LSD auf dem Land

Neues Buch: Tipp der Redaktion

In diesen Zeiten der psychedelischen Renaissance erscheinen immer mehr Bücher zur Thematik in immer mehr Verlagen. So auch das unbedingt empfehlenswerte Opus LSD auf dem Land von Beat Bächi aus der Schweiz, das sich mit der „Produktion und kollektiven Wirkung psychotroper Stoffe“ beschäftigt, wie der Untertitel verrät.

Der Verlag – die Konstanz University Press – zum 146 Seiten starken Band:

Forschungen mit psychedelischen Stoffen erleben derzeit eine Renaissance. Jahrzehntelang als Protestdroge der Beatniks und Hippies verpönt, werden LSD und Psilocybin erneut als Hoffnungsträger der Medizin gehandelt. Doch wie gelangte Mutterkorn als landwirtschaftlicher Ausgangsstoff von LSD überhaupt in die Laboratorien der Pharmaindustrie? Und wie wurde aus einem potenziellen Medikament der Psychiatrie eine Ikone der Gegenkultur?

Das Buch von Beat Bächi stellt nicht abermals die hinlänglich bekannten Orte und Akteure – Harvard, San Francisco oder Timothy Leary – ins Scheinwerferlicht. Stattdessen nimmt es seinen Anfang beim Anbau des Mutterkorns im Emmental und im Luzerner Hinterland und setzt deutlich früher ein als die geläufigen Hippie-Erzählungen. Der Weg von den Schweizer Äckern über die Laboratorien des Chemie-Unternehmens Sandoz hin zur Psychiatrie und in die Gegenkultur ist weit und erklärungsbedürftig. Um als Hoffnungsträger einer antikapitalistischen Bewegung wirken zu können, musste der Stoff erst mit mexikanischen Zauberpilzen in Kontakt treten, die als »Fleisch der Götter« der Azteken gehandelt wurden. Bei der Verwandlung dieser Zauberpilze in die chemische Substanz Psilocybin spielten Staudammprojekte, indigene Gemeinschaften, Anthropologen, Missionarinnen, Flugzeuge, Lasttiere und Banker eine zentrale Rolle.

Im Zentrum von LSD auf dem Land stehen die Verflechtungen zwischen der Praxis der Mutterkornkultur in der Schweiz mit der anthropologischen, missionarischen, linguistischen, biologischen und mykologischen Feldarbeit in der Sierra Mazateca. Erst die Fokussierung auf die Produktionsgeschichte und die Materialität dieser Stoffe macht deutlich, wie wandelbar Psychotropen waren und immer noch sind: als Heilmittel in der Psychiatrie, als indigene Medizin, als Hippie-Drogen oder auch als militärische Kampfstoffe.

Dieser Vorschau auf den am 27. Juli erschienenen Band folgt in Kürze eine Besprechung in Lucys Rausch.

Hier kann das Buch direkt beim Verlag bestellt werden.

Tipp der Redaktion!