Wir befinden uns mitten in einer echten psychedelischen Renaissance. Der gesellschaftliche wie auch medizinische Wert psychedelischer bzw. auch allgemein psychoaktiver Substanzen und Organismen wird zunehmend erkannt, alte, auf Propaganda basierende Ressentiments werden nach und nach als solche entlarvt und abgebaut.
In diesem Zuge nehmen sich immer mehr Wissenschaftler des Themas an und untersuchen den potenziellen Nutzen von Psychedelika – vor allem für Medizin und Therapie. So kommt eine Arbeit aus dem Januar 2022 zu dem Schluss, dass «die seit 1991 veröffentlichten Studien weitgehend die Hypothese [stützen], dass eine kleine Anzahl von Behandlungen mit psychedelisch unterstützter Psychotherapie zu einer signifikanten und nachhaltigen Linderung der Symptome verschiedener psychiatrischer Erkrankungen führen kann. Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit der psychedelischen Therapie gemeldet. Die vorhandenen Studien weisen mehrere Einschränkungen auf, darunter kleine Stichprobengrößen, inhärente Schwierigkeiten bei der Verblindung, eine relativ begrenzte Nachbeobachtung und stark überprüfte Behandlungspopulationen» (Bender und Hellerstein 2022).
Die Autoren schreiben weiter, dass «in den letzten 30 Jahren umfangreiche Daten gesammelt [wurden], die darauf hindeuten, dass psychedelische Substanzen eine wirksame Behandlung für eine Vielzahl von häufigen psychiatrischen Erkrankungen darstellen, obwohl die ideale Art und Weise des Einsatzes dieser Substanzen zur Minimierung unerwünschter Ereignisse und zur Maximierung der therapeutischen Wirkung umstritten bleibt. Für klinische Forscher in diesem Bereich ist es von entscheidender Bedeutung, sich mit einzigartigen Faktoren im Zusammenhang mit dem Studiendesign auseinanderzusetzen» (ebd.).
Eine andere Untersuchung, die per bibliometrischer Analyse wissenschaftliche Arbeiten aus drei Jahrzehnten auswertete, kommt zu dem Ergebnis, dass «Großbritannien, die USA, die Schweiz, Spanien und Brasilien das Feld an[führen]. (…) Diese aggregierten Daten und Erkenntnisse (…) erleichtern die Forschungsbewertung, datengestützte Finanzierungsstrategien und eine praktische Übersicht für Forscher und Kliniker, die in das Feld einsteigen» (Hadar et al. 2022).
Das psychedelische Thema wird also endlich mit der notwendigen Sachlichkeit angegangen – die Terminologie und Propaganda des War on Drugs wird nach und nach entschleiert – und auch im Mainstream immer neutraler behandelt. Die psychedelische Kultur spielt aller Wahrscheinlichkeit nach zukünftig in gesellschaftlicher Hinsicht eine eminentere Rolle, als es in den vergangenen Jahrzehnten durch die systematische politische Unterdrückung möglich gewesen war.
Literatur:
Bender D, Hellerstein DJ. Assessing the risk-benefit profile of classical psychedelics: a clinical review of second-wave psychedelic research. Psychopharmacology (Berl). 2022 Jan 13. doi: 10.1007/s00213-021-06049-6. Epub ahead of print. PMID: 35022823.
Hadar A, David J, Shalit N, Roseman L, Gross R, Sessa B, Lev-Ran S. The Psychedelic Renaissance in Clinical Research: A Bibliometric Analysis of Three Decades of Human Studies with Classical Psychedelics. J Psychoactive Drugs. 2022 Jan 9:1-10. doi: 10.1080/02791072.2021.2022254. Epub ahead of print. PMID: 35000572.