Nach einem Jahr Zwangspause wurde am 15. Mai 2021 um 15 Uhr wieder ein Global Marijuana March (GMM) in Frankfurt veranstaltet. Bedingt durch die Coronapandemie fand im vergangenen Jahr nur in einer Handvoll Städte eine echte Demonstration statt – für alle anderen blieb lediglich die Online-Veranstaltung des DHV, die in Anbetracht der Umstände eine gangbare Alternative war.
Trotz der Wetterlage und der geltenden Corona-Bestimmungen fanden sich laut Zählungen der Veranstalter rund 150 Menschen am Goetheplatz ein, um für ihr Recht auf selbstbestimmten Cannabisgebrauch und für eine zeitgemäße Drogenpolitik einzutreten, während die Pressestelle der Polizei von »etwa 90 Personen« spricht.
Neben alteingesessenen Aktivistinnen und Aktivisten fand sich unter den Teilnehmenden eine breite Mischung von Jung bis Alt
von Anzugträgern bis hin zu Demonstranten in Katzen- oder Harlekinkostümen. Der Cannabisbewegung kann kein Mangel an Vielfalt, Kreativität und Nachwuchs attestiert werden, soviel ist klar.Ein Hauch von Freiheit (und Gras) weht durch Frankfurt
Am Anfang der Versammlung hatten einige Redner Zeit, zur Menge zu sprechen. So setzte sich etwa Dr. Ulrich Wilken von den Linken mit schlüssigen Argumenten nicht bloß für die Legalisierung von Cannabis, sondern aller psychoaktiven Substanzen ein. Im Anschluss erklärte Sonja Hecht, Sprecherin für DIE PARTEI, den Zuhörern ihre Rechte hinsichtlich Polizeikontrollen. Daraus entwickelte sich eine der ersten Parolen des GMM2021: »Ich verweigere die Aussage!«
Um 17 Uhr machte sich die Demonstrationsmenge mitsamt Soundsystem und Wagen los in Richtung Innenstadt. Musiker und Aktivist Selassikai sorgte mittels lockerer Kommentare und ermunterndem Zuspruch auch noch während des Zuges für Stimmung: »Auch die Polizei wäre gerne high!«. Der Frankfurter Discjockey Dan Bay sowie DJs des Shanti-Kollektivs untermalten die friedliche Demo mit dubbigen Electro-Beats, die zum Tanzen einluden.
Der gesamte Zug war durchzogen von Musik. Dub-, Psy- und Hip-Hop-Sounds ließen Passanten auf Plätzen und in Meilen aufhorchen, während die Demonstranten entspannt die Bassmassagen genossen.
Großaufgebot der Frankfurter Polizei
Der erste Anblick auf dem Goetheplatz ließ so manche Demogänger schaudern: massive Polizeipräsenz, Beamte in Schutzmontour und ein Wasserwerfer Typ WaWe 10.
Doch wie schnell klar wurde, waren die Einsatzkräfte nicht primär für die Cannabis-Demo zuständig, sondern für die parallel stattfindenden Demonstrationszüge zum Nahostkonflikt, bei denen laut offiziellen Schätzungen insgesamt über 4.000 Menschen teilnahmen. Aufgrund der zahlreichen Auflagenverstöße dieser Demonstrationen, konnte der Demozug des GMM erst gegen 17 Uhr starten.
Die insgesamt 18 Polizeibeamten, die für den GMM abgestellt wurden, waren für die Teilnehmenden kaum bemerkbar. Die Demoauflagen der Stadt wurden weitestgehend eingehalten und der Konsum von Cannabis-Medikation wurde seitens der Polizei nicht beanstandet. Lediglich eine Teilnehmerin handelte sich aufgrund eines Verstoßes gegen die Maskenpflicht einen Platzverweis bei der Endkundgebung ein.
Der Pressesprecher der Frankfurter Polizei, Thomas Hollerbach, teilte unserer Redaktion mit:
»Es liegen mir keine Informationen zu festgestellten Straftaten in diesem Zusammenhang vor. Eine Pressemeldung wurde in dieser Sache nicht veröffentlicht.«
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Dirk Netter und Mirko Berger