Christian Scharfetter (1936-2012) wurde in Innsbruck geboren, wo er auch aufwuchs und Medizin studierte. 1963 zog er nach Zürich, um zunächst in einer neurochirurgischen Klinik zu arbeiten. Zu dieser Zeit besuchte er die Kolloquien der dortigen psychiatrischen Universitätsklinik, an der er 1967 seine assistenzärztliche Tätigkeit fortsetzte. 1972 wurde er habilitiert, im Jahr darauf erhielt er eine Assistenzprofessur. Er blieb unverheiratet. Ein Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit lag auf der Erforschung der klinischen Psychopathologie, insbesondere der Schizophrenie. Sein bekanntestes Werk ist seine Einführung in die Allgemeine Psychopathologie (1976). Ursprünglich als Vorlesungsreihe für die studentische Ausbildung vorgesehen, wurde es zu einem international anerkannten Standardwerk der Psychopathologie, dessen Wirkung bis heute anhält. Scharfetter setzte sich insbesondere mit den schizophrenen „Ich-Störungen” auseinander und publizierte zudem zahlreiche Arbeiten zur interkulturell vergleichenden Psychiatrie, Bewusstseinsforschung und Geschichte der Psychiatrie. Professionsgeschichtlich und berufsethisch interessant sind seine Biographie des Züricher Psychiaters Eugen Bleuler sowie sein Beitrag zur kritischen Selbstreflexion der ärztlich-psychiatrischen Berufspraxis mit dem Titel Was weiß der Psychiater vom Mensch. 2014 publizierte sein Zwillingsbruder Florian Scharfetter einen Bericht über Scharfetters begleiteten Suizid im November 2012 nach der Diagnose eines Gallengangskarzinoms mit infauster Prognose.

Lucys Rausch 9: Haschisch-induzierte Phänomene als Psychosen-Modell