Cha do. Der Weg des Tees.

XtraKulturgeschichtliche Betrachtungen zu einem allseits bekannten Stimulans

Teehaus-Produkte. Foto: Michael Kleim.

Text und Fotos: Michael Kleim

„Man trinkt Tee, um den Lärm der Welt zu vergessen“
T‘ien Yi-Heng, Chinesischer Gelehrter

Der Teestrauch (Camellia sinensis) liefert ein Getränk, welches Klarheit, Konzentration und Seelenruhe bewirkt. Seine Inhaltsstoffe sind u.a. Koffein, Theophylin, Theobromin, ein hoher Gerbstoffgehalt, Mineralstoffe, Vitamine und Aminosäuren.

Der Anbau erfolgt in tropischen und subtropischen Gebieten. Plantagen sind in Höhenlagen über 1000 Meter zu finden, und es bedarf für gute Erträge hohe Niederschlagsmengen. Traditionelle Anbaugebiete befinden sich in Indien und der Himalaja-Region, in Sri Lanka, China, Taiwan und Japan, aber auch in Georgien, zentralasiatischen Staaten, der Türkei, Java und Kenia.

Der grüne Tee wird als ein wertvolles Heilmittel betrachtet. Durch Fermentierung der Teeblätter wird schwarzer Tee gewonnen. Daneben gibt es unter anderem noch weißen Tee, gelben Tee, Oolong und Pu’Erh. Klassische Sorten beziehen sich oft auf die Herkunftsregion wie Assam, Darjeeling oder Ceylon. Aromatische Beimischungen wie Jasmin oder Bergamotte erweitern die Angebotspalette.

So vielfältig wie die Welt des Tees sind auch die Möglichkeiten, ihn zu gebrauchen. Als schmackhaftes und gesundes Getränk ist er in den Küchen der Welt zu finden. Ob zum Frühstück oder am Nachmittag, eine anregend-entspannende Teepause gehört global zum Alltagsablauf unzähliger Menschen dazu.

In bestimmten Regionen und Ländern prägt der Tee die heimische Kultur. Ob ostfriesische Teeplauderei oder der britische „Five o‘ clock tea“, taoistische Teemeditation oder die Zeremonie im Zen-Buddhismus – Teegenuss ist mehr als eine angenehme Angewohnheit. Tee vermittelt tieferliegende Wahrnehmungen. Das macht seine Bedeutung aus.

Der Tee wurde zu einem idealen Begleiter des buddhistischen Weges. Vor allem im Zen-Buddhismus nimmt er eine tragende Rolle ein und dient zur Unterstützung der Meditation. Der buddhistische Mönch Kwangsok war der Überzeugung: „Wie kann man über Tee sprechen, ohne etwas von Meditation zu verstehen? Denn Tee und Meditation hinterlassen denselben Geschmack – den Geschmack von Liebe und Mitgefühl, die das Endergebnis von Harmonie und Gleichmut sind“.

Die Entstehung des Tees wird in einer Legende auf Bodhidharma (6. Jhd.), einen Schüler Buddhas, zurückgeführt. Der buddhistische Mönch Saicho (9. Jhd.) wiederum soll den ersten Tee nach Japan gebracht haben. Das erste überlieferte Teebuch Japans stammt aus der Feder des Zenmeisters Myon Esai (13. Jhd.). Zur weiteren Steigerung der geistigen Konzentration entwickelten Taoisten und Buddhisten in China die Teezeremonie. Von hier gelangte dieser rituelle Teegebrauch nach Japan, wo er sich zu einer eigenständigen spirituellen Schule vollendete. Die Teezeremonie gestaltet einen meditativen Weg, der zu Erkenntnis, Entspannung und innere Harmonie führt. Tee, so die Erfahrungen vieler Menschen, öffnet die Seele für Klarheit, Respekt, Harmonie und Stille.

Tee-Kulturen – eine Übersicht

„Der Teeweg (Cha-no-yu) ist ein echtes entheogenes Ritual, bei dem es einen Zeremonienmeister gibt, der nicht nur die Substanz zubereitet, sondern auch die geistige Richtung des Kreises vorgibt.“
Dr. Christian Rätsch

Die Tee-Kunst Chinas

Es gab in der Geschichte Chinas verschiedene Ausprägungen, die zu Recht Tee-Kunst genannt werden. Traditionell wird in China der Tee mehrmals aufgegossen, jedoch werden bei dieser Zeremonie vorrangig Blätter des Oolong-Tees verwendet. Schwarztee findet in diesem Ritual keine Anwendung.

Ein Teemeister leitet die Zeremonie. Zu Beginn reinigt er ausgewählte Kannen und Schalen mit heißem Wasser. Dann folgen komplexe Handlungen, bei denen das Zelebrieren der Teebereitung im Mittelpunkt steht. Der Oolong-Tee wird in die vorbereitete Kanne gefüllt und mit einem Teil Wasser aufgegossen. Kurz darauf übergießt der Teemeister die Kanne mit frisch siedendem Wasser. Einen Moment später wird der Tee in die Schalen gegossen.

Der erste Aufguss ist nicht zum Verzehr gedacht, sondern soll den Tee entfalten und ihm etwas die Bitternis nehmen. Dieser Aufguss wird der „Tee des Wohlgeruchs“ genannt. Erst der zweite Aufguss, der als „Tee des Wohlgeschmacks“ bezeichnet wird, findet nach einer kurzen Zeit des Ziehens seinen Weg zu den Geschmacksnerven der Beteiligten. Als „Tee der langen Freundschaft“ wird dann der dritte Teeaufguss beschrieben.

Diese Aufgüsse können durchaus wiederholt werden. Mit jedem Aufguss wird die Ziehzeit des Tees verlängert. Die Zahl der Aufgüsse unterscheidet sich von Region zu Region. Die Chinesischen Teeliebhaber*innen bereiten auch im Alltag ihren Tee mit mehrfachen Aufgüssen. Dafür wurden spezielle Teebecher entwickelt. Diese haben einen Deckel und die Teeblätter bleiben so lang in der Tasse, bis kein weiterer Teeaufguss mehr gemacht wird.

Eine weitere, schöne Weise, in China Teetrinken zu zelebrieren, findet sich in der Anwendung einer Teeblume. Hierfür werden Teeblätter unter Dampf stilvoll gebunden und anschließend geröstet. Dabei werden außergewöhnliche Strukturen gestaltet, die an Rosen erinnern oder geometrische Formen bilden. In einer kunstvollen Teeschale oder einem Glas entfaltet der Tee dann visuelle, aromatische und geschmackliche Schönheit.

Die Teezeremonie Japans

Die Tee-Kunst Chinas wurde nach Japan exportiert und hat sich hier zu einem ganz eigenen Ritual entwickelt. Dabei wurden bewusst spirituelle Aspekte einbezogen. Die Zeremonie trägt eigene Ästhetik, Ethik und Weisheit in sich, die sich auf dem Zen-Buddhismus gründen. Aber auch Einflüsse aus Taoismus und dem in Japan beheimateten Shintoismus haben diese Form spirituellem Teegebrauches geformt.

Zur Zubereitung und zum Zelebrieren des rituellen Tees werden auch in der japanischen Teezeremonie allein dafür bestimmte Geräte und Gefäße eingesetzt, die nicht für den profanen Gebrauch genutzt werden dürfen. Zahlreiche Artefakte wie Bambusbesen, Teebehälter, spezielle Spatel und Löffel und natürlich Kannen und Schalen begleiten das Ritual. Und auch hier wird nur bestimmter Tee, nämlich Matcha für die Zeremonie genutzt.

Doch nicht allein die Verwendung der Teeutensilien und der Ablauf der Zeremonie sind streng geregelt. Auch die räumliche Gestaltung, das schmückende Beiwerk und die Bekleidung der Beteiligten unterliegt klaren Vorgaben. Entscheidend ist dabei der Geist des Tees und die innere Haltung der Teilnehmenden. Ruhe, Konzentration, Achtsamkeit und Einfachheit sollen die Zeremonie prägen. Der Tee trägt den Weg gemeinschaftlicher Meditation.

Lucys Xtra

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