Der diesjährige Weltdrogenbericht (World Drug Report) ist erschienen. Ein Fokus des Berichtes ist der Einfluss von Covid-19 auf die internationalen Drogenmärkte.
Einige Erkenntnisse des Berichts in Kurzform:
- Die Beschlagnahmung großer Haschischlieferungen in Nord-Afrika und dem mittleren Osten nach Europa deutet darauf hin, dass die Nachfrage nach Cannabisprodukten durch den Lockdown gestiegen ist (S. 27).
- Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass der (illegale) Handel mit Cannabis weit weniger stark von den Covid-Einschränkungen betroffen ist als bspw. der Handel mit Kokain oder Heroin, da Cannabisprodukte tendenziell näher am Absatzmarkt produziert werden können und Händler somit nicht auf Flug- oder Schiffstransporte angewiesen sind (ebd.).
- Der Lockdown hat zu einem erhöhten Aufkommen von Cannabishandel im Darknet geführt, worauf ein erhöhtes Handelsvolumen in Darknetmärkten im ersten Quartal 2020 hinweist (ebd.).
Während die negativen Auswirkungen der Covid-Pandemie sowie die entsprechenden staatlichen Maßnahmen für Cannabiskonsumierende als eher marginal betrachtet werden können, sind die Konsequenzen für Opioidkonsumierende ungleich höher.
Einerseits gelten die Betroffenen aufgrund von häufig vorliegenden Komorbiditäten als Hochrisikogruppen, andererseits werden die Nachteile der Prohibition durch die Pandemiemaßnahmen noch verstärkt.
So ist eine legale Abgabe von Heroin nicht in allen Staaten möglich, wodurch Abhängige dazu gezwungen sind, Ausgangsbeschränkungen zu umgehen. Darüber hinaus sorgen Lieferengpässe für einen Fluktuationen des Straßenpreises, was zu weiteren Gefährdungen führt.
Der Bericht besteht aus sechs Teilen, die wie üblich in voller Länge auf der Internetseite des UNODC eingesehen werden können.
Der Bericht als Präsentation (im pdf-Format)
Dirk Netter