Über Set und Setting ist vieles schon geschrieben und erzählt worden. Und trotzdem kann es nie genug sein, sind sich doch längst nicht alle Drogenkonsumenten darüber im Klaren, welche fundamentale Bedeutung diese beiden Faktoren haben.
Es kann einen großen Unterschied machen, beispielsweise LSD im Wohnzimmer oder im Wald einzunehmen. Dabei muss nicht das eine besser sein als das andere. Es dürfen aber durchaus verschiedene Reaktionen erwartet werden, weil der von außen kommende Input schlichtweg komplett andersartig ausfallen kann.
Set und Setting
Unter Set verstehen wir die Befindlichkeit des Psychonauten, die Laune und Stimmung, den gesundheitlichen Status (den akuten wie auch den generellen) und die allgemeine Tageskonstitution, zum Beispiel, ob man ausgeschlafen und fit ist oder müde und abgeschlagen. Das Set umfasst aber auch die Erwartungshaltung, die mit einer bevorstehenden psychedelischen Erfahrung einhergeht, die individuelle Erfahrung mit den Substanzen und die allgemeinen Lebensumstände. Hat der Psychonaut zurzeit private Probleme in der Beziehung, Familie oder Beruf? Hat er oder sie Geldsorgen oder andere Ängste und Nöte? Und ist sie oder er traumatisch oder gesundheitlich anderweitig vorbelastet? Vielleicht auch unbewusst? Das alles sind Fragen, die sich der Psychedeliker stellen sollte, bevor er das Raumschiff in den Psychedelic Hyperspace besteigt.
Unter Setting verstehen wir die Umgebung, in der ein Trip stattfindet, wie auch die Wahl der psychonautischen Gemeinschaft – der Mitreisenden. Letztlich ist das Setting das, was wir oben besprochen haben: eine Tripumgebung drinnen oder draußen.
Darüber hinaus ist es von Essenz, äußere Störfaktoren abzuschalten, zum Beispiel den klingelnden Nachbarn, Vermieter oder Postboten, unangekündigte Besuche und so weiter.
Auch die unmittelbare Umgebung spielt eine große Rolle. Ist das Trip-Environment sauber und ordentlich, bietet es Schutz, sind alle potenziellen Gefahren aus dem Weg geräumt, wie auch beispielsweise herumliegende Gegenstände, über die man stürzen kann? Sind alle Teilnehmer mit den Gerüchen zufrieden und auch mit den visuellen Installationen? Das alles ist immens wichtig für den erfolgreichen Verlauf eines psychedelischen Trips, nimmt man unter dem Einfluss von psychoaktiven Substanzen doch insbesondere die Details des Settings wahr.
Indoor-Psychedelik: drinnen trippen
Wer im Indoor-Setting feiert oder eine psychedelische Sitzung durchführt, der hat in der Regel seine festen Abläufe. Manche richten sich den Raum möglichst bunt, abgespaced und psychedelisch ein, andere setzen auf helle, freundliche und minimal eingerichtete Räumlichkeiten mit frischen Blumen und einigen wenigen Kunstwerken. Die einen stehen auf an die Wand gespielte Visuals und pompöse LED-Blitzlichtgewitter, während andere nach Einnahme eines Psychedelikums eine Maske und Kopfhörer aufsetzen und sich auf die Couch betten, um ungestört die Innenweltreise anzutreten. Die einen setzen also mehr auf Ablenkung bzw. Bespielung von Außen, während die anderen sich auf das konzentrieren, was in ihrem Inneren abläuft.
Outdoor-Trippen: Im Schoß von Mutter Natur
In der Natur sind die Grundvoraussetzungen schon anders. Psychonauten, die zum Beispiel im Wald, auf einer Wiese oder am Wasser Psychedelika einnehmen, berichten häufig von einenden Naturerlebnissen, von der Schau des Lebendigen in allem, was die Natur zu bieten hat – inklusive uns selbst, die wir auch ein Produkt der Natur und nicht etwa von dieser getrennt sind. Der Anblick einer Blüte, eines Grashalmes oder eines Tropfen Wassers auf einem Blatt kann unter Einfluss eines Psychedelikums zu derart mystischem und visionärem Erleben führen, dass der Psychonaut in ihnen das Geheimnis des Lebens zu erkennen befähigt sein kann. Die freie Natur hält dabei alle möglichen Eindrücke für uns bereit! Wer draußen trippt, kann sogar auf musikalische Untermalung verzichten und den Geräuschen lauschen, die die natürliche Umgebung erzeugt. Das bringt eine ganz eigene Art der psychedelischen Erfahrung mit sich.
Hybridform: Festival- und Party-Psychonautik
Wer zwar in der Natur, dafür aber im Festival- oder Partysetting seine psychedelische Session abhält, hat wieder andere Eindrücke und Inputs zu verarbeiten. Hier sind es in erster Linie die Musik, die Gemeinschaft und die visuellen wie auch olfaktorischen Reize, also die Deko und die verschiedenen Gerüche, die in solchen Umgebungen prominent hervorstechen. Auf den Luxus, in bestimmten Situationen allein zu sein, muss man hier allerdings weitgehend verzichten. Auch ist die „Flucht“ vor äußeren Reizen deutlich erschwert, weil man sich höchstens ins Zelt oder ins Auto zurückziehen kann.
Solche Settings sind im Grunde für erfahrene Psychonauten geeignet, die genau wissen, was sie tun und sich entsprechend vorbereiten und dann während des Trips auch fallenlassen können. Wer in Sachen Psychedelika ein Newbie ist, sollte auf initiale Trips in Festival- und Partyumgebungen im Zweifel verzichten und erst mal im geschützten Rahmen probieren, wie er oder sie mit den Wirkungen der Substanz klarkommt.