Text: Chuck Lore
Die Entscheidung ist gefallen: Es sollen weibliche Hanfpflanzen angebaut werden. Neben der Sortenwahl ist natürlich auch zu überlegen, wo die Pflanzen idealerweise aufwachsen. Möglich ist die Aufzucht im Freiland (Outdoorgrowing) oder die in Innenräumen (Indoorgrowing). Meist entscheidet man über die Anbauart aus einem Bauchgefühl heraus, aber die Unterschiede im Anbau sind so enorm, dass sich eine intensive Betrachtung lohnt. Dazu werden hier nach einführenden, allgemeinen Erklärungen erst die Besonderheiten des Freilandanbaus beleuchtet und danach die des Innenraumanbaus. Gegen Ende findet sich ein zusammenfassendes Fazit und eine Tabelle mit Fragen, die als Entscheidungshilfe dienen sollen.
Der Artikel richtet sich an Grower, die eine einzelne oder einige wenige Pflanzen aufziehen wollen. Die Betrachtungen und genannten Werte gelten nicht für größere Anpflanzungen; diese erfordern professionelles Fachwissen und eine aufwendige Ausstattung.
Allgemeines
Grundsätzlich gibt es drei Sorten des Hanfes: den Gemeinen Hanf (Cannabis sativa), den Indischen Hanf (Cannabis indica) und den selbstblühenden Hanf (Cannabis ruderalis), der eine Unterart des gemeinen Hanfes ist. Am längsten währt die Blütezeit beim Gemeinen Hanf, beim Indischen ist diese Zeit deutlich kürzer. Bei beiden Sorten wird die Blüte tageslängenabhängig ausgelöst. Sobald die Dunkelphase zehn bis zwölf Stunden andauert, beginnt die Blütenbildung. Diese dauert beim Indischen Hanf zwischen 45 und 60 Tagen, beim gemeinen Hanf 60 bis 90 Tage. Betrachtet man die Tageslänge im deutschen Sprachraum, dann setzt die Blüte bei beiden Sorten spätestens Ende August ein, in nördlichen Lagen später als in südlichen. Indischer Hanf wird also etwa Mitte bis Ende Oktober reif sein, gemeiner Hanf hingegen erst Ende Oktober bis Ende November.
Ganz anders entwickelt sich der selbstblühende Hanf. Dieser hat sich einem rauen, nördlichen Klima angepasst und blüht nicht tageslichtabhängig, sondern nach der chronologischen Dauer seiner Existenz. Rund drei bis vier Wochen nach der Keimung beginnt die Blütenbildung, ganz unabhängig von der Tageslänge. Diese ist nach weiteren sechs bis sieben Wochen abgeschlossen; die Pflanze ist also nach zirka 10 Wochen reif.
Leider enthält Cannabis ruderalis praktisch keine verwertbaren Cannabinoide, so dass diese Sorte von Rauschhanffreunden lange Zeit unbeachtet blieb. Erst als ein raffinierter Züchter sie mit potenten Arten kreuzte, wuchs das Interesse an diesen selbstblühenden Pflanzen.
Übrigens sind die einzelnen Phasen im Leben einer Cannabispflanze stets gleich: Es beginnt mit der Keimlingsphase, die nach einiger Zeit in die vegetative Phase mündet. Auf diese folgen die Vorblüte und dann die Blütezeit. Mit dem Abschluss der letzten Phase endet das Leben der Pflanze, sie verdorrt und verrottet.
Der Freilandanbau
Aussaat und Erntezeitpunkt. Wie schon angedeutet, spielt die Wahl der Sorte eine große Rolle. In nördlichen Gegenden oder in Hochlagen verbietet sich in Europa der Anbau von Cannabis sativa, die Pflanzen werden vor dem Wintereinbruch nicht rechtzeitig reifen. Cannabis indica kann fast im ganzen deutschen Sprachraum kultiviert werden; die Pflanzen sind in der Regel im Spätsommer soweit. Eine gute Zeit für die Einsaat ist Mitte März bis Mitte April, bei Vorzucht im Innenraum oder im Gewächshaus auch der Februar.
Selbstblühende Sorten können von Mitte März bis Anfang August gesetzt werden, sie werden fast sicher vor dem Winter bereit zur Ernte sein.
Übrigens bieten zahlreiche Samenanbieter spezielle Sorten für kühlere Gegenden an. Diese blühen früher und schneller, sind allerdings meist Variationen des indischen Hanfes oder selbstblühende Sorten.
Qualität. Marihuana, das outdoor kultiviert wurde, ist meist von mittlerer Güte. Es ist nicht so potent wie das der Sorten, die für den Indoor-Grow geeignet sind. Dazu kommt, dass Staub und Ablagerungen von Insekten die Qualität mitunter deutlich senken.
Kosten. Der Aufwand eines Outdoor-Grows ist denkbar gering. Lediglich die Kosten für das Saatgut und eventuell ein marginaler Betrag für die Düngung fallen an. Der Kostentreiber beim Innenraumanbau, die Beleuchtung, fällt weg; das nötige Licht wird kostenfrei von der Sonne gestellt. Grob gerechnet kostet ein Gramm getrocknetes Marihuana etwa 10 Cent und weniger, also so gut wie gar nichts.
Ertrag. In den Sommermonaten hat die Pflanze viel Zeit, sich in der vegetativen Phase mit Nährstoffen vollzusaugen. Drei bis vier Monate im schönsten Sonnenschein sind viel Zeit, um ein imposantes Wachstum vorzulegen. Das ist zwar im Innenraumanbau rein theoretisch auch möglich, aber meist aus technischen Gründen nur schwer umzusetzen. Auf ertragssteigernde Maßnahmen, wie sie im Indoor-Growing oft eingesetzt werden, kann man komplett verzichten. Ist der Standort gut gewählt, dann wird die Pflanze entsprechend ihrer Veranlagung gut wachsen und üppige Erträge abwerfen. Bis zu 500 Gramm getrocknete Blüten sind möglich; eine einzige Pflanze kann den Jahresbedarf vollständig abdecken.
Standort und Bodenbeschaffenheit. Werden Hanfsamen, Keim- oder Stecklinge ausgebracht, sind der Boden und die Sonnenlage von entscheidender Bedeutung. Der Untergrund sollte locker sein, damit die Wurzeln gut eindringen können. Cannabis liebt Sonnenlicht, der Platz sollte täglich gut und lange im Licht stehen. Wichtig ist auch, dass sich im Boden genügend Nährstoffe befinden, damit nicht aufwändig nachgedüngt werden muss. Als Faustregel gilt, dass überall dort, wo Brennnesseln gut wachsen, auch Hanf gedeiht.
Sicherheit. In vielen Ländern Europas ist der Eigenanbau verboten, die Gefahr einer Entdeckung ist nicht zu unterschätzen. Allerdings ist es für die Ermittler recht schwer, eine einzelne freistehende Pflanze einem Besitzer zuzuordnen. Wenn der Grower nicht allzu dumm ist, wird er selbst unentdeckt bleiben; sein Schatz ist jedoch verloren. Übrigens wird selbst in ländlichen Gebieten eine beachtliche Anzahl an Cannabispflanzen entdeckt – von Spaziergängern, Wald- und Ordnungshütern oder von Wildtieren, die das besondere Aroma von Cannabis ebenso zu schätzen wissen.
Lucys Xtra
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