Das Potential psychedelischer Substanzen zu langfristigen, positiven Effekten auf das Wohlbefinden wurde am Beispiel LSD in einer wissenschaftlichen Studie untermauert.
Von vielen traditionellen und modernen Nutzergemeinschaften weltweit wird die psychedelische Erfahrung als langfristig lebensbereichernd empfunden. Auch Künstler, Wissenschaftler und Unternehmer schreiben Teile ihres Erfolgs öffentlich ihren LSD-Erfahrungen zu, zum Beispiel der Nobelpreisträger in Chemie Karry Mullis, der Apple-Mitbegründer Steve Jobs sowie die Erfinder der Serie South Park, Trey Parker und Matt Stone.
An Anekdoten zur positiven Wirkung der LSD-Erfahrung mangelt es nicht. Da Einzelaussagen jedoch sehr fehleranfällige Quellen darstellen, führten die Schweizer Forscher Yasmin Schmid und Matthias Liechti von der Universität Basel eine der ersten LSD-Studien seit 40 Jahren durch. Dafür fanden sie insgesamt 16 freiwillige Probanden (acht Männer und acht Frauen) im Alter von 25–51 Jahren, die sich bereit erklärten, eine höhere Dosis LSD (200 μg) in einer klinischen Umgebung zu konsumieren. Schwangere und Personen mit psychischen Krankheiten durften nicht an der Studie teilnehmen.
Zur Vorbereitung auf die LSD-Erfahrung absolvierten alle Teilnehmer ein individuelles zweistündiges Aufklärungsgespräch mit dem Studienleiter sowie ein einstündiges Gespräch mit einem Psychiater. Die LSD-Versuche fanden danach für jede Person einzeln an zwei Versuchstagen statt. An einem der Tage konsumierte die Person 200 μg LSD, am anderen Tag ein Placebo. Jede dieser Versuche startete um neun Uhr morgens und dauerte 25 Stunden an. Tagsüber konnten sich die Teilnehmer mit einer Aufsichtsperson unterhalten, Musik hören oder einfach gar nichts tun. Gegen Ende des Tages gab es dann Abendessen, und es wurde im Krankenhaus übernachtet.
Einen Tag, einen Monat und ein Jahr später füllten die Teilnehmer detaillierte Fragebögen zur allgemeinen Stimmung und zu spirituellen und mystischen Gefühlen aus und machten einen schriftlichen Persönlichkeitstest. Die Ergebnisse zeigten eine positive Wirkung der LSD-Erfahrung auf die Lebensqualität fast aller Teilnehmer. So bewerteten ein Jahr später zehn Teilnehmer ihr LSD-Erlebnis als eines der zehn bedeutungsvollsten Ereignisse ihres Lebens. Für fünf Teilnehmer stellte das Erlebnis außerdem eine der fünf spirituellsten Erfahrungen ihres Lebens dar. Während sich die selbst eingeschätzte Religiosität nicht veränderte, bezeugten fast alle Teilnehmer ein stärkeres Gefühl für die Mystik des Lebens sowie eine geringere Angst vor dem Tod (p < 0,001). Bemerkenswerterweise verstärkten sich viele dieser Effekte zwischen der Einmonats- und Einjahresuntersuchung, obwohl keine weiteren LSD-Erfahrungen stattfanden. Keine Person gab eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität an.
Fast alle Teilnehmer bezeugten ein stärkeres Gefühl für die Mystik des Lebens.
Die Autoren sehen in den Ergebnissen starke Parallelen zu einigen Studien über Psilocybin, in denen ebenfalls langfristig positive Effekte festgestellt wurden. Allerdings merken sie an, dass alle diese wissenschaftlichen Versuche in einer sicheren Umgebung, nach ausreichender Aufklärung und unter Ausschluss von psychisch erkrankten Personen stattgefunden haben. Sollten solche Vorsichtsmaßnahmen nicht beachtet werden, könnten entsprechend andere Ergebnisse zutage treten.