Cannabis: Potenzsteigerung durch Decarboxylierung

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Medizinisches Cannabis | CC By Dank Depot

Text: Chuck Lore

Nach der Ernte freut sich der Selbstanbauer meist über eine ansehnliche Menge duftenden Marihuanas. Dieses ist nach dem Trocknen aromatisch und voller wohlriechender Terpene. Doch die gebackene Grastorte zeigt praktisch keine Wirkung, ebenso wie die aus ihm gewonnenen Extrakte. Lediglich beim Rauchen stellen sich die gewünschten Effekte ein, was manchen verwirren mag. Es verleitet viele Cannabisfreunde zu der Annahme, dass Rauchen die einzige rationelle Art und Weise ist, Cannabisprodukte zu konsumieren. Doch weit gefehlt, der Grund für die vermeintliche Wirkungslosigkeit liegt daran, dass die in dem Material enthaltenen Cannabinoide in den jeweiligen Vorstufen als Carboxylsäuren vorliegen. Diese werden durch die hohen Temperaturen beim Rauchen decarboxyliert, darum wirkt auch frisches Marihuana im Joint oder in der Pfeife gut.

Was ist das nun, diese Decarboxylierung? Chemisch gesehen ist es die Abspaltung eines Kohlenstoffdioxid-Moleküls von einem komplexeren Molekül. So wird zum Beispiel durch Decarboxylierung von Ethansäure (Essigsäure) Methan. Diese Säure hat die Summenformel C2H4O2, also zwei Atome Kohlenstoff (C), vier Atome Wasserstoff (H) und zwei Atome Sauerstoff (O). Für das Verständnis aber ist hier die Halbstrukturformel COOH-CH3 besser geeignet, weil die Carboxyl-Gruppe (COOH) gleich erkennbar ist. Durch die Abspaltung des Kohlenstoffdioxids (COO bzw. CO2) entsteht H-CH3, also Methan mit der Summenformel CH4.

Ähnlich verhält es sich mit dem begehrten THC (Tetrahydrocannabinol) und dem CBD (Cannabidiol). Beide Stoffe liegen unmittelbar nach der Ernte als Säuren vor, ich schrieb es bereits. Die Halbstrukturformel für THCA (THC-Säure) ist COOH-THC, die entsprechende Formel lautet C22H30O4. Durch die Abspaltung von CO2 wird daraus THC mit der Molekülformel C21H30O2. Bei CBDA (CBD-Säure) ist der Vorgang praktisch gleich, weil dieser Wirkstoff exakt die gleiche Summenformel hat. Und das ist der Grund, nur kurz am Rande erwähnt, warum es möglich ist, CBD mittels Isomerisierung zu THC umzuwandeln.

Nach diesem kleinen Exkurs in die organische Chemie, nun zu den praktischen Aspekten der Decarboxylierung. Bei Cannabisprodukten, bei denen dieser Prozess abgeschlossen ist, liegen die Cannabinoide in ihrer verwertbaren Form vor. Beim Rauchen gibt es keine Verluste durch nicht umgewandelte Säuren, der Kuchen wirkt psychoaktiv und auch die Extrakte zeigen die gewünschten Wirkungen. Alles in allem scheint es so, als ob die Potenz des Materials auf wundersame Weise gestiegen ist, dabei liegt die verbesserte Wirkung einzig und alleine an der Umwandlung der Carboxylsäuren.

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