Text: Kevin Johann
Das Phänomen erweiterter Bewusstseinszustände spielt in der modernen wissenschaftlichen Bewusstseinsforschung, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Weder die medizinischen, noch die kognitionswissenschaftlichen, psychologischen, neurowissenschaftlichen oder philosophischen Ansätze von Bewusstseinsforschung scheinen den Konsum entheogener Substanzen oder andere bewusstseinserweiternde Techniken, wie beispielsweise Meditation oder holotropes Atmen, ernsthaft als passable Methoden in Erwägung zu ziehen. Diese Tendenz löst sich allerdings zunehmend in Wohlgefallen auf, denn die sogenannte psychedelische Renaissance ist in vollem Gange. Dabei liefert insbesondere die psychonautische Forschung tiefgehende Einsichten und Aufschlüsse über die unterbewussten Strukturen und Vorgänge der menschlichen Psyche. Vor allem in einer transdisziplinären Fokussierung birgt die Psychonautik sogar das Potenzial, der sogenannte «Königspfad» wissenschaftlicher Bewusstseinsforschung zu werden. Wären da nicht nach wie vor die repressiven Gesetzesbestimmungen und Vorurteile, welche derartige wissenschaftliche Forschungsprojekte enorm erschweren, sogar verhindern zu versuchen und folglich in den Untergrund verdrängen.
Neben einer Einführung in die Welt der Psychonautik werden in diesem Artikel Persönlichkeiten bzw. herausragende Psychonauten vorgestellt, die durch ihre psychedelischen Forschungsarbeiten verschiedenster Art wichtige Meilensteine in der wissenschaftlichen Bewusstseinsforschung gesetzt haben.
Definition und Begriffsherkunft
Der auf Ernst Jünger zurückzuführende Begriff Psychonautik (Jünger 2008: 362) kann definiert werden als die Erforschung der eigenen Psyche, oder anders ausgedrückt: als das Bereisen innerer Landschaften zum Zwecke der Erkenntnisgewinnung. Dies geschieht zum einen durch den Konsum entheogener Substanzen, wie beispielsweise LSD, Psilocybin, Meskalin, Ayahuasca, oder aber auch durch das Praktizieren bestimmter Techniken, wie beispielsweise Yoga, Meditation und holotropes Atmen.
Menschen, die sich aus wissenschaftlichem Antrieb heraus beziehungsweise zur persönlichen Erkenntnisgewinnung mit der Erforschung des eigenen Bewusstseins beschäftigen, sei es durch den Einsatz spezieller Drogen oder durch die Praxis anderer Techniken, werden als sogenannte Psychonauten bezeichnet. Meist im Selbstversuch werden die inneren Landschaften bereist und dabei ganz verschiedene Aspekte des erweiterten Bewusstseins untersucht und erforscht, während im Anschluss die Erfahrung sowie mögliche Erkenntnisgewinnung im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit, eines subjektiven Erfahrungsberichtes («Reisebericht») oder einer künstlerischen Darstellung (visionäre Kunst) publiziert wird.
Die etymologische Herkunft des Begriffs findet sich im alten Griechenland. So handelt es sich bei der Psychonautik um eine Kombination der beiden griechischen Wörter psyche (dt. Atem, Hauch, Seele) und nautike (dt. Schifffahrtskunde). Metaphorisch betrachtet handelt es sich aber weniger um eine Schifffahrt als vielmehr um einen astronautischen Flug durch den inneren Kosmos bzw. das innere Universum, mit einer anschließenden Kartographierung und gegebenenfalls wissenschaftlicher Analyse der entdeckten «Landschaften» oder «Seelenräume».
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