Bei einer Demonstration vor dem Hauptgebäude der US-amerikanischen Drogenbehörde Drug Enforcement Administraion (DEA) in Virginia kam es am 9. Mai 2022 zur Festnahme von 16 psychedelischen Aktivisten. Dabei forderten die Demonstranten, dass die Behörde unheilbar kranken Patienten den Zugang zu einer Psilocybin-Therapie ermöglicht.
Die Protestkundgebung, bei der es zu zivilem Ungehorsam und daraufhin zu den Festnahmen kam, sollte auf die Behinderung der sogenannten Right-to-Try-Gesetze durch die DEA aufmerksam machen. Diese Right-to-Try-Reglements sind auf Bundes- wie auch auf Bundesstaatenebene gültig und erlauben die Verwendung von nicht zugelassenen Pharmaka durch terminal erkrankte Patienten, um deren Leiden kurz vor dem Tod zu lindern. Dies sollte in solchen Fällen auch die legale Verwendung von Psychedelika mit einschließen und letztlich erleichtern.
Der Kongress und 41 Bundesstaaten hatten entsprechende Right-to-Try-Gesetze verabschiedet, die es Patienten mit unheilbaren Krankheiten ermöglichen, genannte Medikamente auszuprobieren, die noch nicht für den allgemeinen Gebrauch zugelassen sind. Die Gesetzgeber sind laut Medienberichten ebenfalls der Ansicht, dass sich die DEA nicht an die Verordnung gehalten habe.
An der Demonstration nahmen neben den Aktivisten aus der psychedelischen Bewegung auch Patienten und Veteranen teil. Eine todkranke Patientin, Erinn Baldeschwiler, ist z.B. in einen laufenden Rechtsstreit gegen die DEA verwickelt, weil diese ihr und anderen den Zugang zu Psilocybin verweigert.
Am DEA-Hauptquartier zündeten die Demonstranten bunte Rauchbomben, beschmierten das Gebäude mit Hinweisen auf Gesetzesverstöße, veranstalteten ein Die-In vor einem der Eingänge, entfernten die DEA-Flagge und malten Botschaften an die Fenster des Gebäudes. Bei einem Die-In legen sich die Aktivisten auf den Boden und stellen sich tot, um damit auf Missstände innerhalb der Politik hinzuweisen, so z.B., dass die Food and Drug Administration (FDA) der Verwendung von Psilocybin zu medizinischen Zwecken bereits den Status einer «bahnbrechenden Therapie» zuerkannt hat. Nachdem einige Zeit später die Bundespolizei vor Ort angekommen war, kam es zu den Festnahmen von 16 Aktivisten, die mit Handschellen abgeführt wurden.
Im Februar hatte ein auf Sterbebegleitung spezialisierter Arzt aus Seattle bei der DEA eine entsprechende Petition eingereicht, in der er die Einstufung von Psilocybin, dem psychoaktiven Hauptbestandteil von Psilocybin-Pilzen, in Liste I in Frage stellte. In der Petition wird die Behörde aufgefordert, Psilocybin in die weniger restriktive Liste II aufzunehmen, und zwar unter Hinweis auf sein relativ geringes Missbrauchspotenzial und seine außergewöhnliche Eigenschaft, Menschen mit unbehandelbaren Krankheiten neue Hoffnung zu geben, insbesondere was Angstzustände und Depressionen angeht, die durch eine unheilbare Erkrankung entstehen können.
Unabhängig davon hat eine parteiübergreifende Gruppe von Kongressmitgliedern im Januar die DEA in einem Schreiben aufgefordert, unheilbar kranken Patienten den Zugang zu Psilocybin-Therapien zu ermöglichen. Die Behörde, so die Gesetzgeber, «behindert den Zugang zu Psilocybin für therapeutische Zwecke, die im Einklang mit den Right-to-Try-Gesetzen stehen».