Traumpflanzen

Aztekisches Traumgras, Afrikanische Traumwurzel und Glänzende Studentenblume

Unter der Sammelbezeichnung Traumpflanzen oder Traumkräuter werden all jene geistbewegenden Gewächse zusammengefasst, die das nächtliche Traumerlebnis intensivieren und/oder die Fähigkeit zur Traumerinnerung verbessern können. Durch den gezielten Einsatz einer solchen Traumpflanze kann es nicht nur gelingen, die Anzahl seiner Träume zu erhöhen, sondern diese auch zu verlängern sowie bewusst zu erfahren und aktiv auszugestalten (Stichwort: Klartraum, Luzider Traum); gleichzeitig beschreiben Anwender pflanzlicher Traumverstärker, dass sie sich am Morgen häufig noch an alles erinnern können: an jede im Traum getätigte Handlung, an jedes im Traum gesprochene Wort, an jede Person oder Entität, der sie im Traum begegnet sind, und an jede im Traum empfundene Emotion. Bedenken wir nun, dass Träume ein hervorragender, stets geöffneter Zugang in die unendlichen Welten un­seres (Unter-)Bewusstseins sind, dann erklärt sich die psychonautische Relevanz von Traum­pflanzen – die in schamanischen Kulturen weltweit seit Jahrhunderten bekannt ist – ganz von selbst.

Die psychoaktive Wirkung der meisten als Traumpflanzen beschriebenen Arten darf man jedoch nicht überschätzen. Auf unser gewöhnliches Alltagsbewusstsein wirken sie meist nur subtil, wenig aufdringlich und recht unspektakulär. Das eigentliche Potenzial dieser Pflanzen offenbart sich vor allem im Schlaf – indem sie das Traumbewusstsein erweitern. Nicht selten erfährt der Anwender bei regelmäßiger Einnahme seine Träume in einer Qualität, die der Erfahrungsrealität seines Alltagsbewusstseins in keiner Weise nachsteht. Mehr noch: In luziden Traumzuständen unterliegt der Geist keinen räumlichen oder zeitlichen Grenzen – fast alles ist möglich –, und dies ist für jede Person völlig legal nutz- und erfahrbar. Die meisten Traumkräuter unterliegen keiner betäubungsmittelrechtlichen Bestimmung. Der Anzucht und Kultur dieser Pflanzen im eigenen Garten steht daher nichts im Wege, vorausgesetzt, man berücksichtigt die spezifischen Anzucht- und Pflegebedingungen.

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Was sind Oneirogene?

In der Fachterminologie werden psychoaktive Pflanzen mit einem trauminduzierenden Wirkverhalten den sogenannten Oneirogenen zugeordnet. Dieser Begriff stammt aus dem Griechischen, bedeutet übersetzt «Träume erzeugend» und fasst nach allgemeinem Verständnis sämtliche geistbewegenden Mittel zusammen, die einen intensivierenden Effekt auf das nächtliche Traumerlebnis oder die Traumerinnerung haben. Psychonauten, die mit Oneirogenen experimentieren  – etwa zum Klarträumen oder zum Erfahren von Traumvisionen  –, bezeichnet man im Psychedelik-Jargon auch als Oneironauten; eine Wortkreation, die auf den amerikanischen Klartraumforscher Stephen LaBerge zurückgeht. Wichtig: Ein Oneirogen muss nicht zwangsläufig eine psychoaktive Pflanze oder Substanz sein. Auch diverse nonpharmakologische Techniken (z.B. Autosuggestion, Rhythm Napping, Wake-Initiation of Lucid Dreams [WILD], Dream-Initiated Lucid Dream [DILD] etc.) können zur Traumintensivierung eingesetzt und somit als Oneirogene bezeichnet werden.

Anzucht und Pflege

Der einfachste Weg zur Calea-Kultur erfolgt auf vegetativem Weg, durch das Schneiden von Stecklingen. Diese werden mit einer scharfen Klinge von der Mutterpflanze geschnitten, in kleine, mit Anzuchterde befüllte Töpfe gesetzt und gegossen. Bewurzelungshormone sind erfahrungsgemäß nicht nötig, können den Prozess der Wurzelbildung aber enorm beschleunigen. Idealerweise belässt man den Steckling anfänglich einige Zeit im Zimmergewächshaus, danach wird er umgetopft oder ab Mai ins Freiland gepflanzt. Zu beachten ist, dass die Pflanze in Mitteleuropa nicht winterhart ist und zu Überwinterung ins helle und warme Haus gestellt werden muss. Die meisten Gärtner entscheiden sich deshalb für eine Topfkultur.

Etwas schwieriger, aber dennoch möglich, ist die Anzucht des Aztekischen Traumgrases durch Saatgut. Dieses ist lichtkeimend und wird daher – nachdem es für 24 Stunden in lauwarmem Wasser vorgequollen ist – nur leicht auf das Anzuchtsub­strat gedrückt und nicht überdeckt. Bei erforderlichen Temperaturen von 20–25 °C und einer kon­stanten Substratfeuchte zeigen sich nach zwei Wochen die ersten Keimlinge. Die Keimung der Calea-Samen verläuft allerdings sehr unregelmäßig. Sobald die Keimlinge stabil genug sind, werden sie pikiert und in Töpfe oder ins Freiland gepflanzt.

Als Standort benötigt die Pflanze einen Platz im Halbschatten, wo sie vor der heißen Mittagssonne geschützt ist. Ideal ist eine Ecke auf dem Balkon oder der Terrasse. Ansonsten droht der Pflanze ein «Sonnenbrand», der sich in einer Rotfärbung der Blätter zeigt. Die Wasserzufuhr erfolgt mäßig und regelmäßig, die Zufuhr eines biologischen Düngemittels bedarfsweise.[…]

Kevin Johann

Den ganzen Artikel kannst du im Magazin Lucy’s Rausch Nr. 5 lesen. Hier bestellen.