Lucy’s Mix Nr. 9

PSILOCYBIN ALS MEDIZIN
Legale Magic Mushrooms?
Die «2020 Psilocybin Service Initiative» in Oregon

Nachdem in den USA in diversen Bundesstaaten Cannabis als Medizin oder zu rekreativen Zwecken legalisiert wurde, gibt es jetzt erste Vorstöße, psilocybinhaltige Pilze (Magic Mushrooms) in US-Bundesstaaten freizugeben. Den Anfang macht Oregon, wo 2020 die Wähler entscheiden, ob Zauberpilze entkriminalisiert werden. Kalifornien und Colorado hatten bereits Initiativen gestartet, Psilocybinpilze für medizinische Zwecke (Therapie von Depressionen, PTBS, Angstzuständen und Abhängigkeiten, wissenschaftliche Forschung) zu legalisieren. Psilocybin und psilocybinhaltige Pilze fallen derzeit unter Schedule 1 des US-Drogengesetzes, sind also wie Heroin und Kokain als Substanzen ohne jeden medizinischen Nutzen klassifiziert. Forscher der Johns Hopkins University empfahlen in einem Artikel in der medizinischen Fachzeitschrift Neuropharmacology vom Oktober 2018, die Pilze und ihren Wirkstoff in die Anlage IV der verschreibungspflichtigen Pharmaka und damit in dieselbe Kategorie wie gängige Schlafmittel aufzunehmen.
Eine Neuzuteilung durch die FDA kann jedoch bis zu fünf Jahre dauern. Gemäß der New York Times betonten die Forscher jedoch, dass die Verwendung von Psilocybin auch künftig streng kontrolliert werden sollte, da Menschen mit psychotischen Störungen gefährdet seien, wenn sie hochdosiertes Psilocybin einnehmen.
Im November genehmigte der Außenminister Oregons eine Wahlinitiative (initiiert von der Oregon Psilocybin Society), die Psilocybinpilze legalisieren könnte. Um es auf den Wahlzettel für die Parlamentswahl 2020 zu schaffen, benötigt die Initiative 117 578 Unterschriften. «Die 2020 Psilocybin Service Initiative of Oregon hat zum Ziel, ein bahnbrechendes therapeutisches Modell voranzutreiben, das derzeit in den Forschungseinrichtungen von Spitzenuniversitäten auf der ganzen Welt perfektioniert wird», erläutern die Wortführer der Initiative, Tom und Sheri Eckert, auf ihrer Website. Eine ähnliche Initiative in Denver (Colorado) hat es nach Verzögerungen nicht auf die Wahlzettel für die Midterms 2018 geschafft. Die Initiatoren des Vorstoßes arbeiten nun daran, die Abstimmung für 2019 durchzusetzen. Eine weitere Initiative in Kalifornien konnte sich für 2018 ebenfalls nicht qualifizieren. Immerhin erreichten sie schon 25 Prozent ihres Ziels, das sind 90 000 Unterschriften landesweit – ein gutes Omen für einen nächsten Versuch. Website zur Psilocybin Service Initiative: psi-2020.org


Die Welt legalisiert Cannabis

INTERNATIONAL
Legalisierungen und Freigaben ohne Ende

Die weltweite Tendenz zur Legalisierung oder Freigabe des Cannabiskonsums für medizinische oder rekreative Zwecke dauert 2019 an. Bisher haben diverse US-Bundesstaaten, Uruguay und Kanada (siehe Lucy‘s Rausch Nr. 7 und 8), die Cannabispolitik aufdem amerikanischen Kontinent wegweisend verändert. Ende 2018 beschloss man in den USA zudem, landwirtschaftlichen Industriehanf zu legalisieren. Die US Farm Bill ermöglicht Landwirten, Faserhanf auf ihren Feldern anzubauen.
Dann folgten Deutschland mit seinem Cannabismedizin-Gesetz von 2017, das jetzt spezifiziert werden soll, Großbritannien – mit ähnlichen Vorstößen – und die Schweiz, wo CBD-basierte Weed-Sorten legal sind. Georgien, Thailand, Sri Lanka und die Philippinen (!) verfolgen interessanterweise ebenfalls den Plan, den Hanf für Heilzwecke freizugeben. Salvador Panelo, der Sprecher des philippinischen Präsidenten, erklärte, Rodrigo Duterte befürworte die Verwendung von medizinischem Marijuana und werde jede legislative Maßnahme unterstützen, die mit seiner Haltung übereinstimme. Bereits im September 2017 genehmigte das Parlament das Gesetz «House Bill 6517», den Philippine Compassionate Medical Cannabis Act, der festlegt, dass Cannabis zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden darf – ein Freizeitgebrauch ist auf keinen Fall zu erwarten. Südafrikas Verfassungsgericht hatte im September 2018 entschieden, dass erwachsene Bürger des Landes Cannabis anbauen und in privaten Räumen gebrauchen dürfen; in der Öffentlichkeit ist der Konsum von Cannabisprodukten jedoch weiterhin untersagt. In den afrikanischen Ländern Lesotho und Simbabwe wurde medizinisches Cannabis übrigens bereits 2017 (Lesotho) und 2018 (Simbabwe) legalisiert.
Auch der kleine pazifische Inselstaat Vanuatu vor der Ostküste Australiens stimmte im September 2018 für die Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken. 2019 wollen auch Italien, Frankreich, der Libanon und Luxemburg ihre Cannabisgesetze ändern. Luxemburg beschloss sogar, den Freizeit- und Genusskonsum ebenfalls zu legalisieren. Selbst die Türkei will wieder mit dem Anbau von Faserhanf beginnen, wie Präsident und Diktator Recep Tayyip Erdogan im Januar verkündete (Quelle: www.trt.net.tr).
Nur Österreich macht gewaltige Schritte rückwärts. Medizinalhanfblüten werden dort nicht legalisiert, zumindest vorerst. Das Hauptargument der Behörden ist, dass es für die Verwendung von Medizinalhanf keine ausreichende Evidenz gebe – außerdem sei Marihuana nur schwer korrekt zu dosieren. Außerdem wurden CBD-Produkte Ende 2018 unter Rezeptpflicht gestellt. Obwohl CBD in Österreich nicht unter das Suchtmittelgesetz (SMG) fällt, dürfen gemäß einem Erlass der Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein ab sofort keine Nahrungsergänzungsmittel, die mit CBD angereichert sind, mehr angeboten und verkauft werden.


Thailand legalisiert medizinisches
Cannabis und Kratom

Kaum zu glauben: Thailand legalisiert die medizinische Verwendung von Cannabis und Kratom (Mitragyna speciosa). Das thailändische Parlament hat dies entschieden, da Cannabis und Kratom traditionelle thailändische Arzneimittel sind und weil überdies Tausende von Patienten gesundheitlich davon profitieren können. In Thailand wüten nun bereits die Kapitalisten, die beim profitablen Cannabisgeschäft dabei sein wollen. Die Rede ist von Patenten, die auf medizinisches Marihuana erhoben werden sollen. Bislang sind es das britische Pharmaunternehmen GW Pharmaceuticals und die japanische Pharmafirma Otsuka, die in Thailand absahnen wollen. Chkowan Kitty Chopaka von der Cannabis-Aktivistengruppe Highlands Network sieht dies laut Bericht des Fernsehsenders ntv kritisch, denn es handle sich immerhin um eine Pflanze – und die sollte wie Wasser der Allgemeinheit zur Verfügung stehen und nicht etwa einzelnen Unternehmen überlassen werden. Quellen: www.forbes.com, www.aljazeera.com, www.bangkokpost.com


LEGALISIERUNG
Niederländische Grüne wollen
Ecstasy-Produktion regulieren

In den Niederlanden werden im illegalen Untergrund große Mengen an MDMA und verwandten Phenethylaminen (Ecstasy) hergestellt und anschließend auf dem internationalen Schwarzmarkt vertrieben. Um für die weitverbreiteten Drogen qualitative Standards gewährleisten zu können, wollen die holländischen Grünen (GroenLinks) die Regierung nun davon überzeugen, die Herstellung dieser Substanzen zu regulieren, wie die niederländische Tageszeitung de Volkskrant am 17. Dezember 2018 berichtete. Mit der geforderten Gesetzesänderung ließe sich die MDMA-Produktion dem Schwarzmarkt entreißen und kontrollieren. Die Parlamentarierin Kathalijne Buitenweg von der Grünen Partei sagte gegenüber de Volkskrant: «Die Regierung muss ja die Ecstasy-Tabletten nicht selbst herstellen und die Gemeinden sollen XTC nicht in die Supermärkte bringen, aber die Regierung sollte die Kontrolle übernehmen.» Quelle: bit.ly/2LlYtBE


FILMPROJEKT
Spenden für Psychedelic Renaissance

Wie wir in der letzten Ausgabe berichtet haben, arbeitet die unabhängige britische Produktionsfirma Tripitaka Films an einem Dokumentarfilm «über das weltweite Wiederaufleben der psychedelischen Bewegung und die entscheidende Rolle psychedelischer Substanzen in der menschlichen Kultur von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit». Eine Crowdfunding-Kampagne brachte den Produzenten immerhin schon 5000 Pfund ein. Um den Film realisieren zu können, benötigt das Filmteam aber Einiges mehr an Budget. Deshalb ist es nun möglich, auf der Website zum Projekt via Paypal zu spenden. thepsychedelicrenaissance.com


Psychedelische Videos

Daily Psychedelic Video ist eine Internet-Plattform mit psychedelischen Videos, die seit 2010 existiert und jeden Tag um ein neues Video bereichert wird. Im Lauf der Zeit ist eine enorme Sammlung an Filmen inklusive Charts der besten psychedelischen Videos der einzelnen Jahre zusammengekommen. Man kann sie nach Kategorien unterteilt direkt auf der Seite anschauen. Insgesamt finden sich mittlerweile über 3000 Videofilme auf der Website. dailypsychedelicvideo.com


NACHRUF
Der Freund der Fliegenpilze

Niels Hallerberg (* 29. Juni 1974) war der Initiator des virtuellen Fliegenpilzmuseums, das online eine Vielzahl von Exponaten in Form von Fotografien rund um den Rauschpilz Amanita muscaria und die damit verbundene Kultur präsentiert. Am 25. Dezember 2018 erlag er völlig unerwartet den Folgen einer zuvor unbemerkten Erkrankung. Hallerberg – ein guter Freund des Nachtschatten Verlags und ein psychonautischer Aktivist par excellence – studierte an der Ruhr-Universität Bochum Germanistik und Philosophie und wohnte zuletzt mit seiner Lebenspartnerin in Gelsenkirchen-Resse. In seinem selbst gegründeten Zwiebelzwerg Verlag verlegte er zwei seiner eigenen Gedichtbände: Nördlich von Nirgendwo (1999) und Es gibt keine künstlichen Paradiese (2006).
Hallerbergs besonderes Verdienst ist jedoch das Fliegenpilzmuseum, das nun von Protagonisten der psychedelischen Bewegung weitergeführt und am Leben erhalten wird (mehr dazu bald in Lucy’s Rausch). Rest in Peace, ruhe in Frieden, lieber Niels! Dein Werk wird weiterleben. In Folge 13 des Youtube-Videoformats Nachtschatten Television ist ein Beitrag von Niels Hallerberg zu sehen, der erstmals 2011 in Markus Bergers erstem Youtube-Format Entheogen – Das Magazin ausgestrahlt worden war. Der Beitrag von Niels findet sich ab Minute 43’22 auf www.youtube.com/watch?v=OrUVJj0g5vw, www.fliegenpilzmuseum.de, www.nielshallerberg.de