch, Sternleberkraut, Waldmann, Waldmeister, Waldmutterkraut, Waldtee, Walstro, Wohlgeruch, Wohlriechendes Labkraut (dt.), Gaillet odorant (franz.), Hierba de la opilada (span.), Sweetscented bedstraw, Sweet woodruff (eng.).

Zuordnung: Gattung → Galium (Labkräuter), Familie → Rubiaceae (Rötegewächse)

Aussehen: Mehrjährig, Wuchshöhe zwischen 10 und 40 cm. Die Blätter sind lanzettlich, rau und wachsen in sogenannten Quirlen (Wirtel) um die vierkantigen Stängel. Die Blüten sind zierlich, weiß und sternförmig; Sie sitzen in Trugdolden und verfügen über insgesamt vier Kronblätter. Der kriechende Wurzelstock fungiert als Überdauerungsorgan und bildet zahlreiche Ausläufer.
Vorkommen: Besonders gehäuft gedeiht Waldmeister als Bodendecker in Buchenwäldern. Er kommt in Europa sowie in Westasien vor.

Inhaltsstoffe: Asperulosid, das Cumaringlykosid Melitosid, Bitter- und Gerbstoffe, Flavonoide sowie geringe Mengen ätherisches Öl.

Wirkung: Aphrodisierend, beruhigend, blutreinigend, entzündungshemmend, euphorisierend, gefäßerweiternd, krampflösend, verdauungsfördernd.

Überdosis: Kopfschmerzen, Benommenheit, Schwindel, Erbrechen.

Sammelzeit: April bis Juni, kurz vor der Blüte.

Dosis: Ein bis zwei Gramm des welkenden oder trockenen Krauts für einen Teeaufguss. Drei bis fünf Gramm für einen Liter Bowle.

Etymologie: Der botanische Beiname „odoratum“ stammt aus dem lateinischen (odor, dt. „Geruch“) und bezieht sich auf das Aroma der Pflanze. Der deutsche Name Waldmeister hat seine Herkunft aller Wahrscheinlichkeit nach in der Bezeichnung Waldmeier, wobei „Meier“ damals ein volkstümliches Synonym für die Miere war. In einigen Regionen in der Schweiz wird Galium odoratum deshalb auch heute noch Meier Chrut (Meier Kraut) genannt.

Cumarin als pharmakologisch aktives Prinzip

Für den lieblichen Duft des Waldmeisters ist die Verbindung Cumarin verantwortlich, die im frischen Pflanzenmaterial jedoch ausschließlich in ihrer gebundenen Glykosidform vorliegt. Dies ist auch der Grund dafür, dass frischer Waldmeister nicht oder nur sehr leicht duftet.

Erst, wenn die Pflanze zu welken anfängt, getrocknet oder in Alkohol eingelegt wird – dadurch kommt es zu einer enzymatischen Abspaltung des Cumarins – entwickelt die Pflanze ihr angenehmes Aroma. In der Trockenmasse liegt der Cumaringehalt bei etwa 1 %.

Die stärksten Cumarin-Konzentrationen sind in der Blüte des Waldmeisters verfügbar. Personen, die eine Verwendung dieser Pflanze als Räucherwerk vorsehen, denen sei deshalb empfohlen, dass Kraut in der Blütezeit zu ernten.

Für einen kulinarischen Gebrauch ist es hingegen sinnvoller, die oberirdischen Pflanzenteile kurz vor der Blüte zu ernten, da der Cumarin-Gehalt ansonsten möglicherweise zu hoch sein könnte. Wir denken an die Nebenwirkungen, die mit einer überdosierten Einnahme dieses Wirkstoffes verbunden sein können.

Sonstige Pflanzen mit einem hohen Cumarin-Gehalt, sind zum Beispiel Duftgras (Anthoxanthum odoratum), Mariengras ((Hierochloe odorata), Gelber Steinklee (Melilotus officinalis), Indische Sarsaparilla (Hemidesmus indicus), Tonkabohne (Dipteryx odorata) und Zimt (Cinnamomom spp.).

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