Howard Marks, später bekannt unter dem Namen „Mr. Nice“, wurde am 13. August 1945 in Wales geboren. Nach seinem Studium an der renommierten Oxford University, welches er mit einem Master in Physik abschloss, entwickelte er sich zu einem der schillerndsten Drogenschmuggler der 1970er und 80er Jahre.
Im Gegensatz zu anderen Drogenhändlern, schwor sich Marks, ausschließlich mit Cannabis-Produkten zu handeln. Mit Hilfe des vermeintlichen IRA-Mitgliedes James Joseph McCann schmuggelte er zu Beginn seiner Karriere Marijuana und Haschisch aus Asien über Irland in das Vereinte Königreich.
Er bediente sich bei seinen Aktionen verschiedenster Tarn-Identitäten, die bekannteste war die eines verurteilten Mörders Donald Nice. Marks beschloss den Namen, der eigentlich wie die Stadt Nice (zu deutsch: Nizza) ausgesprochen wurde, anders zu benoten. Mr. Nice (dt. „Nett“) war geboren.
1973 wurde er in den Niederlanden wegen internationalen Drogenhandels angeklagt, konnte jedoch aufgrund eines alten Kontaktes einer Strafe entgehen. Ein Freund aus Studienzeiten, Hamilton McMillan, war mittlerweile Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 und half Marks, der im Gegenzug seine Kontakte zur kriminellen Unterwelt offenbaren sollte.
Es folgten einige legendäre Schmuggel-Operationen, bei denen die PA-Boxen berühmter Rockbands wie Pink Floyd oder Genesis genutzt wurden, um Haschisch in die USA zu exportieren. Später gründeten er und seine Kollegen die fiktive Band „Laughing Grass“, um unabhängig von realen Bands Drogen Schmuggeln zu können.
Der Name war offensichtlich eher auffällig. Marks sagte dazu in einem Interview:
„[It was] maybe a bit risky. But we got away with it.“
Im Jahr 1988 wurde Marks, der mittlerweile auf Palma lebte, im Rahmen einer großangelegten DEA-Fahndungsaktion von den spanischen Behörden festgenommen. Es folgte ein langer Justizskandal, zu dessen Ende Marks in die USA verschleppt und dort für sieben Jahre in Haft genommen wurde.
Nach seiner Abschiebung in das Vereinte Königreich veröffentlichte er seine (lesenswerte!) Autobiographie „Mr. Nice“ und bereiste die Welt als Legalisierungsaktivist und Autor. Seine Autobiographie wurde im Jahr 2011 verfilmt, die Hauptrolle übernahm dabei der walisische Schauspieler Rhys Ifans als Howard Marks.
Marks verstarb am 10. April 2016 an den Folgen einer kurz zuvor diagnostizierten inoperablen Krebserkrankung. Er bereute sein Jahrzehnte währendes Leben als Drogenschmuggler in keiner Weise. In einem seiner letzten Gespräche mit dem Guardian fand er folgende Worte:
“Smuggling cannabis was a wonderful way of living – perpetual culture shock, absurd amounts of money, and the comforting knowledge of getting so many people stoned,”
(Der Cannabisschmuggel war eine wunderbare Art, den Lebensunterhalt zu verdienen – ein fortlaufender Kulturschock, absurde Geldmengen und das gute Gefühl zu wissen, viele Menschen stoned zu machen.)
Howard Marks
Dirk Netter
Literatur:
Howard Marks: Mr. Nice. Autobiografie, übersetzt von Carola Giese. Heyne Taschenbuch, München 2010, ISBN 978-3-453-67591-9
Howard Marks: Señor Nice. 1995–2006 Von Wales bis Südamerika; Edition Steffan, ISBN 978-3923838-547