Psilocybin-Playlist der Johns Hopkins University

Soundtrack für den Pilztrip

Logo des 'Center for Psychedelic Consciousness Research" | Im Hintergrund: Elias van Nijmegen 'Baroque Instruments' (public domain)

Die richtige Musik für den Pilztrip? Wenn es nach den Forschern vom Center for Psychedelic & Consciousness Research (CPCR) geht, ist die Antwort klar: Vivaldi, Brahms und Bach.

Während für viele wohl eher Psychedelic Trance, Progressive Rock oder andere moderne Musikrichtungen den Soundtrack der Wahl dominieren würden, gehen die Forschenden der Johns Hopkins University mit ihrer „Psilocybin Playlist“ bewusst einen anderen Weg.

Denn am CPCR, das an der renommierten Johns Hopkins University angesiedelt ist, geht es weniger um einen spannenden Freizeit-Trip, sondern um die Erforschung der therapeutischen Anwendung von Psilocybin.

William Richards, verantwortlich für die Zusammenstellung der Playlist, erforscht seit Jahrzehnten entheogene Substanzen in Bezug auf deren Anwendung in der psychotherapeutischen Praxis. Auf der Basis seiner langjährigen Forschungsarbeit, sammelte er Erfahrungen mit vielen verschiedenen Patienten, die sich in der akribischen Auswahl der Musikstücke widerspiegelt:

„In Bezug auf die Musik versuche ich die besten Entscheidungen zu treffen, die ich treffen kann. Dabei versuche ich, das »sehr Gute« vom »Exzellenten« zu trennen.“

Die Auswahl von überwiegend klassischen bzw. barocken Stücken begründet Richards damit, dass die Versuchspersonen von orchestraler Musik weniger abgelenkt seien und auch weniger Gefahr laufen würden, in alltägliche Gedankenmuster zu verfallen.

Obwohl die Selektion der Einzelstücke wichtig sei, komme deren Reihenfolge eine noch viel größere Bedeutung zu. So wird zu Beginn der Session treibende, sich langsam entfaltende Musik bevorzugt, die später durch vielschichtige und flächigere Kompositionen abgelöst wird:

„Auf dem Peak des Pilztrips wird die Musik zu einem Spiegel transzendentalen Bewusstseins, der vielleicht nicht einmal bewusst registriert wird, aber bei Bedarf doch wahrnehmbar ist – wie ein Netz für einen Trapezkünstler“ (William Richards).

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Wenn der Höhepunkt der Erfahrung abebbt, folgen monumentalere Stücke, wie Richard Strauss‘ Tod und Verklärung, welche die gleichnamige Phase der Verklärung einleiten soll.

Gegen Ende der Playlist finden sich schließlich weltlichere Stücke, wie beispielsweise von den Beatles und Mercedes Sosa, bis die Playlist mit Louis Armstrongs „What a wonderful world“ endet und die Reisenden sanft zurück in die Realität des Alltagsbewusstseins begleitet.

Auch wer mit Richards Musikauswahl wenig anzufangen weiß, kann sicherlich aus diesen Erfahrungswerten etwas für die Auswahl der eigenen „Trip Playlist“ lernen. Er selbst fasst zusammen:

„Außergewöhnliche Bewusstseinszustände können auch in absoluter Stille auftreten (…). Bei angemessener Dosierung habe ich nicht das Gefühl, dass die Musik bestimmte Erfahrungen ‚verursacht‘; vielmehr unterstützt und untermauert sie den Erfahrungsfluss, da sich für die jeweilige Person eigene Inhalte herausbilden.“

Die Playlist kann auf den gängigen Musikstreamingdiensten nahezu vollständig aufgefunden werden. Die komplette Version findet sich in William Richards Buch „Psychedelics and Religion“ (S.223).

Dirk Netter