Am 17. August 2016 ist der ehemalige Sphinx-Verleger, Bewusstseinspionier und Konferenz-Veranstalter Dieter Hagenbach überraschend gestorben. Nun sitze ich im Zug nach Basel auf dem Weg zur Abdankung. Vor ein paar Monaten habe ich ihn das letzte Mal getroffen und wir hatten immer wieder Telefon- oder Mailkontakt – bis kurz vor seinem abrupten Abschied. Ein Krebs, dessen Diagnose er zwei Tage vor seinem 73. Geburtstag erhielt, ließ ihn noch knapp vier Wochen im Diesseits leben.
Dieter Hagenbach hat mich bereits vor über 35 Jahren beeinflusst und beeindruckt. Als Marktfahrer am Basler Barfüssermarkt ging ich damals zwischendurch an den Spalenberg zum Sphinx Verlag, um mein Verkaufssortiment aufzufrischen. Ich war fasziniert von den vielen interessanten Autoren, die im Verlag damals ein- und ausgingen.
Neues Bewusstsein. Die Bücher, die Dieter als Leiter des Sphinx Verlages (gegründet 1975, ab 1990 übernommen vom Sauerländer Verlag) veröffentlichte, waren für mich und viele Zeitgenossen wegweisend. Die Kultbücher von Robert Anton Wilson hatten wir alle sehnlichst erwartet. Sein Cosmic Trigger beeinflusste viele nachhaltig, ebenso wie die Bücher von Timothy Leary, Sergius Golowin, John C. Lilly, Marilyn Ferguson u.a. Das Sphinx-Magazin (1977–1986) war leuchtendes Beispiel und Anregung für ein neues Bewusstsein, ebenso wie die späteren Sphinx-Workshops (1984 initiiert von Susanne G. Seiler und heute weitergeführt durch Daniel Agustoni) oder die Sphinx-Buchhandlung (die noch immer unter demselben Namen in Basel existiert).
Nach der Übernahme des Sphinx Verlags durch Sauerländer wurde Dieter zunächst Agent für amerikanische Buchverlage und vermittelte in dieser Funktion weiter wichtige Buchtitel, die den deutschsprachigen Lesern neue Sichtweisen aufzeigten. Seinem Credo, dem Leitsatz des Sphinx Verlags «Von alten Traditionen über das Hier und Jetzt zu neuen Dimensionen», blieb Dieter Zeit seines Lebens treu.
«Von alten Traditionen über das Hier und Jetzt zu neuen Dimensionen» Sphinx-Slogan
Vertrauenswürdig. 1993 gründete er in Basel die Gaia-Media-Stiftung mit weiteren inspirierenden Aktivitäten wie der Gaia Media Lounge (Treffpunkt der Psychonauten weit über Basel hinaus) und dem Gaia-Newsletter, den Dieter bis zuletzt mit positiven News aus aller Welt vielen Abonnenten zukommen ließ. Dieters Informationen stammten weder aus politisch fragwürdigen Ecken noch aus sektiererischen oder sonstwie dubiosen Quellen – er war der Garant für eine seriöse und vertrauenswürdige Berichterstattung.
Unsere Wege kreuzten sich immer wieder. Trotzdem blieb eine engere Zusammenarbeit aus. Wir waren beide eher Einzelkämpfer. Bei wichtigen Projekten fanden wir aber Schnittstellen, tauschten uns aus und arbeiteten, wo möglich, auch zusammen. An der Buchmesse in Frankfurt 2003 kam Dieter oft zum Stand des Nachtschatten Verlags; er war fasziniert von unserem Autor Govert Derix und dessen Buch Ayahuasca – eine Kritik der psychedelischen Vernunft. Dabei kamen wir auf Albert Hofmanns bevorstehenden 100. Geburtstag zu sprechen – für Dieter der Impuls, zusammen mit Lucius Werthmüller die Organisation des Anlasses in Angriff zu nehmen, der 2006 erfolgreich über die Bühne ging. Abgerundet wurde seine Verbindung zu Hofmann mit der Veröffentlichung der schönen Biographie Albert Hofmann und sein LSD im AT Verlag (mit Lucius Werthmüller).
Den 75. Jahrestag der Entdeckung der Psychoaktivität von LSD wird Dieter leider nicht mehr erleben – es wäre auch sein 75. Geburtstag gewesen.