Hexahydrocannabinol (HHC): Offener Brief

Cannabis Social Club Nürnberg beschwert sich

Offener Brief des CSC Nürnberg e.V. an die VeranstalterInnen der Mary Jane Berlin und die Firma The High Company:

Wir vom Cannabis Social Club Nürnberg e.V. haben wie jedes Jahr auch 2023 die „Mary Jane“ in Berlin aufgesucht, um unseren Verein in der Szene sichtbar zu vertreten, neue Kontakte zu knüpfen und alte Kontakte zu pflegen. Wir waren mit unserem gesamten Vorstand drei Tage vor Ort und haben uns eigentlich sehr auf dieses Event gefreut. Was an diesem Wochenende allerdings in der Arena vor sich ging, hat uns nicht nur schockiert, sondern auch wütend und fassungslos gemacht. Aber wir werden auf keinen Fall schweigen, zu dem, was dort vorgefallen ist!

Als wir unsere erste Runde durch die Messe-Halle drehten, stach uns sofort ins Auge, dass die diesjährige Veranstaltung von Ausstellern mit HHC-Produkten regelrecht dominiert wurde. Nun ist Hexahydrocannabinol (HHC) ja leider keine neue Erscheinung, aber es sei gleich eingangs erwähnt, dass wir vom CSC Nbg. e.V. „HHC“ als reine Prohibitionsdroge ansehen. Für uns hat Synthetik auf Cannabis nichts verloren!

Das aggressive Marketing dieser Aussteller war mehr als unangenehm. Teilweise wurde uns an Ständen HHC-verseuchtes Cannabis zum Testkonsum angeboten. Natürlich haben wir auch schon lange damit gerechnet, dass es bei HHC nicht stehen bleiben wird, und so waren wir wenig verwundert, darüber hinaus auch noch alle möglichen anderen synthetischen Cannabinoide auf Blüten, in Edibles oder als Vapes zum Verkauf vorzufinden. THCP, HHCV [usw.], die destruktive Kreativität scheint hier ja keine Grenzen mehr zu kennen.

Wir haben mehrfach MessebesucherInnen beobachtet, die aufgrund dieses Konsums ärztliche Behandlung benötigten. Wir sehen hier ganz klar die Sorgfaltspflicht der „Mary Jane“ gegenüber ihren BesucherInnen schwer verletzt. Andere Hanf-Messen in Europa haben solche Produkte längst von ihren Veranstaltungen ausgeschlossen, auf der Mary Jane wurde dieser Dreck jedoch gehypt, als ob es kein morgen gäbe.

Allein diese Situation hätte für uns bereits ausgereicht, um uns zu Wort zu melden, aber das war leider nur der Anfang. Den Vogel endgültig abgeschossen hat eine Firma namens „The High Company“. Diese Firma hat an ihrem Stand u.a. Edibles, genauer gesagt Cookies, verkauft. Vorne auf der bunten „Cali-Packung“ prangte die gut leserliche Aufschrift „150 mg THC“.

Da wir leicht verwundert waren, THC-Produkte offen angeboten zu bekommen, habe ich am Stand genauer nachgefragt. Auf meine Nachfrage nach dem Inhalt der Cookies wurde mir erläutert, dass „150 mg THC“ lediglich der eingetragene Markenname für das Produkt sei, es handele sich um ein HHC-Produkt, was auf der Rückseite im Kleingedruckten auch vermerkt ist. Das sei ein „schlauer Marketing-Gag“, wurde mir noch dämlich grinsend eröffnet.

Um das hier ganz klar zu formulieren: Wir halten das für Betrug! Betrug an den KundInnen und Betrug an der Cannabis-Szene. Wie viele Menschen in diesen drei Tagen HHC-Edibles, im guten Glauben, sie nähmen ein sauberes THC-Produkt zu sich, konsumiert haben, können wir nicht sagen, einige Einzelfälle haben wir allerdings persönlich kennengelernt. Auch hier wurde von extrem unangenehmen Nebenwirkungen berichtet.

Wie erwähnt, gab es auch einige Menschen, die sich in ärztliche Behandlung begeben mussten. So ein Vorgehen ist allerunterste Schublade, und die Veranstalter haben sich nicht im Ansatz dafür interessiert, was für eine Sauerei! Wir fordern daher die Veranstalter der „Mary Jane Berlin“ öffentlich auf, umgehend ein neues Konzept zu entwickeln, welches künftig sicherstellt, dass keine synthetischen Cannabinoide auf der Messe mehr verkauft werden und sämtliche Anbieter sowie deren Angebot besser kontrolliert werden, um Schaden von den BesucherInnen der Veranstaltung abzuwenden.

Desweiteren fordern wir „The High Company“ auf, ihre unlauteren Geschäftspraktiken sofort einzustellen. Mit THC werben und synthetische Cannabinoide zu verkaufen, ist nicht nur juristisch schwer bedenklich, sondern ein Mittelfinger an alle CannabiskonsumentInnen und LiebhaberInnen. Geld ist nicht alles und Leute wie ihr haben in unserer Szene nichts verloren!

Außerdem rufen wir alle Cannabis-Freunde auf, Firmen wie „The High Company“ und andere Giftmischer zu boykottieren. Wir alle wollen Gras, das knallt, wir sind politisch und aktivistisch dran, aber eine chemische Prohibitionsdroge ist keine adäquate Zwischenlösung! Wir freuen uns, wenn unser offener Brief von möglichst vielen Menschen geteilt wird.

Florian Söllner, Pressesprecher CSC Nbg e.V, für den Club

[Anm. d. Red.: Der offene Brief des Cannabis Social Clubs Nürnberg wird hier aus Solidarität veröffentlicht. Der Inhalt solcher Mitteilungen von Vereinen, Unternehmen oder Privatpersonen entspricht nicht zwingend der Meinung der Redaktion. Wir haben den Brief orthografisch angepasst und das Wort „chemisch“ durch „synthetisch“ ersetzt. Denn alle natürlichen Inhaltsstoffe von Pflanzen, Pilzen etc. sind natürlich chemischer Natur. Was der Autor des Briefs meint, sind künstlich hergestellte Cannabinoide. Hexahydrocannabinol (HHC) ist per se ein Phytocannabinoid, also ein natürliches Cannabinoid, das jedoch nur in geringer Konzentration in der Hanfpflanze vorkommt. Die Hersteller solcher bislang legalen Cannabiswirkstoffe produzieren die entsprechenden Moleküle dann im Labor.]