Timothy Learys erste Pilzerfahrung

XtraGeschichte der Psychonautik

Timothy Leary. Foto: Archiv Nachtschatten Verlag

Die Pilze haben einen der bedeutendsten und umstrittensten Bewusstseinsforscher, den ehemaligen Harvard-Professor Dr. Timothy Leary, sozusagen »auf den Trip« gebracht. Noch bevor Leary mit LSD experimentierte, bekam er Zugang zu den mexikanischen Zauberpilzen.

Als er sich 1960 in Cuernavaca (Mexiko) aufhielt, schloss er zum ersten Mal persönliche Bekanntschaft mit dem Götterpilz. Leary nahm dort zum ersten Mal in seinem Leben ein Psychedelikum. Das veränderte nicht nur sein eigenes Leben und Denken, sondern führte zu tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft, aber auch im wissenschaftlichen Weltbild. Eine der ersten Wirkungen, die Leary bei seiner historischen Erfahrung machen durfte, war jenes berühmte »kosmische Lachen«, das Lachen über sich selbst und die Wissenschaft:

»Ich lachte über meine tägliche Pomposität, jene engstirnige Arroganz des Wissenschaftlers, die Unverschämtheit des Rationalen, die glatte Naivität von Worten im Gegensatz zu den unverfälschten, reichen, ewig-wechselnden Panoramen, die mein Gehirn überfluteten … Ich ergab mich der Freude, wie es Mystiker seit Jahrhunderten getan haben, als sie durch den Schleier blickten und entdeckten, dass die Welt – so plastisch sie schien – eigentlich eine kleine, vom Verstand konstruierte Bühnenszene war. Es gab eine Flut von Möglichkeiten dort draußen (dort drinnen?), andere Wirklichkeiten, eine unendliche Anordnung von Programmen für andere Zukunftsszenarien« (Leary 1986: 33f.).

Auf dem Höhepunkt der Pilzerfahrung erlebte Leary eine ergreifende, mystische Weltenschau:

»Dann war ich weg, abgefahren in die Abteilung für phantastische Optik. Die Paläste des Nils, die Tempel der Beduinen, glitzernde Edelsteine, fein gewobene Seidenkleider, die Farben atmeten, von Muzo-Smaragden gleißende Mosaike, burmesische Rubine, Saphire aus Ceylon. Da waren edelsteinbesetzte Schlangen, maurische Reptilien, die züngelten, sich wanden und den Abfluss in der Mitte meiner Retina hinuntertaumelten.

Als Nächstes folgte eine Reise durch die Evolution, die alle, die auf Gehirnreise gehen, garantiert erleben werden. Ich glitt den Rekapitulationskanal hinunter bis in die alten Produktionsräume des Mittelhirns: Schlangenzeit, Fischzeit, Großer-Dschungel-Palme-Zeit, grüne Zeit der Farnspitzenblätter. Ruhig beobachtete ich, wie das erste Meereswesen an Land kroch. Ich lag bei ihm, der Sand knirschte unter meinem Nacken, dann floh es zurück ins tiefgrüne Meer. Hallo, ich bin das erste Lebewesen« (Leary 1986: 34). Diese initiatorische Erfahrung hat den akademisch geschulten Wissenschaftler nachhaltig verwandelt:

Lucys Xtra

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