Über die Kunst des Cannabis-Anbaus

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Foto: Dutch Passion / Sativa The Edge

Cannabis ist die wohl am häufigsten genutzte psychedelische Substanz der Gegenwart. Und mittlerweile stammt ein Großteil des bei uns konsumierten Hanfs wieder aus heimischer, wenn auch aus illegaler Produktion. Ursprünglich eine Wildpflanze, wurde Cannabis schon im Altertum von vielen Kulturen als Medizin, Nahrungs- sowie Kleidungslieferant und als Rauschmittel geschätzt. Bis vor knapp 50 Jahren konnte man Hanf überall unter freiem Himmel anbauen und über Jahrtausende ganzheitlich nutzen; der Hanfanbau wurde in Europa und den USA erst nach dem zweiten Weltkrieg bewusst verdrängt. 1961 wurde die Pflanze im Rahmen des UN-Einheitsabkommens zu Betäubungsmitteln endgültig verboten.
Nachdem die Hippies Cannabis wieder entdeckt hatten, lieferten zunächst noch die Bauern in Kolumbien oder in Marokko das Gras für den europäischen und amerikanischen Schwarzmarkt. Doch bald experimentierten in den USA und in Europa die ersten Hobbygärtner mit eigenen Gras-Züchtungen. Anfang der 1980er-Jahre konnten sich in den damals noch sehr liberalen Niederlanden die ersten Anfänge einer Grower-Szene etablieren. Mit der Gründung der Sensi Seeds Bank 1985 legten die Niederlande die Grundlagen jener Cannabisanbau-Kultur, die heutzutage Millionen europäischer und US-amerikanischer Konsumenten mit Gras versorgt. Mittlerweile setzen Staaten wie Colorado, Kalifornien und Spanien, wo Cannabis legal oder wenigstens geduldet angebaut werden kann, die Trends, denn in den Niederlanden wird der Cannabisanbau inzwischen empfindlich bestraft.
Im Prinzip hat sich seit den Pioniertagen in den 1980er- und 1990er-Jahren wenig geändert. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, gutes Gras anzubauen: draußen, im Gewächshaus und unter Kunstlicht. Weil der Anbau unter Kunstlicht den Bedingungen der Prohibition am besten trotzen konnte, ist der sogenannte Indoor-Anbau die für das illegale Growing meistgenutzte Variante. Hier können die Hanf-Damen geschützt vor fremden Blicken reifen und sind bei optimierten Bedingungen innerhalb weniger Wochen erntereif. Zwar erfordern ein paar Pflanzen für den eigenen Bedarf unter Kunstlicht etwas mehr Aufwand als zwei oder drei Graspflanzen im Garten oder auf dem Balkon, dafür haben sie Vorteile gegenüber ihren im Freien lebenden Artgenossinnen.

Der Indoor-Anbau

Profis, die aus kommerziellen Gründen Cannabis anbauen, investieren vier- oder fünfstellige Summen, um eine ganze Wohnung oder gar eine Lagerhalle mit Hanfpflanzen zu bestücken. Doch die meisten Growshop-Kundinnen und -Kunden geben ein paar hundert Euro aus, um sich ihr Gras unabhängig vom Schwarzmarkt ergärtnern zu können. Um acht bis zwölf Wochen nach dem Einkauf erfolgreich ernten zu können, muss der Hobbygärtner die natürlichen Gegebenheiten so gut wie möglich nachahmen. Weil Growshops nicht zum Anbau von Cannabis beraten dürfen, ist ein Blick in die Fachliteratur besonders für Einsteiger unumgänglich.
Beim Indoor-Anbau übernimmt eine Hochdruck-Dampflampe, die sehr viel Hitze entwickelt, die Rolle der Sonne. Damit es den Pflanzen nicht zu heiß wird, verfügt jeder Indoor-Grow, egal ob groß oder klein, über ein Belüftungssystem, das im Optimalfall für eine Temperatur zwischen 24 und 28 Grad sorgt, während die Lampe brennt. Die Luftfeuchtigkeit sollte während des gesamten Zyklus bei 50 bis 60 Prozent liegen. Cannabis ist eine Kurztagpflanze und fängt je nach Sorte in der Natur erst an zu blühen, wenn die Tageslänge 13 bis 15 Stunden unterschreitet. Um das indoor zu simulieren, reduziert man die Beleuchtungszeit auf 12 Stunden, sobald die Pflanzen anfangen sollen, psychoaktive Blüten auszubilden. Um den typischen Geruch von Cannabis zu überdecken, reinigt man beim Anbau unter Kunstlicht die ausströmende Luft mit einem Aktivkohlefilter, so dass keine verräterischen Gerüche entstehen.

Deutsche und Schweizer Grower besorgen sich ihr Saatgut illegal

Deutsche und Schweizer Grower besorgen sich ihr Saatgut entweder illegal oder selektieren von Anfang an eine eigene Mutterpflanze. Mutterpflanzen und deren Ableger müssen allerdings mindestens 18 Stunden beleuchtet werden und deshalb in einem anderen Raum als die blühenden Pflanzen stehen. Ein Regal für Mutterpflanzen und Stecklinge benötigt nicht mehr als 30 x 50 Zentimeter Grundfläche und verursacht 15 Euro Stromkosten im Monat sowie ein wenig mehr Zeit fürs illegale Hobby. Ob Stecklinge oder Samen geeigneter für kleine Indoor-Grows sind, ist selbst in den zahlreichen Grow-Communitys umstritten. Für große, kommerzielle Anlagen werden meist Stecklinge bevorzugt, da die Zucht aus Samen mehr Zeit und Geld kostet.
Die meisten Hobbygärtner bauen ihr Gras auf Erde an, doch auch Kokossubstrat, Steinwolle oder andere hydroponische Zuchtmedien haben zahlreiche Anhänger unter Hobby- und besonders unter Profigärtnern. Am einfachsten und unkompliziertesten ist sicherlich der Anbau auf Erde. Alle anderen erwähnten Medien oder gar die substratlose Zucht (Aeroponik) können den Ertrag und die Effektivität steigern, funktionieren allerdings nur mit Erfahrung sowie den richtigen Messgeräten für den pH- und den EC-Wert (den elektronischen Leitwert, der den Nährstoffgehalt des Wassers definiert).

Lucys Xtra

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