Thích Nhất Hạnh: Ein Nachruf

Buddhistischer Zen-Meister wurde 95 Jahre alt

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Der Zen-Meister, Mönch, Autor und Friedensaktivist Thích Nhất Hạnh, geboren am 11. Oktober 1926 in Huế (Vietnam), ist am 22. Januar 2022 im Alter von 95 Jahren friedlich im Tu-Hieu-Tempel in Hue (Vietnam) verstorben. Dies gaben Mitglieder des von ihm gegründeten Meditationszentrums Plum Village in Frankreich via Twitter kund.

Thích Nhất Hạnh wurde in den 60er Jahren aufgrund seines Friedensaktivismus‘ und im Zuge des Vietnamkrieges aus seiner Heimat vertrieben, indem man ihm 1966 die Heimreise verweigerte. Lange Zeit lebte er in Frankreich im Exil. 1986 gründete er die Meditationsstätte Plum Village in der Nähe von Bordeaux, die seither als ein wichtiges Zentrum für viele Ruhe- und Einklangsuchende auf der ganzen Welt bekannt ist. 2004 durfte der Friedensaktivist nach Jahren der Exil-Existenz wieder in sein Heimatland zurückkehren.

In Deutschland gründete Nhất Hạnh 2008 im nordrhein-westfälischen Waldbröl das Europäische Institut für angewandten Buddhismus (EIAB). Der Zen-Mönch hielt Zeit seines Lebens Vorträge an verschiedenen Universitäten. Neben den hier genannten Organisationen gründete er auch zahlreiche andere buddhistische Institutionen auf der ganzen Welt.

2014 erlitt der Gelehrte einen Schlaganfall. Seit 2018 lebte er wieder im Tu-Hieu-Tempel in Vietnam, wo er bereits als 16 Jahre alter Junge ordiniert worden war. Seinen Schülerinnen und Schülern teilte er mit, dass er an diesem Ort bis an sein Lebensende bleiben wollte. Thích Nhất Hạnh ist neben dem Dalai Lama als weltweiter Vertreter des Buddhismus (insbesondere der Achtsamkeitslehre) bekannt und wurde vom Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. 1968 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

Nhất Hạnh veröffentlichte zahlreiche schriftliche Publikationen, so über hundert Bücher, die in viele verschiedene Sprachen übersetzt worden sind, darunter auch Gedichte. Etwa 30 seiner Schriften sind in deutscher Sprache erhältlich.

Sein Konzept des „Inter-Seins“ erläutert, dass alle fühlenden Wesen in Wahrheit aus derselben schöpferischen Energie geboren sind, und dass alles, was existiert, miteinander verbunden ist. Die englische Entsprechung des Terminus’ Inter-Seininterbeing – kann sogar noch weiter interpretiert werden, da being nicht nur das Sein als solches bezeichnet, sondern auch die Wesen selbst. Es handelt sich beim interbeing also um das übergreifende Sein und die übergreifende Verwobenheit aller Wesen, was durch Achtsamkeit und Achtsamkeitsmeditation gewahr werden kann. Dieses Konzept von der Alleinheit, das auch in anderen spirituellen Traditionen maßgeblich den Erwachensprozess unterstreicht, hat insbesondere die psychedelische Bewegung und Kultur geprägt.

Der Autor Allan Badiner, der Redakteur der buddhistischen Zeitschrift Tricycle ist und u.a. das Buch Zig Zag Zen – Buddhism and Psychedelics (Synergetic Press) herausgegeben hat, ist ein begeisterter Anhänger des psychedelischen Lebenswegs und war über 30 Jahre lang Schüler von Thích Nhất Hạnh.

Interbeing ist ein wichtiges Thema, auf das man sich konzentrieren sollte, wenn man sich auf psychedelische Erfahrungen vorbereitet und diese integriert. Die Neuausrichtung des Selbsts, die mit dem Bewusstsein der Verbundenheit einhergeht, ist Thema vieler psychedelischer Trips. Gleichzeitig ist sie die Grundlage für einen Großteil der potenziellen Angst, der potenziellen Ehrfurcht und der potenziellen Transformation, die auftreten können.

Interbeing as a Framework for Integrating Self-Transcendent Psychedelic Experiences