Geschichte: Cannabiskultur in Deutschland

Hanf in alten Zeitungen

Alte Anzeigen für Cannabis in der Apotheke um 1900.

Während in dieser Zeit diskutiert wird, ob man Cannabis entkriminalisieren, freigeben oder legalisieren sollte, und während Politiker medienwirksam betonen, dass Hanf in unseren Gefilden eine „kulturfremde Pflanze“ sei, waren die Menschen vor etwa 100 Jahren noch nicht auf die vermeintliche Gefährlichkeit des „Rauschgifts“ Cannabis eingeschossen. Dass Cannabis auch bei uns weder kulturfremd noch ein riskantes Suchtmittel ist, lässt sich mithilfe einer recht neuen Datenbank nachvollziehen.

Das Portal Deutsche Digitale Bibliothek präsentiert Scans von alten Tages- und Wochenzeitungen mit einer Volltextsuche, so zum Beispiel von der Berliner Börsen-Zeitung, dem Berliner Tagblatt und Handelszeitung und der Norddeutschen allgemeinen Zeitung.

Gibt man dort zum Beispiel den Suchbegriff Cannabis ein, erscheinen über 60 Einträge aus deutschen Zeitungen um die Wende zum 20. Jahrhundert. Das Gros der Suchergebnisse besteht aus alten Inseraten von Apotheken, die unter anderem für Asthmazigaretten mit Cannabis und anderen psychotropen Pflanzen werben, so beispielsweise die Bronchiol-Asthma-Cigaretten von der Bronchiol-Gesellschaft:

Bestandtheile: Blätter der Tabakspflanze, Cannabis indica, Datura stramonium, Anisöl, Salpeter

Der „Erfolg“ der u.a. aus Tabak, indischem Hanf und Stechapfel (Datura) bestehenden Präparate sei „ärztlich nachweisbar“, wie die Anzeigen den potenziellen Käufer locken.

Ein anderes, ähnliches Produkt, die Indischen Cigaretten aus Cannabis indica, wurde gar als das „wirksamste aller bekannten Mittel“ angepriesen und sollte bei „Asthma, nervösem Husten, Catarrh und Schlaflosigkeit“ helfen. „Zu haben in allen Apotheken“, wie es in der Anzeige aus dem Jahr 1905 heißt.

Und da erzähle uns noch jemand, dass der Hanf in unserer Kultur keinen Platz gehabt hätte. Es handelt sich bei solchen Aussagen schlichtweg um Unwissenheit – oder um gezielt eingesetzte Unwahrheit für politische Zwecke. Beides ist peinlich und wenig zielführend.

Tipp für (Hobby-) Historiker und alle, die es werden wollen!

www.deutsche-digitale-bibliothek.de