Seit Jahrhunderten ist der aufputschende Sud, der sich aus den Bohnen des Kaffeestrauches gewinnen lässt, nicht nur im nahen Osten und (seiner vermutlichen Heimat) Afrika beliebt. Der Ursprung seiner Kultivierung ist bisher nicht geklärt, man geht allerdings davon aus, dass in Äthiopien bereits Kaffeebohnen gekaut wurden, noch bevor der erste Aufguss zubereitet wurde.
Lange bevor der erste Kaffee gebrüht wurde, kaute man in Afrika die roten Beeren des Kaffeestrauchs als stimulierendes Anregungsmittel (etwa im 6. Jahrhundert).
[Quelle: Christian Rätsch & Claudia Müller-Ebeling 2003: 377]
Echte Beliebtheit erlangte der Kaffee in Mitteleuropa allerdings erst durch seine Form als Trunk. So verwundert es nicht, dass auch Kunst und Kultur rege vom braunen, in der Regel heiß servierten Koffeinsud beeinflusst worden sind. Nicht nur zahlreiche Literaten und Schriftsteller gönnten sich zum Schreiben ein Tässchen, sondern auch herausragende Musiker zeigten sich zumindest fasziniert vom wachmachenden Kick. So schrieb Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) vermutlich im Jahr 1734 eine weltliche Kantate mit dem Titel „Schweigt stille, plaudert nicht„, in deren Text es um einen Vater geht, der seiner Tochter den täglichen Kaffeekonsum auszutreiben versucht.
Ei! Wie schmeckt der Coffee süße,
Lieblicher als tausend Küsse,
Milder als Muskatenwein.
Coffee, Coffee muß ich haben,
Und wenn jemand mich will laben,
Ach, so schenkt mir Coffee ein!
(J. S. Bach, Schweigt Stille, plaudert nicht [BWV 211])
Während Barock-Gigant Bach sich also bereits im 18. Jahrhundert vom Thema Kaffee inspirieren ließ, spielten die gerösteten Bohnen auch für seinen etwa hundert Jahre später geborenen Kollegen und Musikpädagogen Carl Gottlieb Hering (1766 – 1853) eine Rolle. Er schrieb den Kanon „C-A-F-F-E-E“ sowie den dazugehörigen Text, welcher mittels Tonsymbolik das Wörtchen Caffee in eine zu singendes Motiv, bestehend aus den Noten C, A, F und E, transkribiert (als weiteres Beispiel solcher Wort-Musik-Spielereien wäre hier das B-A-C-H-Motiv von Bach zu nennen). Der Text für das Liedchen mutet heute recht rassistisch an, und wirft kein gutes Licht auf die beliebte Droge Kaffee. Hering zeichnet sich ebenfalls verantwortlich für bekannte Kinderlieder wie „Morgen, Kinder, wird’s was geben„.
C-A-F-F-E-E,
Trink nicht so viel Kaffee.
Nicht für Kinder ist der Türkentrank,
Schwächt die Nerven,
macht dich blass und krank –
Sei doch kein Muselmann,
der das nicht lassen kann.
(Carl Gottlieb Hering, C-A-F-F-E-E)
Beethoven unterstellt(e) man übertriebenen Kaffeekonsum. So soll er den Kaffee erst genossen haben, wenn er pro Tasse 60 Bohnen beinhaltete. Wie die Sage, Herings Kanon stamme von Mozart, handelt es sich hierbei allerdings um einen kulturgeschichtlichen Mythos.
Obwohl sich das Heißgetränk schon damals großer Beliebtheit erfreute, war es in dunkleren Zeiten auch Prohibitionen ausgesetzt. Kaffeeröstung war zur Zeit der Herrschaft Friedrichs II. in Preußen verboten, von 1780 bis zum Tod des Königs. Vom Röstverbot befreit sahen sich obere Gesellschaftsschichten – etwa Geistliche oder Militärs. Die Kaffeeprohibition hatte meist finanzielle und steuerrechtliche Gründe. Um „Schwarzröstern“ auf die Schliche zu kommen, entsandte die preußische Regierung „Kaffeeschnüffler“, die durch die Lande zogen und ihre Nase nach Kaffeegeruch offen hielten.
Wer sich weiterführend für die Kulturdroge und -pflanze Kaffee interessiert, dem sei Markus Bergers Buch Kaffee – Ein psychoaktives Genussmittel an’s Herz gelegt. In der interessanten Kompilation gibt es Geschichtliches, Kulturelles und Kurioses rund um das Thema Kaffee zu erfahren.