Drogenerfahrung und Fotografie

XtraFeature: Kunst und Drogenerfahrung

Der Autor beim psychedelischen Fotografieren. Foto: Michael Kleim

Kunst und Drogenerfahrung sind in einer stetig-wechselseitigen Beziehung ineinander verflochten. Auf einer äußeren Ebene hat Kunst die Realität von Drogengebrauch, Drogengebraucher*innen und Drogenkulturen in vielfacher Form dargestellt. Auch individuelle Konflikte oder gesellschaftliche Probleme, die durch Anwendung psychoaktiver Substanzen ausgelöst werden, sind als Thema künstlerischer Auseinandersetzung bearbeitet worden.

In einer inneren Perspektive widmen sich Künstler*innen der Drogenwirkung und versuchen, Bewusstseins- und Wahrnehmungsveränderungen kreativ darzustellen. Dabei wollen diese Kunstwerke Rauscherfahrungen nicht allein dokumentieren, sondern ihrerseits neue, weitere Rauscherlebnisse begleiten, Effekte verstärken und visuell zu tieferen Wahrnehmungsmöglichkeiten inspirieren.

Bedeutende Stilrichtungen wie Surrealismus, Symbolismus und psychedelische Kunst werden von visionär-ekstatischen Bewusstseinserfahrungen geprägt und gewinnen nicht selten eine religiös-mystische Dimension. Der Einfluss von drogeninspirierter Kunst auf Ästhetik, angewandte Kunst, Gebrauchsgrafik, Mode, Werbung, Film, Multimedia und Alltagskultur ist wahrscheinlich um ein Vielfaches größer, als auf den ersten Blick vermutet.

Die Fotografie hat in diesen drogeninduzierten, kulturellen Prozessen ihre eigene Bildsprache als Bereicherung eingebracht. Doch während psychedelische Grafik, Filmexperimente und musikalische Ausdrucksformen sich großer Aufmerksamkeit erfreuen können, sind fotografische Kunstwerke der psychoaktiven Szene eher unbekannt. Doch der Blick auf diese Dokumentations- und Kunstform lohnt sich auch mit der Perspektive auf die Verflechtung von Drogenerfahrung und Fotografie.

Jacob Holdt

Ein fotografierender Tramp

Dänemark, USA

  • Amerikanische Bilder, Verlag Volk und Welt

Jakob Holdt, 1947 geboren, kam aus einer dänischen Pastorenfamilie. 1970 verließ er seine Heimat und zog für mehrere Jahre als Tramp durch die USA. Er wohnte bei «381 Familien in 48 Staaten und reiste 161265 Kilometer per Anhalter». Mit einer einfachen Kleinbildkamera dokumentierte er Menschen und Situationen, die ihm begegneten. Durch die tiefe, unmittelbare Nähe zu seinen Gastgeber*innen gelangen ihm überaus persönliche Fotografien, in denen Alkohol, Heroin und andere Drogen so selbstverständlich auftauchen, wie sie auch im Alltag dieser Menschen präsent sind. Insgesamt sind dabei an die 15 000 Fotos entstanden. Der Tagesspiegel schreibt: «Seine Bilder zeugen von einem untrüglichen Auge, einem Gefühl für Komposition und Licht, viele seiner Fotos sind Ikonen geworden, haben auch 30 Jahre nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Wucht verloren.»

www.tagesspiegel.de/gesellschaft/geschichte/der-ewige-tramp-1646686.html

Torsten Schmidt

Ganz nah an den Menschen

Deutschland, Amsterdam

  • Ich bin einmalig, und dass ich noch lebe, das freut mich/ Menschen in der Drogenszene, Rasch und Röhring
  • Ausstellung TREUMERs FOTOs,

beide Projekte zusammen mit Manny Bröder

Über mehrere Jahre hinweg fotografierte Torsten Schmidt Menschen in der Amsterdamer Drogenszene. Als Drogenarbeiter bei dem Hilfsvereinen «AMOC/DHV» war er mit dieser Welt täglich in Kontakt und auch handelnd in sie eingebunden. Deshalb sind seine Fotografien mehr als gute dokumentarische Mitteilungen eines wachen Beobachters. Mit seinen in Schwarz/Weiß gemachten Aufnahmen plädiert er gegen das Schwarz/Weiß-Denken im Umgang mit drogengebrauchenden Menschen. Torsten Schmidts Bilder spiegeln ehrlich und sensibel das Dasein einer Welt, die im Wechselspiel von Licht und Schatten ihre Konturen findet.

Lucys Xtra

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