Studie: Zu starkes Cannabis erhöht angeblich das Psychose-Risiko

Foto: Dreamstime

In einer europaweiten Studie untersuchten Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen dem THC-Gehalt des örtlich erhältlichen Cannabis und der Anzahl an psychotischen Neuerkrankungen. In elf verschiedenen Städten, von London, über Amsterdam bis nach Madrid, interviewten sie über 1100 neu an Psychosen erkrankte Menschen zu ihrem Cannabis-Konsum. Diese Aussagen verglichen sie mit den Aussagen einer ebenso großen Kontrollgruppe, die nicht an Psychosen erkrankt war.

Die Daten zeigen, dass täglicher Konsum von starkem Cannabis (mehr als 10 % THC) das Psychoserisiko um den Faktor 5 erhöht. Noch stärker gefährdet waren junge Menschen, die bereits vor dem 16. Lebensjahr mit solch starkem Konsum anfingen. Gelegentlicher Konsum dagegen, insbesondere von schwächerem Cannabis (weniger als 10 % THC), hatte keine signifikante Auswirkung auf das Psychoserisiko. In Städten, in denen besonders potentes Cannabis im Umlauf war, wie etwa in London und Amsterdam, waren die Risiken für die Konsumenten am höchsten. In Städten, in denen schwächere Sorten üblich waren, wie etwa in Palermo oder Paris, waren auch die Risiken für die Konsumenten geringer.

Diese Zahlen zeigen die Schwächen der Prohibitions-Politik auf. Da es weder Verbraucherschutz noch Qualitätsstandards für illegal verkaufte Cannabis-Produkte gibt und ebenso keine wissenschaftlich korrekte, öffentliche Aufklärung, können viele Konsumenten die damit verbundenen eventuellen Risiken nicht sinnvoll einschätzen. Eine kontrollierte Freigabe von Cannabisprodukten mit regulierten THC-Gehalten würde die in der Studie beschriebenen Probleme zu entschärfen. Ähnlich wie beim Alkohol treten durch gemäßigten Cannabis-Konsum beinahe nie Probleme auf. Es gilt hier der Satz des Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift“.

 

Quelle: Marta Di Forti, Diego Quattrone, Tom P Freeman, Giada Tripoli, Charlotte Gayer-Anderson, Harriet Quigley, Victoria Rodriguez, Hannah E Jongsma, Laura Ferraro, Caterina La Cascia, Daniele La Barbera, Ilaria Tarricone, Domenico Berardi, Andrei Szöke, Celso Arango, Andrea Tortelli, Eva Velthorst, Miguel Bernardo, Cristina Marta Del-Ben, Paulo Rossi Menezes, Jean-Paul Selten, Peter B Jones, James B Kirkbride, Bart PF Rutten, Lieuwe de Haan, Pak C Sham, Jim van Os, Cathryn M Lewis, Michael Lynskey, Craig Morgan, Robin M Murray, and the EU-GEI WP2 Group, The contribution of cannabis use to variation in the incidence of psychotic disorder across Europe (EU-GEI): a multicentre case-control study, The Lancet Psychiarty, 2019

 

Linus Naumann