EMCDDA und Europol veröffentlichen den dritten EU-weiten Bericht über den Drogenmarkt

Drug Report des EMCDDA

Pressekonferenz der EMCDDA zum EU Drug Report 2019 | CC by-nd-nc

Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (englisch: European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction, kurz: EMCDDA) hat jüngst ihren dritten „Drug Report“ veröffentlicht.

Der 260 Seiten starke Bericht widmet sich in seinen drei Kapiteln den Einflussfaktoren auf die Drogenmärkte, deren Beschreibung sowie mögliche Interventionsmöglichkeiten. Betrachtet werden die fünf absatzstärksten Drogenmärkte, namentlich: „Cannabis“, „Heroin und weitere Opioide“, „Kokain“, „Amphetamin, MDMA und Methamphetamin“ sowie „Neue Psychoaktive Substanzen“.

EU retail drug market size minimum estimate (2017) | CC by-nd-sa EMCDDA

Die Autoren liefern für jeden dieser Märkte eine minutiöse Schilderung der Produktion, Distribution und Preisentwicklung. Bemerkenswert ist dabei die detaillierte Analyse der Handelswege sowie des Reinheitsgrades der synthethischen Substanzen (z.B. bei Kokain; vgl. EMCDDA 2019:S.135).

Insgesamt beträgt der Handel mit illegalisierten Substanzen einen geschätzen Wert von 30 Milliarden Euro. Der „Cannabis-Markt“ besitzt dabei den größten Marktanteil (39%), gefolgt von Kokain (31%) und Heroin (25%) (vgl. ebd. S.28,29).

Alarmierend sind diese Zahlen insbesondere dann, wenn betrachtet wird, wohin diese gewaltigen Summen fließen. So zeigt sich, dass ein Großteil der Gewinne zur Finanzierung von terroristischen (oder anderweitig kriminellen) Organisationen dient (vgl. ebd. 2019: 33), was in seiner Konsequenz auch beispielsweise Menschenhandel und Umweltzerstörung Vorschub leistet (vgl. ebd. 2019: 13).

Location of sites related to amphetamine production in the EU, 2015-17 | CC-by-nd-nc EMCDDA

Einzige Schwachstelle und kritikwürdigster Teil des Berichtes sind die konkreten Interventionsmöglichkeiten. Während wichtige Instrumente wie Darknet– und Wastewater– Monitoring dargestellt werden, kränkeln viele Handlungsvorschläge an realitätsfernen Ideen von der „drogenfreien Gesellschaft“, wie sie auch in der „European Union Drugs Strategy 2013-2020“ (vgl. EC 2013: S.7) impliziert werden.

Substanzielle Vorschläge zu Legalisierungs- oder Entkriminalisierungsmodellen werden nicht geliefert, obwohl diese vermutlich den einzig reellen Ausweg aus der Drogenproblematik liefern würden.

Dirk Netter

EMCDDA and Europol (2019): EU Drug Markets Report 2019, Publications Office of the European Union, Luxembourg.

European Council (EC) (2013): European Union Drugs Strategy 2013-2020. Luxembourg.

Infografiken zum Bericht