Mathias Bröckers: Rückkehr nach Eleusis

Vortrag und Buch

Text: Mathias Bröckers

Beim Pax Terra Music-Festival habe ich im August einen kleinen Vortrag gehalten. Weil wir mit den Kollegen vom 3. Jahrtausend dort auch noch eine Live-Sendung machten, wollte ich nicht noch einmal über die aktuelle Lage am Ende der unipolaren Welt reden, wie es angekündigt war, sondern entschied mich kurzfristig »for something completely different«. Was aber zu Frieden, Erde und Musik sehr gut zu passen schien – ein Bogen über 2500 Jahre: vom Mysterium von Eleusis über Albert Hofmanns Entdeckung des LSD 1943 – vor 80 Jahren – bis in unsere Tage. Und über die wichtige Botschaft, die Eleusis hinterlassen hat – »Wenn du stirbst, bevor du stirbst, wirst du nicht sterben, wenn du stirbst« – an die sich unsere Gesellschaften domestizierter Primaten dringend erinnern müssen, bevor sie den Planeten vollständig in Schutt und Asche gelegt haben. Ausführlicheres zum Thema ist in meinem Essay »Die Rückkehr nach Eleusis« nachzulesen, sowie in dem Buch, das ich 2006 mit Roger Liggenstorfer zu Albert Hofmanns 100. Geburtstag gemacht habe.

Das größte Geburtstagsgeschenk für ihn war damals nicht der internationale Kongress zu seinen Ehren mit 2000 Besuchern in Basel, sondern die Zulassung der medizinischen Anwendung von LSD durch die Schweizer Gesundheitsbehörden. Sterben, bevor man stirbt, ist seitdem wieder legal, wenn auch nicht für alle, sondern nur für Schwerkranke; auch in den USA und in vielen anderen Ländern ist die psychedelische Medizin mittlerweile zurückgekehrt. Die Forschungen und Erkenntnisse, die Professor Timothy Leary einst zum »Staatsfeind Nr.1« gemacht hatten, sind mittlerweile Standardprozedur in Kliniken und Arztpraxen.

»Glückselig ist der von den Menschen auf Erden, der das geschaut hat: Wer nicht in die heiligen Mysterien eingeweiht wurde, wer keinen Teil daran gehabt hat, bleibt ein Toter in dumpfer Finsternis“, heißt es schon in den Hymnen Homers und später bei dem Tragödienautor Sophokles »Dreifach glücklich sind jene unter den Sterblichen, die, nachdem sie diese Riten gesehen, zum Hades schreiten; ihnen allein ist dort wahres Leben vergönnt.« Auch bei seinen philosophischen Zeitgenossen Platon, Sokrates und anderen findet sich nicht mehr als solche raunenden Andeutungen – es war bei strengen Strafen verboten, über die Erfahrung in Eleusis zu schreiben oder zu sprechen.

Ehrfurchtgebietende, dunkle Äußerungen wie diese liegen in großer Zahl vor, doch was sie rechtfertigte, welche Offenbarung die Teilnehmer derart überwältigte, dass sie selbst den Tod für überwunden glaubten – dieses Geheimnis blieb auch nach dem endgültigen Niedergang der athenischen Kultur verborgen. Selbst römische Kaiser wie Marc Aurel und Hadrian, die zu den Eingeweihten zählten, hielten sich an das Schweigegebot, und von Cicero, der nach Eleusis gepilgert war, ist gleichfalls nur ein raunendes Zeugnis überliefert: »Nicht nur haben wir dort den Grund erhalten, dass wir in Freude leben, sondern auch dazu, dass wir mit besserer Hoffnung sterben.«

Weder mit einer rituellen Theateraufführung – die Einweihung fand in einer stockdunklen Halle statt – noch mit einem Becherchen Wein – wie es den Initianten beim Eintritt in das »Telesterion« gereicht wurde, – hätte das Mysterium von Eleusis fast 1500 Jahre lang Menschen derart beeindrucken können – es war das psychedelische Gebräu der Demeter, das aus Mutterkorn zubereitet war. Demselben Pilz, in dessen Alkaloiden Albert Hofmann 1943 das LSD entdeckte und diese Spur 1978 mit R. Gordon Wasson und Carl A.P. Ruck nach Eleusis zurückverfolgte. Ihr Buch dazu – »Der Weg nach Eleusis – Das Geheimnis der Mysterien« – ist gerade wieder neu im Nachtschatten Verlag erschienen.

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