LSD-Analoga

Von ALD-52 bis LSZ

Bereits seit der Entdeckung der Wirkung des LSD durch Albert Hofmann 1943 werden stetig neue psychedelische Stoffe durch chemische Veränderungen des LSD-Moleküls entwickelt. Forscher wollen dadurch ihre Wirkweise besser verstehen und Psychonauten der Kriminalisierung entgehen. Zudem können einige dieser Analoga den Konsumenten neue Varianten der psychedelischen Erfahrung eröffnen.

LSD entfaltet seine psychedelische Wirkung vor allem durch die Bindung an die neuronalen Serotoninrezeptoren 5-HT2A und B, die in vielen Regionen des Gehirns vorkommen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass auch andere Moleküle, welche an diese Rezeptoren binden, psychedelische Effekte auslösen können. Dieser Gedanke hat Forscher und Drogenchemiker dazu beflügelt, immer neue LSDVarianten herzustellen und zu testen. Pioniere dieser Forschung waren unter anderem Alexander Shulgin (1925–2014) und David Nichols.
Die Entwicklung neuer Moleküle birgt jedoch häufig Überraschungen. Bereits Albert Hofmann beschrieb vier LSD-Varianten (Abb.1), die chemisch fast identisch sind, sich aber zueinander wie Bild und Spiegelbild verhalten (Stereoisomere). Dabei stellte er fest, dass von den vier unterschiedlichen LSD-Varianten nur das 5R,8R-LSD psychedelisch aktiv ist. Nur diese Form ist normalerweise mit «LSD» gemeint und wurde von Hofmann «LSD-25» genannt.

Einige LSD-Analoga können neue Varianten der psychedelischen Erfahrung eröffnen.

Von den Dutzenden hergestellten LSD-Varianten wird nur eine kleine Anzahl regelmäßig von Konsumenten genutzt. Obwohl einige dieser Substanzen chemisch bereits seit Jahrzehnten bekannt sind, müssen sie immer noch als Research Chemicals gelten. Es gibt zu ihnen nur anekdotische Beschreibungen von Einzelpersonen und keine umfassende wissenschaftliche Literatur. Obwohl kein Todesfall allein aufgrund des Konsums eines LSD-Analogons bekannt ist, sollte man beim geplanten Konsum der weniger erforschten Substanzen höhere Vorsicht walten lassen.
Aktuell sorgt das 2015 zum ersten Mal synthetisierte 1-Propionyl-LSD (1P-LSD) für Aufsehen. Dieses Analogon zeigt nach Einschätzung vieler Nutzer identische psychoaktive Wirkungen wie LSD. Tatsächlich zeigten Laboruntersuchungen, dass die 1-Propionylgruppe im menschlichen Blutserum abgespalten wird und klassisches LSD im Blut verbleibt. Der gleiche Mechanismus wurde später bei der Umwandlung von 1P-ETH-LAD zu ETH-LAD beobachtet und spielt möglicherweise auch bei 1-Acetyl-LSD (= 1A-LSD = ALD-52) eine Rolle.
Sowohl dem 1A-LSD als auch den beiden exotischeren Analoga LSZ und LSM-775 wird eine LSD-identische Wirkung nachgesagt. 1A-LSD und LSZ sollen dabei ebenso potent sein wie LSD, während LSM-775 nur ein Zehntel der Stärke aufweist. Die am Stickstoffatom an Position 6 des LSD-Moleküls veränderten Stoffe ETH-LAD, PRO-LAD und AL-LAD sollen dagegen eine zwar zueinander ähnliche, aber vom LSD unterschiedliche Wirkung erzeugen. Oft wird ihnen ein geringerer geistig-emotionaler Effekt, dafür jedoch stärkere optische Wirkung nachgesagt. Aufgrund ihres sehr eigenen Wirkprofils werden sie zuweilen als eigenständige psychedelische Substanzen angesehen.

Brandt et al. 2015, »Return of the lysergamides. Part I: Analytical and behavioral characterization of 1-propionyl-d-lysergic acid diethylamide (1P-LSD), Drug Testing and Analysis
Brandt et al. 2017, »Return of the lysergamides. Part III: Analytical characterization of N6-ethyl-6-norlysergic acid diethylamide (ETH-LAD) and 1-propionyl ETH-LAD (1P-ETH-LAD,), Drug Testing and Analysis
Brandt et al. 2017, »Return of the lysergamides. Part IV: Analytical and pharmacological characterization of lysergic acid morpholide (LSM-775), Drug Testing and Analysis

Linus Naumann