Die Politik erwacht. Die Frage, ob Cannabis legalisiert oder zumindest kontrolliert abgegeben werden soll, gewinnt an Fahrt. Noch nie in der jahrzehntealten Geschichte des Marihuana-Verbots war die Re-Legalisierung so nah wie heute. In den USA hat am 1. Juli mit Oregon bereits der vierte Bundesstaat Marihuana – mit Auflagen – komplett legalisiert. Auch in zahlreichen weiteren Bundesstaaten sind die gesetzlichen Hürden für «Medical Marijuana» bereits überwunden oder im Begriff, übersprungen zu werden. Was nach Medizin und Apotheke klingt, ist in Wahrheit auch ein Seiteneingang für den Freizeitgebrauch. Vor Jahren noch wäre dieser Wirtschaftszweig in den USA undenkbar gewesen, heute werden bereits zweistellige Millionenbeträge eingenommen. Die Re-Legalisierung von Hanf in den USA ist deshalb vor allem ein Sinnbild für den globalen Wandel in Sachen Hanfpolitik. Die USA sind jedoch nicht die einzigen, die sich ernsthaft um Alternativen zur Marihuana-Repression bemühen. Gerade in Lateinamerika tut sich einiges. Uruguay will legalisieren, obwohl man dort nach dem Regierungswechsel die ursprünglich geplante Legalisierung zurückbuchstabierte und nun wohl eher den Anbau für den Eigengebrauch sowie den Konsum entkriminalisieren dürfte. Aber auch Chile, Mexiko und Kolumbien prüfen neue Wege. Im Juni gab es in Kolumbien sogar Debatten über eine Legalisierung oder zumindest über eine kontrollierte Abgabe.
«Die Prohibition ist komplett gescheitert»
Wenn mehrere Länder nach Jahrzehnten des Kampfes gegen Marihuana, Kokain & Co. plötzlich umschwenken, so zeigt das in aller Deutlichkeit, wie sehr jene Erkenntnis wächst, die Ex-UNO-Generalsekretär Kofi Annan bereits 2011 offen ausgesprochen hat: «Global War on Drugs has failed – der weltweite Krieg gegen Drogen ist gescheitert.»
Bei Marihuana ist das Scheitern am augenfälligsten. Lorenz Böllinger, Bremer Strafrechtler und Kritiker der deutschen Drogenpolitik, brachte es in einem Spiegel- Interview auf den Punkt, als er sagte: «Viele Leute machen im Augenblick erstmalig die Augen auf. Die allermeisten haben sich noch nicht damit befasst und haben die Unlogik des Systems bisher nicht wahrgenommen.» Was Böllinger mit «Unlogik» meint, erklärt Peter Albrecht, ehemaliger Strafrechtsprofessor der Universität Basel. «Selbstschädigung wird in anderen Bereichen auch nicht
bestraft, zum Beispiel beim Rauchen, beim Alkoholkonsum, bis hin zum Suizidversuch. Es entspricht den Freiheitsrechten, so zu leben, wie man will, […]
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