Pressemitteilung: Branchenverband Cannabiswirtschaft e.V.

Umfrage zu Cannabispreisen mit Prognosen für Legalisierung

Der Branchenverband Cannabiswirtschaft e.V. berichtet in einer Pressemitteilung über eine Umfrage unter Cannabis-Usern, die der Verband in Zusammenarbeit mit dem Service CSC-Maps  durchgeführt hat. Mit der Umfrage soll erhellt werden, wie sich der Schwarzmarkt entwickeln könnte, sollte die deutsche Bundesregierung Cannabis tatsächlich legalisieren. Wir veröffentlichen hier die Pressemitteilung im Originalwortlaut.

Erste Umfrage unter Anbauvereinigungen: Cannabispreis wird unter Schwarzmarktpreis liegen
Sieben bis acht Euro pro Gramm seien realistisch, größtes Problem seien die vorgesehenen Abstandsregelungen

Berlin, 03.11.2023: Das Cannabisgesetz (CanG) ist auf dem Weg der Verabschiedung. Der Besitz von Cannabis zum Eigenbedarf soll somit ab 2024 legal werden. Nach der Vorstellung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen im ersten Schritt – der sogenannten „Säule 1“ – privater Eigenanbau und Anbauvereinigungen für Erwachsene ermöglicht werden und für einen besseren Jugend- und Konsumentenschutz sorgen.

Bundesweit haben sich bereits jetzt schätzungsweise mehr als 200 Anbauvereinigungen gegründet (Tendenz steigend). Die Bundesregierung rechnet mittelfristig mit 3.000 Anbauvereinigungen. Diese tragen regulär die Bezeichnung “Cannabis Social Club (CSC)”, da neben der Eigenversorgung auch soziale Aspekte eine Rolle spielen sollen, wie beispielsweise der gemeinschaftliche Konsum im Club. Dieser ist im aktuellen Gesetzentwurf nicht erlaubt. CSC-Maps (www.csc-maps.de) ist eine Plattform für Cannabis Social Clubs in Deutschland, hat viele der angehenden Anbauvereinigungen befragt und legt damit die erste Studie zur Cannabislegalisierung in Deutschland aus Sicht der CSCs vor.

Abstandsregeln stellen Cannabis Clubs vor eine große Herausforderung
Ein erhebliches Problem sehen die Vereine in den vorgesehenen Abstandsregeln der Bundesregierung: Um Kinder und Jugendliche zu schützen, müssen die Anbauvereinigungen laut dem vorliegenden Gesetzentwurf mindestens 200 Meter von Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie Kinderspielplätzen entfernt liegen.

69 Prozent der befragten Clubs befürchten daher, kaum geeignete Flächen für den Anbau und die Cannabis-Abgabe zu finden. Die zweitgrößte Herausforderung werde die Finanzierung der notwendigen Investitionen und Anlaufkosten darstellen (66 Prozent). Ein wesentlicher Kritikpunkt am Gesetzentwurf ist zudem die eigenhändige Mitwirkungspflicht der Mitglieder beim Anbau (59 Prozent). Diese Vorgabe wurde häufig als “sehr problematisch” eingestuft.

Mitgliedergewinnung stellt kein Problem dar
Die meisten Clubs (69 Prozent) sind sehr optimistisch, wenn es darum geht, genügend Mitglieder für ihre Vereine zu gewinnen. Das mag auch daran liegen, dass die meisten CSCs (58 Prozent) in den ersten zwölf Monaten nach der Legalisierung mit einer Clubgröße bis maximal 250 Mitglieder planen – bis zu 500 Mitglieder wären erlaubt. 23 Prozent der Clubs wollen weniger als 100 Mitglieder aufnehmen.

Bezüglich der Abnahmemenge kalkuliert die Mehrheit der Clubs (60 Prozent) mit zehn bis 30 Gramm Cannabis pro Mitglied und Monat. Dabei wird im Durchschnitt ein Abgabepreis zwischen sieben und acht Euro pro Gramm erwartet, was spürbar unter dem gängigen Schwarzmarktpreis von etwa zehn Euro liegen würde. Hier zeigt sich der Wunsch der angehenden Anbauvereinigungen, günstig für ihre Mitglieder zu produzieren, wenn die gesetzlichen Auflagen dies zulassen.

Cannabis Clubs möchten ihren Mitgliedern einen schonenden Konsum ermöglichen
Fast 81 Prozent der Clubs möchten Cannabis an ihre Mitglieder sowohl in Form von Blüten als auch als Haschisch abgeben. 63 Prozent würden darüber hinaus auch gern andere Produkte wie Cannabis-Extrakte und Edibles (Lebensmittel mit THC-Zusatz) anbieten. Nach dem aktuellen Gesetzentwurf wäre dies jedoch unzulässig.

Mit Spannung erwartet die Cannabis-Club-Community, welche Änderungen am Cannabis-Gesetzentwurf das parlamentarische Verfahren noch bringen wird. Die Hoffnung ist groß, dass im Sinne der von Karl Lauterbach formulierten Ziele die Hürden für diejenigen, die daran legal mitwirken wollen, noch ein gutes Stück gesenkt werden.

Jürgen Neumeyer, Geschäftsführer des BvCW, kommentiert hierzu:
„Wir freuen uns über die intensiven Aktivitäten der angehenden Anbau-Clubs. Allerdings zeichnet sich jetzt bereits ab, dass dies nicht ausreichen dürfte, den Bedarf der Bevölkerung auch nur ansatzweise zu decken und den Schwarzmarkt signifikant zurückzudrängen.

Müsste man sich vorstellen, dass eine legale Vollversorgung der deutschen Bevölkerung alleine durch Anbauvereinigungen stattfinden sollte, würde das bedeuten, dass in Deutschland 16.000 Clubs entstehen müssten. Dies wäre einerseits deutlich mehr, als die von der Bundesregierung anvisierte Zahl von 3000 Anbauvereinigungen und andererseits aufgrund der vorgesehenen hohen Regularien für Clubs sehr unwahrscheinlich.

Die Bundesregierung ist daher aufgefordert, schnellstmöglich zu einer flächendeckenden Umsetzung mit Wirtschaftsbeteiligung der sog. „Säule 2″ zu kommen. Anders ist dem Schwarzmarkt mittelfristig nicht effektiv entgegenzuwirken.“

Dr. Peter Reinhardt, Geschäftsführer von CSC-Maps (Greenrise GmbH), ergänzt:
“Wir hoffen, dass die Ergebnisse der Studie dazu beitragen, dass die Politik noch einige Hürden für die Clubs aus dem Weg räumt, insbesondere die überflüssigen Abstandsregeln und die eigenhändige Mitwirkungspfllicht aller Mitglieder beim Grow überdenkt. Die Erlaubnis der privaten Herstellung von Extrakten und Edibles wäre aus Sicht der Cannabisclubs ebenfalls anzuraten und würde dazu beitragen, den Schwarzmarkt weiter zurückzudrängen.“

Die genauen Ergebnisse der Studie finden Sie hier. Die enthaltenen Grafiken dürfen mit Quellenangabe kostenfrei veröffentlicht werden.

Über die Umfrage
Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Online-Befragung auf der Plattform CSC-Maps im Zeitraum vom 5. bis 15. Oktober 2023 erhoben. Zur Befragung eingeladen waren 132 auf CSC-Maps gelistete Cannabis Social Clubs (bestehende Vereine und Projekt in Gründung/Vorbereitung). 73 Vereine (55 Prozent) haben sich beteiligt und den Fragebogen komplett abgeschlossen. Die Befragung erfolgte anonymisiert. Die Verteilung der CSCs auf die Bundesländer ergibt sich aus den Angaben der Vereine in den Listings. Berücksichtigt wurden alle Listings auf CSC-Maps zum Stichtag 15. Oktober 2023.

Über CSC Maps
CSC Maps (www.csc-maps.de) ist Deutschlands erstes Informations- und Vereinsportal zum Thema Cannabis Social Clubs. Hier können Interessierte Vereine finden, um ihnen beizutreten, oder Informationen rund um die Gründung eines eigenen Vereins abrufen. Das Portal wurde 2023 von der Greenrise GmbH aus Berlin ins Leben gerufen. Die Greenrise GmbH ist Teil einer Unternehmensgruppe, die in den sich öffnenden Cannabis-Markt investiert. Zur Gruppe gehören auch der Zubehör-Shop www.budtenders.de sowie ein Unternehmen für den künftigen Vertrieb über Fachgeschäfte.

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