Tim Learys 100. Geburtstag

Dem LSD-Advokaten zum Gedenken

Allen Ginsberg, Timothy Leary, und John C. Lilly 1991 | CC-BY-SA P. Bailey

Der LSD-Advokat, „Trickster“ und Wissenschaftler Timothy Leary wäre am heutigen Tage 100 Jahre alt geworden.

In seiner fast fünfzigjährigen Schaffensphase veröffentlichte er unzählige wissenschaftliche Aufsätze, Bücher und Audioaufnahmen, die zum Großteil bereits 2009 als gemeinfrei erklärt wurden und zum Download bereitstehen.

Obwohl Leary einige essentielle Grundideen zur psychedelischen Wissenschaft beigetragen hat, allen voran die Popularisierung der Theorie von Dosis, Set und Setting, ist er aufgrund seiner extrovertierten Persönlichkeit und seines Umgangs mit LSD in den 1960ern nicht unkritisiert geblieben.

In einem seiner letzten offiziellen Interviews begegnete er dieser Kritik in seiner eloquenten und charmanten Art:

“About a third of what I’ve said is just flat out bullshit. About a third of what I’ve said is just dead wrong. But a third of what I’ve said have been home runs. So I’m batting a .333, which puts me in the hall of fame.”

„Etwa ein Drittel von dem, was ich gesagt habe, ist völliger Blödsinn. Etwa ein Drittel von dem, was ich gesagt habe, ist schlichtweg völlig falsch. Aber ein Drittel von dem, was ich gesagt habe, waren Homeruns. Ich schlage also einen .333er, was mich in die Hall of Fame bringt.“

Es waren dieser Showmanship, aber auch seine Bereitschaft, weit außerhalb des Konventionellen zu denken, die Leary zu einer der popkulturellen Ikonen der heutigen Zeit werden ließ. Er und seine Ideen dienten vielen verschiedenen Künstlern und Literaten als Basis ihres Schaffens. An manchen dieser Werke war er zudem noch selbst beteiligt.

Filme

Leary war als Schauspieler in über 20 Filmen zu sehen und schrieb das Drehbuch für vier Dokumentationen.

So ist er beispielsweise in der Rolle des „Sims“ im feministischen Science-Fiction Film „Conceiving Ada“ zu sehen, der die Computerpionierin Ada Lovelace behandelt. Ganz im Sinne des „Cyberdelic-Space“ soll im Verlauf des Filmes Lovelaces Bewusstsein mittels „unsterblicher Informationswellen“ kontaktiert und in die moderne Welt transferiert werden.

Ein weiterer Geheimtipp ist die 1994 veröffentlichte VHS „How to Operate Your Brain“. Unterlegt mit elektronischer Musik, vermittelt Leary in diesem farbenfrohen Kunstfilm seine psychedelischen Cyberspace-Theorien der 90er Jahre. Der Film hat eine Spieldauer von knapp 30 Minuten, die sich nicht nur für Fans seiner Science-Fiction-Ideen lohnen.

Anzeige

Musik

Das 1964 erschienene Buch „The Psychedelic Experience“ diente als Inspiration für John Lennons „Tomorrow Never Knows“. Fünf Jahre später lieferte Leary den Titel „Come Together“ und war dabei, als Lennon und Yoko Ono den Titel „Give Peace a Chance“ während ihres „Bed-Ins“ aufnahmen.

The Moody Blues schrieben auf ihrem 1968 Kult-Album „In Search of the Lost Chord“ zwei Songs über Leary, darunter das bekannte „Legend of a Mind“.

1993 war er auf Billy Idols „Cyberpunk“ Album zu vernehmen, bei dem er die Narration des Intros übernommen hat.

Die britische progressive Rock Band Porcupine Tree verwendete Samples von Learys „L.S.D.“ auf ihrem 2000er Psychedelic-Rock-Album „Voyage 34: The Complete Trip“, dessen Cover-Artwork ebenfalls von Leary beeinflusst ist.

Ebenso verwendete die US-amerikanische Band Tool in ihrem Track „Third Eye“ einige gesprochene Worte aus dem oben genannten „How to operate your Brain“.

Weiterführend:

https://www.erowid.org/culture/characters/leary_timothy/

https://archive.org/details/Tim_Leary_Archive

https://web.archive.org/web/20200812112732/http://www.timothylearyarchives.org/

Lattin, Don (2011): The Harvard Psychedelic Club: How Timothy Leary, Ram Dass, Huston Smith, and Andrew Weil Killed the Fifties and Ushered in a New Age for America.

Leary/Metzner/Alpert (1964): The Psychedelic Experience. A Manual Based on the Tibetan Book of the Dead.

Leary, Timothy (1968): The Politics of Ecstasy.

Leary, Timothy (1994): Chaos & Cyber Culture.

Dirk Netter