80 Jahre LSD: Die Vorträge auf Video

Dokumentation des SÄPT-Symposiums in Münchenstein

Auf dem YouTube-Kanal von Arimedia TV sind nun die Vorträge und Performances des Symposiums in Münchenstein bei Basel, das am 14. April 2023 zum 80. Jahrestag der Entdeckung der psychoaktiven Wirkungen von LSD von der Schweizerischen Ärztegemeinschaft für psycholytische Therapie (SÄPT) veranstaltet wurde.

Podium: Big Money, Big Pharma und psychedelische Substanzen

Seit etwas mehr als 20 Jahren ist das Interesse an Psychedelika in Forschung und Therapie gewachsen, sodass dafür sogar eine Bezeichnung „Psychedelische Renaissance“ gefunden wurde. Nachdem sich für die legale Anwendung zuerst Therapeut:innen und etwas später auch Universitäten für Psychedelika wie MDMA, Psilocybin und LSD zu interessieren begannen, ist in den letzten ca. 6 Jahren das Interesse von Investoren und forschenden Pharmafirmen erwacht. Dieses Interesse ist mittlerweile so groß, dass Begriffe wie „psychedelic hype“ oder „psychedelische Blase“ andeuten wollen, dass es eine ungute Entwicklung geben könnte. Neben den wirtschaftlichen Gefahren geht das Podium auch auf die ethische Dimension dieser Vereinnahmung durch rein profitgesteuerte Unternehmen ein. SÄPT Symposium in Basel-Müchenstein im April 2023

Simon Duttwyler: Eine kurze Geschichte des LSD

In diesem Vortrag wird eine allgemein verständliche Geschichte des LSD aus der Sicht des Enkels von Albert Hofmann präsentiert. Als Ankerpunkte dienen dessen erste Synthese im Jahre 1938 und die berühmte Fahrradfahrt fünf Jahre danach. Die Forschungstätigkeit, die zur Entdeckung des LSD geführt hat, als auch die unmittelbar folgende Phase werden beleuchtet. Schließlich werden Zusammenhänge mit den Wirkstoffen in bewusstseinsverändernden Pilzen und die jüngsten Ergebnisse von pharmakologischen und psychotherapeutischen Studien mit Psychedelika erklärt.

Gregor Hasler: LSD und Neuroplastizität

Serotonerge Psychedelika wie LSD und Psilocybin verringern nachweislich die Symptome von Depressionen und Angstzuständen, insbesondere wenn sie mit psychologischer Unterstützung kombiniert werden. Darüber hinaus scheint die Verringerung der Symptome lange über die Anwesenheit der Substanz im Körper hinauszugehen, wobei einige Studien anhaltende Verbesserungen über ein Jahr nach Abschluss einer psychedelisch unterstützten Psychotherapie zeigen. Aufgrund dieser langanhaltenden Wirkungen wurde die Hypothese aufgestellt, dass Psychedelika Veränderungen in der Gehirnfunktion katalysieren, indem sie die Neuroplastizität in bestimmten Gehirnregionen fördern. Präklinische Arbeiten haben in der Tat gezeigt, dass Psychedelika die Synaptogenese, die Spinogenese und die Neuritogenese in kortikalen Neuronen fördern und dass diese Wirkung mindestens mehrere Tage lang anhalten kann, was potenziell wichtige klinische Auswirkungen nicht nur auf psychiatrische, sondern auch auf neurologische Pathologien wie Schlaganfall und neurodegenerative Störungen haben könnte. In diesem Vortrag werde ich die neusten Befunde zu dieser vielversprechenden Hypothese zusammenfassen.

F. Müller und F. Holze: LSD Behandlung von depressiven- und Angsterkrankungen

Felix Müller: LSD in der Behandlung von Menschen mit depressiven Erkrankungen

Vorgestellt wird eine Studie zur Behandlung von depressiven Symptomen mit LSD. Die Studie wurde an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel durchgeführt und aktuell abgeschlossen. Insgesamt erhielten 61 TeilnehmerInnen zweimalig eine mittlere bis hohe Dosis LSD bzw. eine niedrige Dosis LSD als Placebo. Die Substanzsitzungen wurden von Vor- und Nachgesprächen begleitet. Primär untersuchte die Studie die Wirksamkeit und Sicherheit von LSD bei depressiven Symptomen. Es wurden jedoch auch zahlreiche weitere Daten erhoben, wie z.B. die Wirkung auf Angstsymptomatik, Lebenszufriedenheit, Achtsamkeit, biologische Faktoren sowie mögliche Einflussfaktoren wie die therapeutische Beziehung und Persönlichkeitsmerkmale. Es handelt sich um die erste moderne Studie zu LSD bei Depression und um eine der ersten Studien mit Psychedelika, die dem aktuell geltenden Standard der randomisierten, placebo-kontrollierten Doppelblindstudie entsprechen.

Friederike Holze: LSD in der Behandlung von Menschen mit Angsterkrankungen

Im Jahre 2008 startete unter der Leitung von Dr. Peter Gasser das Vorhaben, LSD wieder zurück in die klinische Praxis zu bringen. Dazu wurde eine Pilotstudie mit 12 Patient:innen mit Angsterkrankungen im Zusammenhang mit einer terminalen Erkrankung durchgeführt. Diese Studie wurde nun mit einem größeren Kollektiv wiederholt. Insgesamt erhielten 42 Patient:innen zweimalig eine hohe Dosis LSD und zweimalig Placebo eingebettet in eine therapeutische Begleitung. Ziel der Studie war es den Effekt von LSD, primär auf die Angstsymptomatik und sekundär auf Depressionssymptomatik zu untersuchen. Zusätzlich wurde erhoben, ob die akute LSD Wirkung in Zusammenhang mit der therapeutischen Wirksamkeit steht. Bei der Studie handelt es sich um die erste moderne doppel-blind randomisierte, valid Placebo-kontrollierte, Phase 2 Studie mit LSD. Die Studie war eine Zusammenarbeit zwischen der Psychopharmakologie Forschungsgruppe am Universitätsspital Basel (unter der Leitung von Prof. Matthias Liechti) und der SÄPT (unter der Leitung von Dr. Peter Gasser) und ist somit ein einzigartiges Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen universitärer Forschung und Hands-on Praxisarbeit.

Vanja Palmers: Erfahrungen mit LSD und buddhistischer Meditation

Erfahrungen mit LSD und buddhistischer Meditation. Als Zen-Priester hat Vanja lange Erfahrung mit Meditation. Seit einiger Zeit erforscht er die Möglichkeiten, Meditation mit bewusstseinsverändernden Substanzen zu kombinieren. Er wird uns einen Einblick in seine Beobachtungen geben.

Andrea Jungaberle: LSD außerhalb des medizinisch-therapeutischen Paradigmas

Jenseits der Psychotherapie: Modi und Motivationen für die Einnahme von LSD außerhalb des medizinisch-therapeutischen Paradigmas. Auch wenn die Anwendung von LSD im therapeutischen Rahmen ihren Anfang nahm, kam es schnell zu einer Adoption der Substanz durch diverse subkulturelle Gruppierungen: Von den Acid Tests der amerikanischen Westküste der 1960er Jahre, bis zur aktuellen Festivalkultur à la Burning Man finden sich Dutzende verschiedener Kontexte, in denen Psychedelika und insbesondere LSD eine zentrale Rolle spielten und spielen. Allein, in engen Gruppen vertrauter Menschen, oder im Rahmen von Großveranstaltungen mit mehreren 10 000 Teilnehmer*innen suchen Menschen die verschiedenen Facetten der Erfahrungen, die diese Substanzen ermöglichen können. In diesem Vortrag geht es um außerklinische Settings, Motive und Erfahrungsräume, die mit Hilfe von LSD & Co zugänglich werden können – und den Versuch, die therapeutische und außerklinische Anwendung zueinander in Bezug zu setzen.

Peter van Ham: Bewusstseinserweiterung und ihre Zeugnisse in den Kulturen der Welt

Seit Urzeiten versucht der Mensch zu erfahren, «was die Welt im Innersten zusammen­hält». Mittels Meditation, Trance oder auch im Drogen­rausch möchte er «Gott sehen», «sich selbst erkennen», «wieder eins mit der Schöpfung werden». Erstaunlicher­weise sind sowohl Wege und Methoden hierfür wie auch die Zeugnisse, die Ausdruck dieser Erfahrungen sind, auf der ganzen Welt sehr ähnlich. Sie weisen auf die gemeinsamen Wurzeln aller Menschen, egal welcher Hautfarbe, Religion oder Überzeugung sie angehören, und bieten die Chance der Verständigung und der fortschreitenden Aussöhnung zwischen den Kulturen. Peter van Ham nimmt uns mit in Wort und Bild auf einen meditativen Streifzug um die Erde auf der Suche nach den Bemühungen um Erleuchtung und den daraus entstandenen Zeugnissen. Seine Präsentation begleitet sein jüngst weltweit erschienenes Buch «MANDALA – Auf der Suche nach Erleuchtung: Heilige Geometrie in den spirituellen Künsten der Welt», dem 2019/20 eine gleichnamige Ausstellung am Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen vorausging. Der während des Symposiums gekürzt gehaltene Vortrag ist hier auf seine Originallänge ergänzt worden.