Text: Michael Kleim
Der Philosoph und Literat Walter Benjamin (1892-1940) unternimmt in den Jahren zwischen 1927 und 1934 in Gegenwart befreundeter Ärzte und in Begleitung seines Freundes Ernst Bloch durch die Einnahme von Haschisch Reisen in das unbekannte Land der gesteigerten Bilder und Gefühle.
Benjamin ist ein scharfer Kritiker der ökonomisch beherrschten Gesellschaft. Im Rausch, so empfindet er, wird das ICH gelockert. Der Rausch an sich sei nicht destruktiv, so sagt er, jedoch in der Epoche des Zerfalls und der Selbstzerstörung der bürgerlichen Gesellschaft werden nicht nur die offensichtlichen Kräfte der Natur, sondern eben auch die entlegeneren, verborgeneren Kräfte des Rausches pervertiert und geschändet.
Damit berührt Benjamin den Kern unseres heutigen sogenannten Drogenproblems. Benjamin beschreibt seine Erlebnisse als transzendierende, erleuchtende Erfahrung. Über seine Drogenexperimente verfasst er zahlreiche Protokolle und verarbeitet seine Erfahrungen in Form novellistischer Berichte, so u.a. in „Haschisch in Marseille“.
Am 10. Mai 1933 verbrannte der braune Mob Bücher jüdischer Autoren und Autorinnen ebenso wie Werke, die aus kulturellen, politischen oder anderen Gründen verfemt wurden. Dabei wurden auch Schriften Walther Benjamins in die Flammen der Scheiterhaufen geworfen.
Walter Benjamin muss daher aus Deutschland emigrieren und geht nach Frankreich ins Exil.
Von Marseille aus versucht er 1940 die Flucht über Spanien. Körperlich und psychisch erschöpft, nimmt er sich am 26. September 1940 das Leben.