MDMA, Reiten und geleckte Amphibien
«Es gibt keine nennenswerten Unterschiede zwischen Reiten und Ecstasy », wird direkt zu Beginn dieses Aufklärungsbuchs über Drogen der britische Forscher David Nutt zitiert. Recht hat er. Die Gefahren des reflektierten und vernunftbasierten Substanzkonsums halten sich in der Tat in Grenzen – ein Leitmotiv, das sich durch das ganze Buch zieht. Von einigen Ungenauigkeiten und Fehlinformationen abgesehen – zum Beispiel wird von der alten Legende berichtet, dass 5-MeODMT produzierende Kröten zur Berauschung abgeleckt werden –, ist das Buch ein Tipp für alle, die sich ins Thema einlesen möchten.
Jörg Böckem, Henrik Jungaberle et al.: High sein – Ein Aufklärungsbuch. Rogner & Bernhard 2015. ISBN 978-3-95403-086-6
War on Drugs
Wie entstand der Krieg gegen Drogen? Wieso wird er bis heute weitergekämpft? Sind Süchtige wirklich Unmenschen? Und wie werden Drogenfreunde in dieser Welt systematisch diskriminiert und fertiggemacht? Das alles und mehr beantwortet das Buch des britischen Autors Johann Hari, der auf über 430 Seiten ein Bild des War on Drugs zeichnet, das Grund genug ist, die politische Situation zu überdenken und die lange überfällige Wende herbeizuführen. Tipp der Redaktion!
Johann Hari: Drogen. Die Geschichte eines langen Krieges. S. Fischer 2015. ISBN 978-3-10002-442-8
Psychoaktive Pflanzen
Wer sich für giftige und psychoaktive Pflanzen interessiert, der ist mit den Monografien dieses etwa 460 Seiten dicken Bands zunächst ganz gut bedient. Das Buch bleibt zwar an der Oberfläche und zeichnet sich nicht gerade durch fachliche Versiertheit aus, so wird zum Beispiel der Peyotekaktus als «sehr giftiges Neurotoxin» beschrieben, was eine maßlose Übertreibung darstellt. Für einen ersten Überblick über die wichtigsten bzw. bekanntesten pharmakologisch aktiven Gewächse genügt das Buch aber allemal. Insgesamt auch nett aufgemacht.
Michael Wink, Ben-Erik van Wyk, Coralie Wink: Handbuch der giftigen und psychoaktiven Pflanzen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2008. ISBN 978-3-8047-2425-9
Peyote richtig pflegen
Der Peyote Lophophora williamsii ist ein langsam wachsender Kaktus von enormer Bedeutung als indigene Ritualpflanze. Er enthält unter anderem das psychedelisch wirksame Phenylethylamin Meskalin. Das soeben neu erschienene Buch von Fachmann Alexander Neusius bringt auf 96 Seiten eine Kulturanleitung für Lophophora, die in keiner Sammlung psychoaktiver Literatur fehlen sollte.
Alexander Neusius: Peyote – Lophophora williamsii. Das Pflegehandbuch. Nachtschatten Verlag 2016. ISBN 978-3-03788-383-9
Schamanische Weltsicht
Pascal Greub kommt aus der Schweiz, lebt aber seit zwölf Jahren in Mexiko und wurde dort zum Medizinmann ausgebildet. In seinem Buch Lattice Surfing (Lattice ist ein anderer Begriff für die Akasha-Chroniken, den Cydelik Space und das All-Eine) erklärt Greub die schamanische Weltsicht und Techniken, mit denen man die anderweltlichen Dimensionen bereisen und verstehen lernt. Inklusive diverser Meditations- und Visualisierungsanleitungen. Lattice Surfing ist jetzt schon ein spiritueller Klassiker.
Pascal K‘in Greub: Lattice Surfing. Neue Erde Verlag 2014. ISBN 978-3-89060-635-4
Null Fachwissen
Dieses Buch ist nicht einen Cent der 25 Euro wert, die es kostet. Auf den 186 Seiten versammeln sich unzählige Fehleinschätzungen und Falschinformationen. Der Autor deklariert MDMA als einstigen Appetitzügler (es wurde bei der Suche nach einem blutstillenden Mittel «entdeckt»). DMT und Psilocybin (im Buch Psylocibin geschrieben) werden als «giftige Nachtschattendrogen» bezeichnet etc. etc. Ein unglaublicher Fail!
Enno Freye: Kokain, Ecstasy, Amphetamine und verwandte Designerdrogen. Pabst Science Publishers 2014. ISBN 978-3-89967-843-7
Der Richter und das Cannabis
Wenn ein Mann, der als «Deutschlands härtester Jugendrichter » bekannt ist, sich dafür einsetzt, dass Kiffen und Cannabis endlich wieder legalisiert werden, könnte das bedeuten, dass sich in der politischen Landschaft demnächst tatsächlich etwas ändern wird. Leider setzt sich Richter Müller aber nur für den Hanf ein und vertritt, was andere Drogen angeht, nach wie vor die Prohibition. Das Buch ist dennoch ein wichtiges – und gut zu lesen obendrein.