Giftpflanzen, Rauschpilze und magische Zaubergewächse als homöopathische Arzneimittel

XtraTherapeutische Anwendung psychoaktiver Gewächse

Der Stechapfel Datura stramonium. Foto: Markus Berger

Text Kevin Johann

Da bekanntlich die Dosis das Gift bestimmt und sämtliche Wirkstoffe in homöopathischen Heilmitteln lediglich als molekulare Information vorliegen, können in der Homöopathie auch solche Substanzen genutzt werden, von deren Verwendung normalerweise abgeraten oder gewarnt wird. So zum Beispiel die Tollkirsche (Belladonna) – ein halluzinogenes Nachtschattengewächs, das entsprechend dosiert einen starken Rausch inklusive einer äußerst unangenehmen Vergiftungssymptomatik induzieren kann, in hoher Verdünnung jedoch zu den beliebtesten Homöopathika gehört. Weitere Organismen, die als homöopathische Zubereitung absolut unbedenklich sind und als solche eine ganze Reihe unterschiedlicher Beschwerdebilder zu lindern vermögen, sind zum Beispiel der Eisenhut, der weltweit zu den giftigsten Vertretern im ganzen Pflanzenreich gehört, ebenso der entheogene Zeremonialkaktus Peyote, der glückbringende Fliegenpilz sowie die von zahlreichen magischen Legenden umrankte Eibe.

 

Similia similibus curentur – „Ähnliches möge mit Ähnlichem geheilt werden“

Das sogenannte Ähnlichkeitsprinzip gilt in der Homöopathie als grundlegend. Es besagt, dass ein Patient am sinnvollsten mit jenem Arzneimittel behandelt werden soll, das bei einem gesunden Menschen exakt solche (oder zumindest sehr ähnliche) Symptome hervorruft, an denen der Erkrankte leidet.

Dazu ein kurzes Beispiel: Bei einem gesunden Menschen führt übermäßiger Kaffeegenuss bekanntlich zu Unruhe, Nervosität und Schlafstörungen. Handelt es sich hierbei allerdings um nicht um die Konsequenz des Konsumverhaltens, sondern um pathologische Beschwerden, dann kann das homöopathische Mittel Coffea (Kaffee) dabei helfen, der besagten Symptomatik erfolgreich entgegenzuwirken.

Homöopathische Potenzen – Was ist das?

Es ist ein Thema, das immer wieder zu kleinen Verwirrungen führt. Schließlich bedeutet Potenzieren nichts anderes als Verstärken, und in der Homöopathie werden Arzneimittel dadurch potenziert, indem sie verdünnt werden, entweder mit Alkohol-Wasser-Mischungen oder durch die Zuhilfenahme von Milchzucker.

Die jeweilige Potenzierung des Homöopathikums lässt sich anhand der Buchstaben C, D und Q/LM (C=1:100, D=1:10, Q/LM=1:50.000) sowie der darauffolgenden Zahl entschlüsseln. D30 bedeutet beispielsweise, dass die Ausgangssubstanz dreißigmal 1:10 verdünnt bzw. potenziert wurde. Im Kontext der Belladonna-D30-Tropfen heißt das demnach, dass 1 Teil der Pflanze mit 10 Teilen Wasser vermischt und diese Verdünnung schließlich dreißigmal wiederholt wurde.

Das Pflanze-Wasser-Verhältnis beträgt in diesem Falle 1:1030. Aus einem Gramm Tollkirsche ließen sich in der Theorie demnach 1015 Kubikmeter-Tropfen Belladonna-Tropfen herstellen. Folglich ist bereits eine einzige Tollkirsche dazu ausreichend, um einen See in eine homöopathische Arznei zu verwandeln.

Homöopathische Arzneimittelzubereitungen

Dilution: Flüssige, in Wasser oder Alkohol verdünnte Darreichungsform eines homöopathischen Wirkstoffes.

Globuli: Aus Rohrzucker (Saccharose) bestehende Streukügelchen, die mit einer verdünnten Urtinktur benetzt und an der Luft getrocknet wurden.

Tablette: Homöopathische Tabletten sind aus Milchzucker zusammengesetzt und enthalten eine verdünnte Urtinktur.

Urtinktur: Flüssiger, alkoholhaltiger und unverdünnter Wirkstoffauszug, der als Ausgangsmaterial zur Herstellung homöopathischer Arzneimittel fungiert. Meist wird eine Urtinktur weiter vermischt und potenziert, sie lässt sich für gewöhnlich aber auch unverdünnt zur Anwendung bringen.

 

Absinthium

Wissenschaftlicher Name: Artemisia absinthium

Trivialnamen: Wermut, Absinthkraut, Bitterer Beifuß u.v.m.

Der Wermut ist eine der wichtigsten Bitterpflanzen, die sich phytotherapeutisch in besonderer Weise zur Behandlung von Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen bewährt hat; weitere traditionelle Wermut-Indikationen sind Erkältungssymptome, Erschöpfungszustände, Hautausschlag, schlecht heilende Wunden und Wurmbefall u.a.

Nicht außer Acht gelassen werden darf der Einsatz dieser Artemisie als Zutat der legendären Kräuterspirituose Absinth, die man aufgrund ihrer besonderen Wirkung und Färbung mundartlich auch als die „grüne Fee“ bezeichnet. Wermutkraut ist aber auch Bestandteil einiger abgewandelter Schwedenbitter-Rezepturen und anderer Heilelixiere, ferner wird es für ein aus Korea stammendes Vaginal-Dampfbad (Chai Yok, engl. Yoni Steam) genutzt, als magisches Räucherwerk verbrannt oder kleinen Kindern in die Betten gelegt (Stichwort: Wiegenkraut).

Lucys Xtra

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