Ein Riesenbetrug um Millionen

Juicy Fields Cannabis-E-Growing

Mit «E-Growing» reich werden: Diese Option bot eine Firma namens Juicy Fields ihren Anlegern in spe auf die Investition in virtuell verwaltete Medizinalcannabis-Pflanzen. Das Projekt startete 2020 als «Cannabis Crowdgrowing Plattform» in Berlin und versprach geradezu unverschämte Renditen von etwa 60 bis über 100 Prozent pro Jahr. Anlegen konnte jeder, ob Cannabis-Enthusiast oder nicht, und zwar zwischen 50 und 180 000 Euro. Der entsprechende Betrag konnte über das Bankkonto oder auch per Kryptowährung (Bitcoin & Co.) überwiesen werden. Den Investoren wurde versprochen, dass das angelegte Geld für Anbau, Pflege, Ernte und Verkauf von medizinischem Hanf verwendet und die Gewinne unter den Anlegern ausgeschüttet würden. Die gezogenen Pflanzen waren angeblich über virtuelle Gewächshäuser einsehbar, die Nutzer hätten auf Kauf und Verkauf des Materials Einfluss nehmen können. Ob es diese Pflanzen jemals gegeben hat, bleibt ungeklärt.

Dies sind Auswüchse des kapitalistischen Markts, wie sie zu erwarten waren, sobald Cannabis mainstreamfähig wird. Hunderttausende von Anlegern aus aller Welt sind dem Versprechen auf schnellen Reichtum auf den Leim gegangen. «Die Auszahlungen der Gewinne liefen dabei lange reibungslos, wie Investoren (…) immer wieder versicherten. Viele Kleininvestoren prahlten mit ihren Renditen und pumpten dann häufig noch mehr Geld in das Unternehmen. Manche nahmen sogar Kredite auf. Juicy Fields setzte auf Social Marketing, engagierte Influencer, war omnipräsent auf Messen und steckte viel Geld in Werbung.» (dw.com)

Im Juli 2022 waren dann von heute auf morgen die Accounts von Juicy Fields nicht mehr einsehbar, ein Einloggen in die Benutzerkonten nicht mehr möglich. Etwa 500 000 Kunden guckten in die Röhre. Auch die Social-Media-Auftritte von Juicy Fields wurden vom Netz genommen. Derweil präsentierten sich Mitarbeiter der Firma auf Hanfmessen mit teuren Autos, etwa mit Lamborghinis, die das Juicy-Fields-Logo auf der Motorhaube trugen.

«Der mögliche Schaden könnte irgendwo zwischen einem zweistelligen Millionenbetrag und mehreren Milliarden Euro liegen. So schätzt eine spanische Anwaltskanzlei, die dort nach eigenen Angaben mehr als 500 Betroffene vertritt, dass über die Crypto-Wallets von JuicyFields mehr als fünf Milliarden Euro liefen.» (vice.com)

Außen fix, innen nix: Juicy Fields. Foto: PD

Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte bereits im März 2022 eine Warnung vor Investitionen bei Juicy Fields veröffentlicht. Zwei Monate später bescheinigte die spanische Finanzaufsichtsbehörde CNMV, dass das Unternehmen für Anlagegeschäfte nicht zugelassen sei. Und im Juni verbot die BaFin schließlich offiziell das von Juicy Fields in Deutschland betriebene Geschäft, weil das Unternehmen keinen Prospekt für seine Angebote herausgegeben und damit gegen das Gesetz verstoßen hatte. Der Hauptsitz der Firma Juicy Grow GmbH war zu diesem Zeitpunkt bereits von der deutschen Bundeshauptstadt nach Amsterdam verlegt und in Juicy Holdings B.V. umbenannt worden.

Wie die Deutsche Welle berichtete, weist der ehemalige CEO von Juicy Fields, Alan Glanse, jede Schuld von sich. Er sei weder für die Onlineplattform noch für das Finanzielle zuständig gewesen und von weiteren Drahtziehern nur benutzt worden.

Zurzeit beschäftigt sich die Berliner Generalstaatsanwaltschaft mit dem Fall und ermittelt gegen das Unternehmen und dessen geschäftsführende Vorstände. Wie die Zeitschrift Finanztest und andere Medien berichten, hat die BaFin Zwangsgelder von einer Million Euro gegen Juicy Fields festgelegt: «Sie setzen sich aus jeweils 250 000 Euro zusammen, die sich auf die vier Pflanzen beziehen, die als Anlage angeboten wurden. Die Frist zur Zahlung lief am 21. Juli 2022 aus.» (test.de)