Adieu, Marlene Mortler!

Deutsche Drogenbeauftragte geht nach Brüssel

Sie hat sich im Rahmen ihres Politjobs nicht gerade mit Ruhm bekleckert: Marlene Mortler, bundesdeutsche CSU-Politikerin und Drogenbeauftragte wirft hin und geht nach Brüssel. Anlässlich der EU-Wahlen im Mai hatte die CSU ordentlich Wählerstimmen abgeräumt, und damit zieht Mortler für ihre Partei ins EU-Parlament nach Brüssel. Die Cannabis-Szene freut sich, ohne zu wissen, wer die Nachfolge Mortlers antreten wird.

Seit 2014 hatte Marlene Mortler das Amt der Bundesdrogenbeauftragten bekleidet – das heißt: Ganze fünf Jahre bedachte die ehemalige Landwirtin das deutsche Volk mit ihren zum Teil unsinnigen Äußerungen zum Thema Cannabis. Nur einige Beispiele von Aussagen, mit denen die 63-Jährige sich einen Platz in den Geschichtsbüchern des Drogenkriegs sicherte: Auf die Frage eines Journalisten, wieso Cannabis verboten ist und Alkohol nicht, antwortete Marlene Mortler: „Weil Cannabis eine illegale Droge ist. Punkt.“ Sachverständiger geht es wohl kaum noch. Auch so ein Klassiker ist die Sentenz Mortlers „Alkohol gehört im Gegensatz zu Cannabis zu unserer Kultur“, womit sie darauf anspielen wollte, dass der Genuss von alkoholischen Getränken ins gesellschaftliche System eingebettet ist, ihrer Ansicht nach im Gegensatz zum Hanf, der, wie sie denkt, aus anderen Kulturkreisen gekommen sein muss. Das entspricht allerdings nicht den Tatsachen, denn auch in Europa und speziell in deutschsprachigen Raum war der Hanf einstmals als ganz normale landwirtschaftlich genutzte Pflanze behandelt worden. Sogar Wildpflanzenbestände gab es – auch in Deutschland und den angrenzenden Ländern. Diese wurden durch die hysterischen Drogenkrieger jedoch systematisch ausgerottet.

Für ihre inkompetenten Sprüche hatte Mortler einiges einstecken müssen – bis hin zu (vermutlich nicht ernst gemeinten) Morddrohungen. Da hatte sich die Gemeinde der hasserfüllten Cannabisten aber keinen Gefallen mit getan, denn Unsachlichkeit nützt nun wirklich niemandem etwas. Letztlich sah Marlene Mortler sich aufgrund der Hetzjagd gezwungen, ihren Facebook-Account zu löschen, damit die Anfeindungen im öffentlichen Raum zumindest dort ein Ende finden konnten.

Jetzt ist Marlene Mortler ins EU-Parlament gewählt worden und geht nach Brüssel. Ihren Job als Drogenbeauftragte kann sie demnach nicht mehr ausfüllen. Die einen freut‘s, die anderen verabschieden Mortler mit einer Träne im Knopfloch. Denn mit ihren hanebüchenen Aussagen zur Cannabispolitik hatte Marlene Mortler so manchen Bock geschossen – nicht immer zum Nachteil der Hanfgemeinde. So schreibt zum Beispiel der Deutsche Hanfverband (DHV) zum Weggang Marlene Mortlers auf seiner Website, die Drogenbeauftragte habe „das Verbot von Cannabis mit so offensichtlich unsinnigen Argumenten verteidigt, dass das selbst Menschen vom Gegenteil überzeugt hat, die sich noch gar nicht mit dem Thema befasst hatten“. Auf diese Weise hatte die CSU-Politikerin also für die Liga der Befürworter einer Freigabe von Cannabis eine Lanze gebrochen – freilich, ohne das zu beabsichtigen. Trotzdem war sie für die Aufgabe der deutschen „Drogenexpertin“ schlichtweg nicht die Richtige. Es fehlte ihr jegliche Kompetenz, über das Thema auch nur zu sprechen.

Allerdings sollten wir nicht zu früh lachen, dass Marlene Mortler nun geht. Denn wer ihre Nachfolge antreten wird, ist zurzeit noch unklar. Vermutlich wird der oder die neue Drogenbeauftragte auch aus den Reihen der CSU kommen.

Infos: www.drogenbeauftragte.de; www.hanfverband.de

(mb)