Im Zuge der derzeitigen psychedelischen Renaissance werden Psychedelika auch immer mehr als Heilmittel und Therapeutika verstanden und erforscht. Eine Übersichtsarbeit, die u.a. von britischen Wissenschaftlern (z.B. David Nutt) vorgenommen wurde, befasst sich mit unerwünschten Wirkungen von Psychedelika sowie mit entsprechenden Anekdoten und Fehlinformationen, die zum Teil das Ergebnis von jahrzehntelanger prohibitionistischer Propaganda sind. Die Review sollte Aufschluss darüber geben, welche Potenziale und Risiken den Einsatz von psychedelischen Medikamenten begleiten.
Trotz zunehmender Forschungsergebnisse, die ihre Wirksamkeit bei der Behandlung eines breiten Spektrums von Erkrankungen unterstreichen, sind psychedelische Drogen in der Öffentlichkeit und in der Politik nach wie vor umstritten, da sie in der Vergangenheit stigmatisiert wurden und Risiken und Gefahren wahrgenommen werden.
Aus der Zusammenfassung der Studie
Die Forscher befassten sich im Rahmen der Review aus einer übergeordneten Perspektive sowohl mit psychologischen und psychiatrischen Risiken, wie Missbrauchsgefahr und Abhängigkeitspotenzial, als auch mit medizinischen Schäden, einschließlich Toxizität und Überdosierung. Sie untersuchten die Evidenzbasis für diese unerwünschten Wirkungen, um zu klären, welche dieser Schäden weitgehend auf Anekdoten beruhen und welche einer aktuellen wissenschaftlichen Prüfung standhalten.
Unsere Untersuchung zeigt, dass die medizinischen Risiken oft minimal sind und dass viele – wenn auch nicht alle – der anhaltenden negativen Wahrnehmungen psychologischer Risiken durch die derzeit verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht gestützt werden, wobei die Mehrzahl der gemeldeten unerwünschten Wirkungen nicht in einem regulierten und/oder medizinischen Kontext beobachtet wurde. (…) Dies macht deutlich, wie wichtig es für Kliniker und Therapeuten ist, sich an die höchsten Sicherheits- und Ethikstandards zu halten. Es ist unerlässlich, nicht übereifrig zu sein und eine ausgewogene Medienberichterstattung zu gewährleisten, um künftige Kontroversen zu vermeiden, damit die dringend benötigte Forschung fortgesetzt werden kann.
Aus der Zusammenfassung der Studie
Schlag AK, Aday J, Salam I, Neill JC, Nutt DJ. Adverse effects of psychedelics: From anecdotes and misinformation to systematic science. J Psychopharmacol. 2022 Feb 2:2698811211069100. doi: 10.1177/02698811211069100. Epub ahead of print. PMID: 35107059.