Thailands fragwürdige »Legalisierung«

Wirre und unklare Berichterstattungen: Legalisiert Thailand Cannabis?

Nächtliche Vogelperspektive auf Bangkok. Foto: allPhoto Bangkok | @allphoto-bangkok-1628521 | via pexels.com

Thailand legalisiert den Anbau und Besitz von Cannabis – diese Meldung kursiert seit einigen Tagen in den Medien. Dabei sind sich die Berichterstatter nicht wirklich sicher, in welcher Form der Hanf in dem südostasiatischen Land freigegeben werden soll. So ist die Frage, ob Cannabis nur zu medizinischen Zwecken angebaut, erworben, besessen und konsumiert werden darf oder ob der private Genusskonsum ebenfalls legalisiert werden soll. Außerdem ist in den Medien mal die Rede von einer THC-Obergrenze von 0,2 Prozent für Cannabisextrakte, mal davon, dass diese Grenze für alle Hanfprodukte gelte. Cannabis sei vom Gesundheitsministerium von der Liste der verbotenen Betäubungsmittel gestrichen worden. Dadurch sei es »für den medizinischen und industriellen Gebrauch entkriminalisiert«, so tagesschau.de.

Die »Legalisierung« in Thailand scheint intransparent. Mehrere Quellen berichten teilweise verschiedentlich über den Zustand bezüglich der drogenpolitischen Wende im Land. So schreibt die Tagesschau in einem Artikel auf ihrem Online-Portal, dass das Rauchen in der Öffentlichkeit zwar weiterhin mit harschen Geldstrafen bis zu 25.000 Baht (umgerechnet ca. 730 Euro) geahndet werden soll, im privaten Bereich allerdings »eher laxe Regeln« gelten würden. So werde künftig nicht mehr streng kontrolliert, wer welches Gras bei sich zu Hause anbaue.

Laut Informationen des hauseigenen Korrespondenten Lukas Messmer berichtet der Schweizer Rundfunk, dass Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul einen »Anbau für Gesundheitszwecke im großen Stil« beabsichtige. Die thailändische Regierung unterstütze den Anbau von Medizinalcannabis aktiv und verteile sogar Hanfsamen in der Bevölkerung. Die Rede ist von einer Million Setzlingen. Außerdem werde zukünftig eventuell THC-freier Hanf exportiert. Ebenfalls spricht der SRF – im Einklang mit den Informationen der Tagesschau – von einer Lockerung für den rekreativen Gebrauch in den eigenen vier Wänden: »Die Zeit, da aller Besitz von Marihuana drakonisch bestraft wurde, ist in Thailand vorbei.«, so Messmer. Der Schweizer Rundfunk meldet weiterhin eine Entlassung von etwa 4.000 Häftlingen aus überfüllten Gefängnissen. Die Legalisierung bringe also auch gleichzeitig eine Amnestie für diverse Drogenvergehen mit sich.

Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband mahnt zur Vorsicht hinsichtlich der Jubelrufe um die thailändische Hanflegalisierung. In der Ausgabe der DHV-News vom 10. Juni 2022 informiert auch er über die inkonsequent wirkenden Liberalisierungsmaßnahmen im südostasiatischen Staat. Wurth verweist zwar auf die Eröffnung erster Hanf-Shops in der Hauptstadt Bangkok sowie auf ein Interview mit der thailändischen Aktivistin Kitty Chopaka, bleibt aber in Anbetracht der wirren Informationen skeptisch bezüglich einer absoluten Legalisierung im Land. So werde in sowohl englischen als auch deutschen Quellen immer wieder davon berichtet, dass der Anbau nur für den medizinischen Gebrauch und zum Kochen gestattet sei, der Konsum allerdings verboten bleibe. Laut Wurth scheint es eher um eine Stärkung der Industrie als um die Legalisierung des rekreativen Gebrauchs zu gehen.

Die Lage um die Gesetzmäßigkeiten rund um Hanf im südostasiatischen Staat bleibt also weiterhin unklar – viel zu verwässert sind die verschiedenen Berichte; die Datenlage erscheint nur schwer zu durchdringen. Sollte sich hinsichtlich dieses Themas weitere Klarheit entwickeln, wird Lucys Rausch über alles Weitere berichten.

Quellen:
DHV-News #341
tagesschau.de
srf.ch