Psilocybin-Therapie in Deutschland ist jetzt möglich!

Compassionate-Use-Programm für Härtefälle

Psilocybe cubensis "Thai" | CC BY-SA Dr. Brainfish

Seit Juli dieses Jahres besteht in besonderen Einzelfällen die Möglichkeit, Patienten mit dem psychedelischen Wirkstoff Psilocybin zu behandeln. Obwohl Psilocybin in Deutschland bislang nicht offiziell zugelassen ist, kann die Substanz im Rahmen eines Härtefallprogramms an ausgewählten Standorten wie Berlin und Mannheim eingesetzt werden.

In Deutschland dürfen erstmals ausgewählte Patienten mit behandlungsresistenten Depressionen eine Therapie mit Psilocybin erhalten – unter streng kontrollierten Bedingungen und im Rahmen eines sogenannten „Compassionate Use“-Programms (Arzneimittel-Härtefallprogramm). Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat dafür grünes Licht gegeben und ermöglicht damit den Zugang zu dem psychoaktiven Wirkstoff aus Zauberpilzen, obwohl Psilocybin bislang nicht regulär zugelassen ist. Ziel des Programms ist es, schwer erkrankten Menschen eine vielversprechende Alternative zu bieten, wenn herkömmliche Behandlungen nicht mehr wirken.

Initiiert wurde die Zulassung durch das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim. Dessen Forscher betonen, dass Psilocybin in Einzelfällen eine medizinisch wie ethisch sinnvolle Option darstellen kann – vorausgesetzt, die Therapie erfolgt unter ärztlicher Aufsicht und in einem streng geschützten Rahmen. Laut ZI sprechen etwa 20 bis 30 Prozent der Menschen mit Depressionen nicht ausreichend auf klassische Therapien an. Studien aus dem Ausland legen nahe, dass Psilocybin dabei helfen kann, eingefahrene Denkmuster zu durchbrechen und neue neuronale Verbindungen im Gehirn zu fördern.

Die Entscheidung des BfArM reiht sich in eine wachsende internationale Bewegung ein: Auch in der Tschechischen Republik wurde Psilocybin kürzlich für medizinische Zwecke legalisiert. Zudem untersucht eine von der EU geförderte Studie derzeit den Einsatz psychedelischer Substanzen bei neurologischen Erkrankungen wie MS oder ALS. Trotz dieser Fortschritte rechnet das ZI nicht mit einer baldigen generellen Zulassung von Psilocybin in Deutschland – hält aber Programme wie „Compassionate Use“ für wichtige Übergangslösungen, um Betroffenen frühzeitig Zugang zu innovativen Therapieformen zu ermöglichen. Die Nachfrage, so das Institut, dürfte groß sein.

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