«Beamte einer Taskforce haben kürzlich in Shoreditch Drogentests durchgeführt. Dies ist Teil einer breit angelegten Operation, die sicherstellen soll, dass das Nachtleben ein sicherer Ort für alle ist.»
So lautete der Begleittext zu einem Video, das die Londoner Metropolitan Police (kurz: MET) am 2. Januar 2022 auf ihrem Twitter-Profil veröffentlichte. Im Video zu sehen sind Polizeibeamte, die bei diversen Clubgängern einen sogenannten Wischtest durchführen.
Die Teilnahme am Drogentest war eine notwendige Bedingung, um in die entsprechende Lokalität eingelassen zu werden. Wer sich weigerte, wurde abgewiesen. Die Durchführung der Abstriche erfolgte laut den Angaben der MET auf freiwilliger Basis. Eine Verweigerung «bedeutete nicht automatisch, dass die Person (…) durchsucht werden würde».
Angeblich wurden entsprechende Durchsuchungen nur durchgeführt, wenn «weitere Gründe für eine solche vorlagen». Wie diese ‚weiteren Gründe‘ definiert sind, veröffentlichte die Polizei bis dato nicht.
Fünfzehn Personen wurden aufgrund eines positiven Ergebnisses durchsucht. Eine Frau wurde wegen des Verdachts auf den Besitz von sogenannten Class-A-Drogen festgenommen (zu den Class-A-Drugs zählen im Vereinten Königreich unter anderem Heroin, Kokain, Ecstasy und LSD), nachdem sie dabei beobachtet worden sein soll, wie sie sich eines auffälligen Päckchens entledigen wollte. Weitere Details zum mutmaßlichen Tathergang wurden nicht preisgegeben.
Anlass für diese Aktion war eine sogenannte «week of action», die zwischen dem 6. und 12. Dezember 2021 stattfand, um die Frauensicherheit zu stärken. Die MET äußerte sich dazu wie folgt:
«Beamte der gesamten MET haben sich zusammengetan, um in Gegenden zu intervenieren, in denen die Zahl der Vorfälle, bei denen Frauen und Mädchen sich unsicher fühlten oder Opfer von Straftaten wurden, in die Höhe geschnellt ist. Wir wissen, dass es einen untrennbaren Zusammenhang zwischen Class-A-Drogen und schweren Verbrechen und Gewalt auf den Straßen Londons gibt. Shoreditch ist ein Hotspot für diese Art von Straftaten».
(eigene Hervorhebung)
Sachverständige bemängeln die fehlende Transparenz in Bezug auf die Kontrollkriterien, nach denen die Personen kontrolliert und schließlich durchsucht werden. Der Verdacht einer Ungleichbehandlung steht im Raum. Diese Vermutungen kommen nicht von ungefähr, da die britischen Ordnungshüter immer wieder in der Kritik stehen, Racial Profiling zu betreiben.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, was ein solcher Wischtest – außer öffentlichkeitswirksamen Auftritten der Polizei – eigentlich bewirken soll. Welchen Beitrag die Kriminalisierung der mutmaßlichen Drogenkonsumierenden bei der Verbesserung der Sicherheit von Frauen leistet und inwiefern Endkonsumenten an den genannten «schweren Verbrechen» beteiligt sind, beantwortet das MET nicht.
Der «Imagefilm» der MET: