Studie: Mäuse, Männer, Stress und Ketamin

Ketaminwirkung bei Mäusen abhängig vom Geschlecht des Applizierenden

Foto: Pixabay

Ketamin als antidepressiv wirksame Arznei ist schon länger im Gespräch. Eine im August 2022 veröffentlichte Studie der University of Maryland (Baltimore, USA) unter Leitung von Tedd Gould hatte zum Ergebnis, dass eine antidepressive Wirkung von Ketamin bei Mäusen abhängig vom Geschlecht der Person ist, die den Stoff verabreicht. So zeigte die Substanz lediglich dann eine depressionslindernde Wirkung, wenn es den Tieren von Männern appliziert wurde. Dabei erhielten die Versuchstiere nach dem Zufallsprinzip entweder ein Placebo oder Ketamin – appliziert von Männern bzw. Frauen. Der antidepressive Effekt des Ketamins stellte sich jeweils nur ein, wenn ein männlicher Forscher dem Tier die Substanz gab. Um zu prüfen, ob die jeweiligen Reaktionen auc unter anderen Umständen reproduzierbar sind, wurde der Versuch an verschiedenen Universitäten und von unterschiedlichen Wissenschaftlern durchgeführt. Mit stets gleichem Ergebnis.

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Wie das Forscherteam herausfand, stand der Körpergeruch der Wissenschaftlerinnen und Wissenschafler im Zusammenhang mit der Wirkung des Pharmakons. Denn obwohl nur von Männern appliziertes Ketamin wirksam gegen Depressionen ist, fanden Mäuse den Geruch der männlichen Kollegen gar nicht betörend, sondern sogar abstoßend – die Tiere bevorzugten weibliche Körperdüfte. Die Mäuse zeigten außerdem vermehrt Stressreaktionen, wenn sie von Männern berührt wurden.

Wieso wirkte das Ketamin dann aber nur antidepressiv, wenn es von männlichen Personen verabreicht wurde, obwohl Mäuse gleichzeitig deren Gerüche als unangenehm empfanden? Grund dafür ist der Stress, unter dem die Versuchstiere litten: Das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) ist unter anderem für Stressreaktionen verantwortlich und wird in Mäusegehirnen offensichtlich u.a. dann ausgeschüttet, wenn sie männlichen Körpergeruch wahrnehmen. Je mehr CRH freigesetzt wurde, desto mehr zeigte sich ein antidepressiver Wirkmechanismus durch Ketamin.

Das verantwortliche Forscherteam merkte allerdings an, dass viele weitere Umstände zu derlei Ergebnissen geführt haben könnten. Sie empfehlen dennoch in zukünftigen Tierversuchen das Geschlecht der Experimentator/-innen mit anzugeben und es in statistische Berechnungen miteinzubeziehen.

Ressourcen:
www.spektrum.de
www.nature.com